Kapitel 76

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Plötzlich fühlte ich mich bedroht und unruhig. Da ich in letzter Zeit gelernt hatte, dass ich auf mein Bauchgefühl vertrauen konnte, teilte ich Seonghwa mit: "Ich hab' ein komisches Gefühl." "Das sind Dämonen, die näherkommen", bestätigte er meine Vorahnung und nahm seine Hände von meinen Armen "du solltest schlafen gehen." Ich nickte und erhob mich, denn ich erschloss mir die Bedeutung seiner Worte von selbst. Morgen würden wir diese Dämonen bekämpfen müssen. Bevor ich zur Tür kam, drehte er mich an den Schultern zu sich um und gab mir einen sanften Kuss. "Schlaf gut, Hyunwoo", sagte er und lächelte. Das Ganze kam so unerwartet, dass ich nur nicken konnte. Er grinste zufrieden und schob mich dann aus seinem Zimmer hinaus. Erst als die Tür ins Schloss fiel, fiel mir auf, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich holte einen tiefen Atemzug und hielt meine glühenden Wangen. "Du solltest dich nicht so aus dem Konzept bringen lassen", murmelte ich zu mir selbst und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Dass sich mein seltsames Gefühl bestätigt hatte, beunruhigte mich zwar, aber ich war auch erleichtert, da es bedeutete, dass ich nicht verrückt war. So oft hatte es sich bestätigt. Angefangen beim Tag des Mondaufgangs, über den Anfang des Krieges bis jetzt. Selbst als Gabriel uns die Märchen über Seonghwa und Mingi erzählt hatte, hatte ich an ihm gezweifelt und seine Aussagen nicht glauben wollen. Allein in Verbindung mit meinen lückenhaften Erinnerungen hatte ich ihm geglaubt. Gabriel! Das war es! Wenn jemand etwas über Omega wusste, dann er! Ich musste mir noch überlegen, wie ich ihn finden konnte und überreden konnte uns etwas zu verraten oder gar zu helfen, aber darüber würde ich mir später Sorgen machen. Wenn mein Bauchgefühl auch im Hinblick auf ihn recht hatte -obwohl sein Verhalten etwas anderes sagte- dann hatte er zu mindestens einen triftigen Grund warum er so war wie er war. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht so bösartig war, wie es wirkte. Ich nahm mir vor mich um ihn zu kümmern, sobald wir morgen fertig waren. In dieser Nacht bekam ich kaum Schlaf.
Ich zerrte erneut an den Schnürsenkeln meiner Stiefel und versuchte keinen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Ich war nicht ausgeschlafen, mein Training, das ich heute brauchte, war absolut miserabel gelaufen und es war das erste Mal, dass ich anderen Wesen ohne eigene Kräfte entgegentrat. Ich fühlte mich überhaupt nicht vorbereitet. Kurz gesagt: Ich war am Arsch. Unruhig sah ich hinab zu Seonghwa, der auf der freien Fläche stand und völlig entspannt zu sein schien. Wir hatten geplant, dass er alleine die Dämonen in Empfang nahm und versuchte sie zu überzeugen nicht zu kämpfen und sich uns vielleicht sogar anzuschließen. Mingi und Miso versteckten sich im Gebüsch in der Nähe und ich hatte auf einem Felsvorsprung Stellung bezogen um ihnen Rückendeckung zu geben. Es war soweit. Ich spürte ihre Anwesenheit eine Sekunde bevor ich sie sah und zog meinen Bogen. Vier Dämonen landeten ein paar Meter vor Mr. Quiet, der sofort versuchte sie zu überzeugen: "Wir wollen euch nichts tun. Wir wollen nicht kämpfen." Sie lachten und der scheinbare Anführer von ihnen meinte abschätzig: "Und das sollen wir dir glauben, wenn du dich mit Engeln zusammentust?" "Sie sind nicht unsere Feinde. Zusammen können wir den Krieg beenden", gab er erklärend zurück, doch sie hörten nicht zu. Schon flog ein Feuerball auf Seonghwa zu, dem er mit Leichtigkeit auswich. Er hatte den Angriff mehr oder weniger vorhergesehen, was mich traurig machte, denn er hatte bereits gewusst, dass er sie nicht überzeugen konnte. Jetzt breitete der Teufel seine rießigen schwarzen Flügel aus, deren Federn selbst in dem trüben Wetter glänzten.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt