Kapitel 48

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"Danke, dass du mir geholfen hast", sagte ich verlegen und bekam als Antwort nur ein Grinsen vom Fahrersitz. Yeosang steuerte das Auto über die leere Landstraße und summte leise vor sich hin. Ich hingegen war weniger entspannt, denn mein schmerzender Oberschenkel hörte einfach nicht auf zu bluten und ich presste meine Hände unauffällig auf die Wunde. "Wir holen Seonghwa und fahren dann zu den anderen", erklärte er lächelnd "Deine Schwester ist auch bei ihnen!" Bei dem Gedanken an meine Schwester schlich sich nun trotzdem ein kleines Lächeln auf meine zusammengekniffenen Lippen. Ich sah auf meine Hände herab, wo zwischen den Fingern das Blut hervorquoll und ich drückte fester zu. Ich konnte nicht sterben! Diesmal wollte ich leben. Ich durfte einfach nicht sterben! Als ich aus dem Fenster sah, bogen wir gerade auf den Hof einer Farm ein. Durch den feinen Nieselregen entdeckte ich eine Person, die aus der Tür trat. Sobald das Fahrzeug stand, riss ich die Autotür auf, sprang raus und rannte los, mein schmerzendes Bein ignorierend. Ich stürmte auf ihn zu und umarmte ihn eng. "Es tut mir so leid...", schluchzte ich und weinte in seinen Kapuzenpulli. "Ich hab' dich vermisst, Prinzessin!", gab Seonghwa zurück und legte seine Arme um mich. Für eine gefühlte Ewigkeit hielten wir uns umarmt, bis meine Tränen trockneten. Langsam lösten wir uns und er sah in mein verheultes Gesicht. Liebevoll strich er mir über die Wange und blickte sorgenvoll auf mich herab. "Ich hatte Angst um dich... ich dachte ich seh' dich nie wieder...", meinte er und seine roten Augen verrieten mir, dass er die Wahrheit sagte. Mich überkam erneut die Reue und ich wiederholte: "Ich habe dich gehasst... Ich wusste nicht... es tut..." Meine Stimme brach ab und meine Beine gaben nach, doch er reagierte schnell genug um mich festzuhalten. "Hyun!", rief er besorgt "was ist los? Du bist so blass!" Ich sah hinab auf das Loch in meiner Leggings, das den Blick auf die Schusswunde freigab. "M-meine Kräfte... s-sie funktionieren nicht...", erklärte ich kleinlaut, woraufhin er sofort reagierte. "Yeosang! Bring den Erstehilfekasten!", schrie er, kniete sich vor mich und zog das Band aus seinem Hoodie. Dann zerrte er das Band aus meinem ebenfalls heraus und verdrehte sie miteinander. Er fluchte, während er sie oberhalb der Wunde um meinen Oberschenkel schlang und fest verknotete. Der Dämon warf ihm das Verbandszeug zu, woraufhin er mein Bein mit mehreren Verbänden fest verband. "Die Kugel muss raus!", wieß er an und trug mich ins Auto "nur hab' ich hier leider nichts um das zu machen!" Er schnallte mich an, setzte sich neben mich und wir brausten los. Ich lehnte mich erschöpft zurück, denn so langsam bekam ich Fieber, was die Jungs ziemlich beunruhigte und sie schmiedeten einen Plan. Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt konnte ich meine Augen kaum noch offenhalten, doch sie teilten mir mit, dass wir bei dem nächsten Krankenhaus angekommen waren. Seonghwa trug mich in die Notaufnahme, setzte mich dort auf einer Liege ab und durchsuchte hektisch die Schränke. Er kam mit einer Handvoll Sachen zurück und wickelte mein Bein aus dem inzwischen blutgetränkten Verband. "Was machst du?", wollte ich schläfrig wissen, worauf er nicht antwortete. Stattdessen kippte er über seine Hände und über medizinisches Besteck eine Flasche Alkohol. "Das wird wehtun!", warnte er mich, bevor er in meinem Bein mit einer Zange nach der Kugel fischte. Vor Schmerzen schossen mir Tränen in die Augen und ich schrie laut auf.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt