Kapitel 4

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"Seonghwa", rief meine Schwester und stürmte auf ihn zu um ihn zu umarmen "setz' dich zu uns." Er sah sie stirnrunzelnd an, folgte ihr dennoch zu unserem Tisch und setzte sich neben mich. "Für den jungen Herrn das gleiche wie immer?", fragte die überfreundliche Bedienung, als sie unsere Bestellung vor uns abstellte. Mr. Quiet nickte und kramte dann in seiner Tasche um den Block, den er stets bei sich hatte, herauszuholen. Er fing an, wie sonst auch, mit einem Bleistift, mit dem man locker jemanden hätte erstechen können, konzentriert das Papier zu bearbeiten. Und wie immer saß er in einem Sicherheitsabstand zu mir, der es unmöglich machte, auch nur einen Blick zu erhaschen. "Was machst du da?", fragte Miso, bevor sie sich ein Stück Kuchen in den Mund schob. Sie wurde großzügig, ebenfalls wie üblich, ignoriert. "Hmmm, ich liebe Schokokuchen", sagte mein Zwilling mit einem strahlenden Lächeln und kippte sofort einen großen Schluck ihres Cappuccinos hinterher. "Bist du übrigens auch oft hier, Seong?", fuhr sie fort unseren Tischnachbarn auszuquetschen. Nun sah er doch auf und zuckte nickend mit den Schultern, was wir als ein "Wenn ich Zeit hab'" deuteten. Ein weiteres mal wunderte ich mich über ihn: 'Warum sagt er nicht einfach 'Ja', anstatt wegen zwei Buchstaben zu schweigen?' Ich zerbrach mir weiter den Kopf bis ich schließlich vorsichtig hervorbrachte: "Warum redest du nicht, Seonghwa?" Ich schaute ihm voller Ehrlichkeit in die Augen. Da war es wieder, dieses Gefühl für den Bruchteil einer Sekunde, dass in seinem Blick plötzlich Alles anders schien. Als würde der Tag zur Nacht, als würde der Lärm zur Stille, als würde sich die Erde andersherum drehen. Er blätterte seine Zeichnung um und schrieb in einer sehr altertümlichen, aber dennoch wunderschönen, Handschrift ein einziges Wort: Geheimnis. Es war zum verzweifeln, ich wurde einfach nicht schlau aus ihm, wie oft ich mir auch noch Gedanken machen wollte. Außerdem hatte ich ihn kein einziges mal lächeln sehen seit wir ihn kannten, wobei er dadurch trotzdem nicht unfreundlich wirkte, wie man vielleicht annehmen könnte. Im allgemeinen schien alles an ihm die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihn zu ziehen, was er mit all seiner Kraft scheinbar versuchte zu verhindern. 'Doch warum nur?', fragte ich mich. Ich würde es herausfinden müssen, denn so langsam wurde ich neugierig. Er saß so weit von mir entfernt, sodass er fast am Nachbartisch saß, wobei ich trotzdem seine seltsame Aura spüren konnte. Es fühlte sich warm und geborgen an, wie die liebliche Umarmung einer Mutter und wie die friedliche Stille einer zu Boden fallenden Schneeflocke. Vor lauter Wohlgefühl schlief ich fast ein. Meine Schwester verhinderte das, indem sie überraschend fragte: "Gehen wir in den Ferien Campen?" "Campen?", fragte ich müde und verwirrt. "Ja! Wir zu dritt", antwortete sie begeistert "in den Ferien. Da am See." Als keiner reagierte, setzte sie ihren Hundeblick auf und bettelte: "Biiiitte, Hyunwoo? Du weißt ich war noch nie Zelten und ich will das mit euch machen. Bitte, bitte, bitteee." "Na gut", gab ich nach, "aber nur eine Übernachtung." Zu unser beider Überraschung stimmte auch Seonghwa zu.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt