Kapitel 15

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"S-Seonghwa, was machst du hier? Wie bist du reingekommen?", fragte ich schockiert und sah ihn an. Er kniete sich nieder und musterte mich von Kopf bis Fuß. Was er vor sich sah, hätte ihn verstören müssen: mein Gesicht war verheult mit einer aufgeplatzten Wange, die sicherlich angeschwollen war und in sämtlichen Blau- und Lilatönen schimmern musste. Meine mit Schürfwunden übersähten Hände hielten eine Schere umklammert und die Hosenbeine meiner Shorts waren bis zum Anschlag hochgeschoben. Ich saß mit einem verbunden Fuß in einer Blutpfütze am Boden und meine Oberschenkel sahen aus, als hätte ich versucht wen zu ermorden. Zu meiner großen Überraschung nahm er mir vorsichtig die Schere aus der Hand, legte sie außer Reichweite ab und nahm mich einfach in den Arm. Sanft wiegte er mich hin und her, während er leise ein Lied summte. Ich empfand diese Geste als seltsam tröstend und beruhigte mich schneller als ich dachte. "Es ist nicht deine Schuld", sagte er ruhig und strich mir sanft über's Haar. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und er wiederholte erneut: "Es ist nicht deine Schuld, Hyunwoo!" Aus irgendeinem Grund glaubte ihm ein kleiner Teil von mir. Er säuberte mein Bein, verband es und sang mir leise ein Lied, bis ich eingeschlafen war.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schmerzten meine Wange und mein Knöchel. Als ich mich aufsetzte, sah ich mich im Raum um und bemerkte, dass keine Spur meines Massakers des Vortages zu sehen war. Die Schere war weg und der Boden war sauber, nur die leichten Schmerzen in meinen Beinen erinnerten mich daran. Auch meine Klamotten wießen keine Spur von Blut auf...warte... Es waren einfach andere Klamotten. Ich hatte eine kurze Hose und ein T-Shirt getragen, doch jetzt steckten meine verbundenen Beine in einer langen Leggings und ich hatte einen langen Kuschelpulli an. "Jap, das war ich", hörte ich eine stolze Stimme aus Misos Bett, aber es war nicht sie, die das sagte, sondern Mr. Quiet. "Danke, dass du sauber gemacht hast", bedankte ich mich beschämt. "Ach so, ja das hab' ich auch gemacht", antwortete er mit einem rötlichen aufblitzen seiner Augen und grinste mich an. Ich wurde sofort rot und versteckte mein Gesicht hinter der Decke. Er kicherte, was meinen mit Schmetterlingen gefüllten Magen hüpfen ließ, und meinte dann: "Ich glaub' bei deiner Schwester musst du dich auch noch bedanken. Sie hat auf dem Sofa geschlafen, damit ich mich um dich kümmern konnte." Mein erster Gedanke war: 'Hatte sie etwas gesehen oder mitbekommen?' "Keine Sorge, ich hab' ihr gesagt, dass du schon schläfst, weil das alles deinen Körper überfordert hat und du dich jetzt erholen musst. Sie hat dann gesagt, dass ich in ihrem Bett schlafen soll, da es schon so spät war. Ich kann dir versichern: sie ahnt nichts und war kein einziges mal hier im Zimmer seit sie rausgegangen ist", beruhigte er mich. Ich atmete erleichtert aus und sagte: "Danke!" "Bedankst du dich heute nicht ein bisschen zu oft?", fragte er belustigt und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. Stirnrunzelnd lauschte ich, denn es war für diese Uhrzeit überraschend still im Haus. "Deine Eltern sind schon auf Arbeit und Miso hängt mit Mingi ab", erklärte er, woraufhin ich ihn skeptisch ansah. "Kannst du jetzt auch noch Gedanken lesen? Das war gerade das dritte mal, dass du meine unausgesprochene Frage beantwortet hast", fragte ich beunruhigt darüber, was er noch alles hätte hören können. Er erwiderte: "Ich muss nicht in deinen Kopf sehen um zu wissen, was du denkst, dein Gesicht ist wie ein offenes Buch für mich." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Deswegen weiß ich auch, dass du erleichtert bist, dass ich nicht alles weiß, was in deinem hübschen Kopf vorgeht, Hyun!"

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt