Kapitel 29

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Nach gefühlt hundert Wiederholungen der selben Übung machten wir eine Pause. Die Sonne brannte auf uns herab und ich kippte eine Flasche Wasser in mich hinein. Ich setzte mich auf den warmen Boden, während ich wie ein alter Postgaul schnaufte und sah zu meinem Trainer. Auf seinem Hals glitzerten Schweisperlen und er leerte ebenfalls ein Wasser. Wiedereinmal musste ich feststellen, wie gut er eigentlich aussah und die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachten zum Leben. Er teilte mir mit, dass er sich umziehen müsse und ich nutzte die Zeit um tief durchzuatmen. Nachdem ich meine Atmung, meinen Herzschlag und die Röte in meinem Gesicht einigermaßen im Griff hatte, kam er zurück und machte meine Bemühungen zunichte. Er hatte sein dunkles T-Shirt durch ein weißes Tanktop ausgetauscht und gab so den Blick auf seine trainierten Arme frei. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment umkippen und nahm schnell einen großen Schluck aus einer neuen Flasche. Er klatschte in die Hände und forderte mich auf: "Weiter geht's!" Schwerfällig erhob ich mich und befolgte seine Anweisung.
Es war bereits Nachmittag, als wir unser Training endlich beendeten und die Sonne brannte noch heißer vom wolkenlosen Himmel. Seonghwa fächelte sich mit seinem Oberteil Luft zu und ließ somit seinen perfekten Sixpack an das Tageslicht. Seine Garderobe hatte mich während des ganzen Tages abgelenkt und unruhig gemacht und jetzt gab er mir den Rest. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und drohten nachzugeben. Um mir nichts anmerken zu lassen setzte ich mich schnell hin und trank einen großen Schluck. Auch sein Tonfall hatte mich nervös gemacht, denn er hatte streng geklungen, doch seine Augen hatten ihn verraten. Sie hatten durchgehend rötlich gefunkelt und waren, wenn er sich unbeobachtet gefühlt hatte, über meinen Körper geglitten. "Geh' du zuerst duschen", wieß er mich an und wandte sich dann einem Sportgerät zu, dass einige Meter entfernt auf dem Dach stand. Ich ging nach innen und unter die Dusche. Das Wasser in dem Tank hatte sich durch die Sonneneinstrahlung erhitzt und prasselte nun lauwarm auf meinen Kopf, doch das störte mich nicht. Ich war sowieso mit den Gedanken ganz woanders: bei dem gutaussehenden jungen Mann, der außen gerade trainierte. Ich war verwirrt, denn ich konnte mir nicht erklären, warum ich ihn so anziehend fand. Als ich fertig war, roch ich dank dem duftenden Shampoo nach Kirschblüten und ich trocknete mich lächelnd ab. Plötzlich kam etwas in meinen Blickwinkel und ich starrte in den Spiegel. Auf meiner Haut leuchteten goldene Hyroglyphen und Zeichen und ich stolperte erschrocken zurück. Ich sah auf meinen Arm, wo sich goldene Schnörkel langschlängelten. Vorsichtig strich ich mit dem Finger über eines der Zeichen, das durch meine Haut zu leuchten schien; wie ein goldenes Tattoo. Es fühlte sich seltsam an, so als sähe ich es nicht zum ersten mal. Schnell zog ich mich an und stürmte hinaus auf's Dach, wo Seonghwa sich an dem Sportgerät hochzog. Sein Tanktop hatte er abgelegt und machte oberkörperfrei gleichmäßig mühelos Pull-ups, ohne eine Sekunde zu unterbrechen. Er bemerkte mich erst als ich ihn ansprach und kam zu mir rüber. Als er mich sah, änderte sich sein Gesichtsausdruck nicht, was mich verwunderte. "Was sind das für Zeichen?", fragte ich, während ich versuchte mich nicht von seinem Körper ablenken zu lassen. "Das wirst du bald brauchen. Es dauert nicht mehr lang, bis der Krieg beginnt", erklärte er ausdruckslos und fügte dann bedrohlich hinzu "du solltest mir das nicht zeigen!" Ich war mir sicher, mir standen Fragezeichen in's Gesicht geschrieben und ich sagte: "Zeigen? Die waren von selbst da!" "Mach's einfach nicht", gab er verbissen zurück und wirkte... wütend?

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt