Kapitel 51

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Ich warf einen hilflosen Blick auf das Handtuch, das außerhalb meiner Reichweite lag und seufzte frustriert. Ich saß in einer Wanne mit schwindendem Schaum und konnte nichteinmal raus, weil der betrunkene Teufel nicht im geringsten Anstalten machte, in absehbarer Zeit den Raum zu verlassen. "Erzähl' mir was passiert ist", forderte Seonghwa mich erneut auf, doch ich schüttelte nur den Kopf und verschränkte meine Arme enger vor der Brust. Wieder senkte sich sein Blick etwas und ich ließ mich tiefer in das Wasser sinken. Er blinzelte ein paar mal und sah mich dann mit glühend roten Augen an. Es war so lange her seit ich diese Farbe gesehen hatte und sie machte mich noch immer verlegen. "Hey, Seong!", schallte eine Stimme durch die Hütte, woraufhin er widerwillig aufstand und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. "Ich bin gleich wieder da", meinte er kurz und verließ dann das Badezimmer. Sobald die Tür hinter ihm in's Schloss fiel, stieg ich aus der Wanne und trocknete mich ab. 'Warum macht er das? Was erwartet er denn? Warum will er das so unbedingt wissen?', dachte ich verwirrt und zog mir frische Unterwäsche an. Mein Blick fiel in den verstaubten, zerkratzten Spiegel und ich betrachtete mein Haar, das im flackernden Kerzenschein beinahe golden wirkte. 'Wie ein Engel', flog der Gedanke in meinen Kopf und versetzte mir einen Stich, denn es stimmte nicht. Nicht mehr. Ich war jetzt ein Mensch. Bevor ich Mr. Quiet getroffen hatte, hatte ich ja auch wie ein Mensch gelebt. Warum war ich jetzt also so traurig? Mir stiegen Tränen in die dunklen Augen und verschleierten meinen Blick. "So, weiter ge...", Seonghwa unterbrach sich selbst "d-deine Flügel!" Ich drehte mich um und sah in sein geschocktes Gesicht. Er hatte meine Narben gesehen, die, wie um mich zu erinnern, anfingen schmerzhaft zu ziehen. Noch bevor ich verstand was passierte, tropfte eine Träne auf den Boden, dann noch eine. Doch sie liefen nicht über mein Gesicht. Nun war ich an der Reihe überrascht zu schauen, denn ich hatte ihn, soweit ich mich erinnern konnte, noch nie weinen sehen. "Er hat es also geschafft", seine sonst so kraftvolle Stimme war kaum mehr als ein schwaches Flüstern "deshalb funktionieren deine Kräfte nicht. Warum hast du nicht dein Gedächtnis verloren?" Ich nickte bedrückt und sein Gesichtsausdruck wirkte so verletzt, dass es mir beinahe das Herz brach. "Erzähl' mir, was er getan hat! Alles!", befahl er und drehte mich an den Schultern um. Ich wunderte mich was er vorhatte, als er mir die Haare nach vorne über die Schulter legte und begann mit den Fingern über meinen nackten Rücken zu streichen. "Diese Narben werden nie weggehen", teilte er mir traurig mit, fuhr aber mit der Bewegung seiner Hand fort. Und dann erzählte ich ihm alles, vom Anfang, als sie gegangen waren und der Engel aufgetaucht war, bis zum Ende, als ich von Yeosang gerettet wurde, ohne das kleinste Detail auszulassen.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt