Kapitel 22

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Es waren zwei Wochen vergangen und mein Fuß war fast komplett geheilt, sodass ich die Schiene in ein paar Tagen nicht mehr brauchen würde. Ich lief gerade alleine nach Hause, da Miso bei Mingi war, als jemand vor unserer Haustür stand. "Jiwoo", rief ich erfreut und begrüßte sie mit einer langen Umarmung. "Was machst du hier?", fragte ich sie dann. "Ich hab' Urlaub und da dacht' ich, besuch' ich meine Freundin", erklärte sie mit einem strahlenden Lächeln. Wir gingen nach innen, wo ich sofort meine Schultasche abstellte und Jiwoo mit vielen Küssen wilkommen hieß. "Du bist nicht für sie bestimmt", dröhnte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf und ich runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist los, Hyun?", wurde ich gefragt, woraufhin ich nur abwinkte. Im Wohnzimmer wurden wir von meinen Eltern begrüßt, die gerade die Vorbereitungen für ihre Geschäftsreise beendeten. "Wann fahrt ihr nochmal los?", hakte ich nach, da ich es erneut vergessen hatte. "Heute Abend um acht", bekam ich die Antwort.
Wir hatten uns zu viert lange unterhalten und dann zu Mittag gegessen, als ein Handyklingeln ertönte. Im Verlaufe des Telefonats wurde Jiwoo immer blasser und sagte mit zitternder Stimme, nachdem sie aufgelegt hatte: "Meiner Mum geht's gar nicht gut! Ich muss heim!" Sofort bat mein Vater ihr an früher loszufahren und sie mitzunehmen, woraufhin sie einwilligte. Sie verabschiedete sich mehrfach entschuldigend und mit einem langen Kuss. Zum Abschied umarmte ich meine Eltern und wünschte ihnen eine sichere Reise. Als unser Auto außer Sichtweite war, ging ich wieder rein und überlegte was ich machen sollte bis Miso wieder da war. Ich schaltete den Fernseher ein und räumte ein wenig auf. "Seit einigen Wochen schien es so, als wäre der Ebbe-Flut-Zyklus leicht verändert gewesen. Dieses Phänomen hatten sich auch Wissenschafler nicht erklären können, doch seit gestern Abend wirkt es so als wäre alles wieder so wie es gehört", informierte der Nachrichtensprecher. "Auch hohe Temperaturschwankungen und schwere Wetterereignisse waren in letzter Zeit zu vermerken gewesen, die sich mit dem gestrigen Sonnenuntergang gelegt haben. Es wirkt fast wie die Ruhe vor dem Sturm", fuhr er fort und sagte den letzten Satz mit einem belustigten Unterton. Ich musste ihm dennoch zustimmen: ich wusste nicht was, aber irgendetwas stimmte an dem heutigen Tag nicht, und zwar ganz gewaltig. Während ich noch nachgrübelte, woher dieses Gefühl kam oder was passieren würde, fiel, wie so oft in den letzten Wochen, der Strom aus. Ich wartete bis etwas passiert, doch was geschah war nicht das, was ich erwartet hatte. Anstatt dass der TV wieder ansprang, wie es hätte sein sollen, vernahm ich ein lautes Krachen. Ich erschrak: es hörte sich an wie ein Autounfall! Daraufhin folgten weitere lärmende Geräusche und nach einer gefühlten Ewigkeit wurde es erschreckend still. Ängstlich schnappte ich mir meinen Schlüssel und rannte nach Außen. Bei dem furchtbaren Anblick, der sich mir bat, blieb ich wie versteinert stehen. In der Ferne stieg an mehreren Stellen schwarzer Rauch in den von Nordlichtern durchzogenen Himmel auf. Doch dann lenkte etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich: Was da hinter den Häusern aufging war der Vollmond, der näher als je zuvor war.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt