Kapitel 8

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Spätestens jetzt wurden mir zwei Sachen klar: Seonghwa stand auf irgendeine Weise in Verbindung mit meinen Träumen und ich musste unbedingt herausfinden wie und warum.
- 31. Dezember -
Natürlich hatte ich nicht das Geringste herausgefunden. Zwar hatte er angefangen leise und sehr wortkarg mit mir und meiner Schwester zu reden, jedoch war er stets allen Fragen über sich aus dem Weg gegangen und Anderen gegenüber tat er weiterhin so, als wäre er Stumm. Auch die seltsamen Träume hatten zugenommen, bei denen sich ebenfalls mehr Fragen auftaten. Gerade war ich aus meinem neuesten aufgewacht, in dem ich bei Nacht auf eine mittelalterliche Burg geblickt hatte. Auf einem der Türme hatte eine junge Frau in einem wunderschönen roten Kleid gestanden und hatte verängstigt in den Nachthimmel gesehen. Als sich die Wolken vor dem Vollmond zur Seite geschoben hatten, war sie gefallen. Wie jedes mal hatte ich den furchteinflößenden Schrei von Miso gehört und war weinend aufgeschreckt. Warum ich mir so sicher war, dass es die Stimme meines Zwillings war, wusste ich selbst nicht. Auch hatte ich nicht die geringste Ahnung, weshalb sie jedes mal meinen Schlaf beendete. Jetzt starrte ich wuterfüllt in den Spiegel und schwor mir, dass ich diesen Schrei nie hören werden würde. Als ich in die viel zu großen Augen sah, aus denen Tränen liefen, drehte ich mich angewidert weg und nahm eine Rasierklinge aus dem Kosmetikschränkchen. 'Wehe ihr passiert etwas', wiederholte ich in meinem Kopf immer wider und sah voll Hass auf meinen vernarbten Oberschenkel. Tränen und Blut tropften in das Waschbecken und vermischten sich, als es leise an der Tür klopfte. Vorsichtig fragte meine Schwester: "Alles gut, Hyun? Weinst du?" Ich atmete tief durch und antworte mit fester Stimme: "Ja, meine Nase läuft bloß." "Ach so", kam fröhlich zurück und hopsende Schritte entfernten sich. 'Du solltest Schauspielerin werden, Hyunwoo', dachte ich ironisch. Ich verband mein Bein, nachdem ich es gesäubert hatte, und wusch mir mein Gesicht. Ich zog mir die Ärmel meines großen Pullis bis über meine Handgelenke, setzte ein strahlendes Lächeln auf und trat aus dem Badezimmer. In der Küche wünschte ich meiner Familie einen Guten Morgen und setzte mich mit einer Tasse Tee hin. Als mich alle jeweils auch begrüßt hatten, sah mich meine Mutter mit einem skeptischen Blick an: "Na, wieder kein Frühstück, Hyunwoo?" Ich überhörte ihre Spitze Bemerkung, der sie noch mit einem Blick zu meinem Vater und meiner Schwester hinzugefügte: "Du bist hier nicht diejenige, die abnehmen muss." Ich verdrehte innerlich die Augen und nahm einen Schluck von meinem schrecklichen Getränk. Mit ihr zu diskutieren wäre sinnlos, da sie es eh nicht verstehen würde. Um einer Weiterführung dieses Gesprächs aus dem Weg zu gehen, fragte ich schnell: "Miso und ich würden heute gerne bei einem Klassenkameraden Silvester feiern und dann dort übernachten. Dürfen wir?" Besagter Klassenkamerad war tatsächlich Seonghwa gewesen, der uns von sich aus gefragt hatte und damit mich und auch meine Schwester überrascht hatte. Ein schulterzuckendes "meinetwegen" kam als Antwort und mein Zwilling hüpfte glücklich wie ein Flummi durch das Zimmer. Sie rannt los um unser Gepäck zu packen, während ich meine Tasse leerte und mich schminken ging. Ich fing an mir zu überlegen, welche Fragen ich beantwortet haben wollte. Heute würde ich einiges herausfinden, nahm ich mir fest vor.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt