Kapitel 18

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Verwirrt starrte ich ihn an und er sah mir in die Augen. Die offene Ehrlichkeit in seinem Blick überraschte mich nur noch mehr. "Was muss ich machen, dass du mir glaubst?", fragte er mit einem traurigen Unterton in der Stimme. "Vielleicht die Wahrheit sagen?", gab ich verunsichert zurück. "Es ist die Wahrheit", antwortete er und hielt mich an den Schultern fest, da ich fast das Gleichgewicht verlor. "Vorsicht", warnte er mich und fragte dann: "Musst du noch 'was machen, wobei du Hilfe brauchst?" "Meine Hose wieder anziehen", erklärte beinahe flüsternd und mein inzwischen abgekühltes Gesicht wurde erneut rot. Er ließ wieder einmal sein belustigtes Kichern hören und kniete sich mit meinen Händen auf seinen Schultern vor mich. Irgendwie machte es mich unerklärlich nervös, dass sich sein Kopf in dieser Position auf Höhe meines Bauches befand. Als er den Bund der Leggings über meinen Hintern zog, wandte ich meinen Blick ab. Danach reichte er mir meinen Pulli und hielt mich an den Hüften fest, dass ich ihn anziehen konnte und hob mich anschließend wortlos hoch. Ich wollte protestieren, doch er erklärte mir, dass er sich heute um mich kümmern würde und deshalb dafür sorgen würde, dass ich meinen Fuß nicht benutzte. Er trug mich also in die Küche, setzte mich auf einem Stuhl ab und band sich dann die rosa Blümchen-Schürze meiner Mutter um. Seltsamerweise sah er damit weniger lächerlich aus wie gedacht. Er half mir meinen Fuß hochzulegen und widmete sich daraufhin der Zubereitung des Frühstücks, wobei ich ihn beobachtete. Er stand mit dem Rücken zu mir am Herd und machte Rührei. Die pinke Schleife der Schürzenbänder hob sich von dem dunkelgrau seines Pullovers ab und ich musste unwillkürlich lächeln. Er hatte die Ärmel hochgeschoben und arbeitete konzentriert vor sich hin. Als ich seine breiten Schultern bewunderte, erinnerte ich mich an gestern und starrte grübelnd auf Seonghwas Rücken. Warum waren dort diese Narben? Oder hatte ich sie mir nur eingebildet? Mr. Quiet stellte vor mir einen Teller mit essen ab und setzte sich mir gegenüber. Wir aßen unser Frühstück, wobei ich mich mehrfach für Alles, was er bereits für mich getan hatte, bedankte. "Ich hab' keinen Grund dir meine Unterstützung bei irgendetwas zu verweigern, du hast es verdient, dass ich dir helfe", winkte er ab und ich hatte das Gefühl, dass mehr zwischen den Zeilen stand, was mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war. 'Ich sollte ihn nicht mehr Mr. Quiet nennen, sondern Mr. Mystery, oder so', dachte ich amüsiert und mir huschte ein Grinsen über's Gesicht. "Zu schade, dass ich nicht doch Gedanken lesen kann", sagte er mit hochgezogener Augenbraue, denn natürlich war ihm mein Gesichtsausdruck nicht entgangen.
Wir waren nach dem Essen mit einem Taxi zum Krankenhaus gefahren und saßen jetzt im Behandlungszimmer, als ein junger Arzt mit Brille eintrat. Seonghwa hatte es für sinnvoller gehalten in's Krankenhaus zu fahren, da sie hier technisch besser ausgestattet waren und vermeiden wollte unnötig Zeit zu verschwenden, indem wir erst zum Hausarzt gingen, nur dass er uns dann hierher überweisen würde. Doktor Choi entfernte den laienhaften Verband, den meine Schwester angelegt hatte und begutachtete die Verletzung. Er ließ meinen Fuß röntgen und stellte mit dem selben Wortlaut, wie es mir mein Begleiter erklärt hatte, dass es sich um eine Haarfraktur handelte. Auch zu meiner Wange und wie ich mit den Verletzungen umgehen sollte erklärte er genauso wie Seonghwa. Ich bekam eine Gänsehaut und fragte, sobald der Arzt den Raum verlassen hatte: "Hast du meine Zukunft gesehen? Doktor Choi hat genau das gleiche gesagt wie du heute morgen!"

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt