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Harry hatte seine Augen geschlossen und atmete den beruhigenden Duft des Fremden ein. Es war fast das selbe Gefühl wie bei seiner Mutter.
,,Hast du dich beruhigt?", fragte eine ihm unbekannte Stimme. Sie war tief und hörte sich auch ein bisschen distanziert an. Harry nickte und der Mann löste sich von ihm. Nun sah Harry ihn in die Augen. Stechend rot und irgendwie bedrohlich.
,,Tut mir leid, ich wollte ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten", meinte Harry und hatte den Kopf gesenkt.

Der Mann räusperte sich.
,,Schon gut. Mein Name ist Tom Riddle und ich bin..." kurz stoppte er. Sollte er den Jungen akzeptieren? Er war Severus unbewusst fremd gegangen und der Junge vor ihm war das Resultat davon. Er seufzte.
,,Ich bin dein Vater, aber nenn mich fürs erste nur Tom. Diese Situation ist selber neu für mich", bat er dann und Harry nickte. War ja klar. Harry hatte das Gefühl, dass der Mann, der sein Vater war, ihn nicht wollte. Die Tonlage bestätigte das.

,,Ich bin gekommen um nach dir zu sehen und ich muss auch etwas machen. Natürlich, nur wenn du es willst. Das ist nicht dein richtiges Aussehen, denn auf dir liegt eine Illusion. Lily schrieb, dass nur ich die Illusion lösen kann. Also, willst du weiterhin so aussehen oder dein wahres Aussehen annehmen?", fragte er und Harry wusste nicht so recht. Wollte er wirklich diesem Mann vor sich ähneln wollen. Würde dessen Partner nicht sauer auf Harry sein, wenn man ihm den Betrug auch noch unter die Nase hielt? Nein, er wollte nicht noch mehr Schaden anrichten. Harry schüttelte den Kopf, ohne etwas weiteres zu sagen.

,,Gut, wie du willst. Willst du mir erzählen, was los ist? Ich meine, du hattest schließlich fast eine Panikattacke bekommen. Du hast ja nicht mal realisiert, dass ich reinkommen bin." Wieder schüttelte Harry seinen Kopf. Seine Probleme gingen niemanden etwas an, auch wenn der Mann sein Vater war. Tom seufzte.
,,Ich verstehe ja, dass du unsicher bist, aber hier tut dir keiner was." Wieder blieb Harry ruhig. Er fühlte sich unglaublich unwohl und doch wiederum nicht. Er wollte nicht hier bleiben.

,,Kann ich gehen? Ich will keinen Ärger machen. Meine Verwandten drehen bestimmt schon am Rad, weil ich kein Essen koche oder das Haus putze. Wenn ich jetzt gehe, werde ich vielleicht nicht so viel Prügel bekommen", meinte Harry leise und Toms Herz setzte kurz aus.
,,Warum willst du dahin zurück?", fragte er mit einen Hauch von Wut. Harry interpretierte diese Wut ganz anders als sie gedacht war.
,,Ich will kein Ärger machen, ich mache alles kaputt und vielleicht... wegen mir wird ein unschuldiger Mann sterben. Ich kann das alles nicht. Ich bin 17 und er 42. Das geht nicht, ich bin nicht bereit dazu."

Harry versteckte sein Gesicht, so als würde er gleich von Tom geschlagen werden, weil er lauter geworden war als eigentlich gedacht hatte. Gegen Harrys Erwartungen, legte Tom eine Hand auf seinen Kopf.
,,Es ist schwer, das weiß ich. Ich bin schließlich knapp 50 Jahre älter als Severus, nur dass keinem von uns beiden die Zeit rannte, wie bei dir. Ja, Lucius leidet, aber so schnell wird er nicht sterben. Schon wenn ihr euch täglich mal ein bisschen berührt, mildert es sein Leid und vielleicht verliebst du dich mit der Zeit auch in ihn", erklärte Tom ruhig und nahm die Hand von dessen Kopf.

,,Denk darüber nach, ich werde zum Abendessen nochmal kommen oder Lucius kommt, um dich zu fragen, ob du mit essen willst." Tom setzte gerade zum gehen an, als Harry seine Stimme erhob:
,,Warum spüre ich nicht mehr diesen Drang nach Blut?", fragte er.
,,Weil du heute schon Blut von deinem Partner bekommen hast. Er erzählte mir, dass du eine zweite Seele in dir hast und die hat scheinbar auch das trinken übernommen. Das wird dein Durst für eine gewisse Zeit stillen", beantwortete er die Frage seines Sohnes und verschwand dann aus dem Zimmer.

Als Tom die Tür hinter sich geschlossen hatte, legte Harry sich auf die Seite und dachte nach.
,,Mutter?", fragte er ins leere Zimmer hinein.
,,Ja mein Sohn?", fragte sie und erschien vor ihm.
,,Was hättest du getan? Ich bin so unsicher in allem was ich mache. Ich kenne das Gefühl von Liebe nicht und habe es auch nie zu spüren bekommen. Ich war bis jetzt immer ein Freak und jeder mied mich", meinte Harry leise und sah an die Wand auf seiner rechten Seite.

,,Die Entscheidung ist nicht leicht, da gebe ich dir Recht, aber ich glaube ich hätte es zumindest versucht. Ja, Lucius ist älter als du, aber er ist ein sehr loyaler Mann. Es fiel ihm schwer mit einer anderen ein Kind zu bekommen, um ein Erben zu haben. Er wusste nicht, wann du geboren wirst und da hat sich Narcissa dazu entschieden ihn einen Erben zu schenken. Noch immer plagt ihn das Gefühl des Betruges", beantwortete sie seine Frage.
,,Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es ist alles so kompliziert und... neu."

Harry spürte eine Hand auf seinem Kopf.
,,Du bist ein großer und starker Junge. Ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst die richtige Wahl zu treffen."
,,Ich habe Kopfschmerzen", meinte er und Lily konnte ihn verstehen. Von einem Tag auf den anderen hatte sich sein Leben verändert und Harry stand vor wichtigen Entscheidungen.
,,Vielleicht, solltest du noch mal ein bisschen die Augen schließen und schlafen, vielleicht kannst du danach besser nachdenken." Harry nickte und schloss die Augen.

Irgendetwas schien ihn sanft zu streicheln und ihm in den Arm zu halten. Es war ein schönes und warmes Gefühl.
,,Ich liebe dich", hörte er eine sanfte Stimme, die ihm wie eine Decke überzog. Liebe? Konnte er wirklich geliebt werden? Er wollte seine Augen öffnen um zu sehen, wer ihn im Arm hielt, aber er fühlte sich so schwer. Er konnte nichts von sich bewegen. So schwer und doch so schwerelos und leicht.
,,Harry", rief jemand seinen Namen und Harry hätte am liebsten gefragt wer da war, wenn er sich doch bewegen könnte.

Es war so unglaublich dunkel und auch wenn er sich so geborgen fühlte, fühlte er sich doch auch einsam. Einsam in dieser Dunkelheit und unfähig dazu irgendetwas zu machen.
,,Ich bin hier, immer bei dir." Wieder diese Stimme. Wer war das? Warum er?
,,Weil ich dich Liebe." Was war diese Liebe? Ist es die, welche sich so warm anfühlte?

,,Harry... Harry wach auf." Irgendjemand schüttelte ihn sanft an der Schulter und riss ihn somit aus der Wärme, die er in dieser Dunkelheit gespürt hatte. Er schreckte hoch und hatte sich automatisch zusammengekauert und angefangen zu zittern. Immer wenn man ihn weckte, erinnerte es ihn an seine Verwandten.

Sanft wurde ihm der Kopf gestreichelt und Harry spürte, dass es nichts zu befürchten galt.
,,Alles ok Harry?" Harry sah auf und erblickte einen grauäugigen Blondschopf mit langem Haar.
,,Lucius", meinte er leise und wurde sanft angelächelt.
,,Ich bin gekommen wegen des Abendessens. Möchtest du dieses mal mit essen, dann können wir dich auch gleich den anderen vorstellen?"

Kurz überlegte er. Würde er Ärger machen, wenn er nicht mitkäme. Es wäre auf jeden Fall unverschämt. Sanft nickte Harry und Lucius reichte ihm die Hand. Harry erinnerte sich, was Tom sagte. Lucius würde nicht so sehr leiden, wenn er ihn berührte. Unsicher nahm Harry die Hand an und ließ sich aus dem Bett helfen. Die Hand des Mannes war warm und es tat irgendwie gut.

Bevor Lucius die Hand wieder wegnehmen konnte, drückte Harry sie noch mal kurz. Ein Stromschlag durchzog seinen Körper und hinterließ bei beiden ein angenehmes Kribbeln.
,,Also dann, die anderen warten schon." Harry nickte und sie gingen nach unten.
,,Ich glaube, ich habe ihre Stimme in meinem Traum gehört", meinte Harry leise, ohne den Mann anzusehen.
,,Meine Stimme?", fragte Lucius interessiert.
,,Ich weiß nicht, ich glaube es nur."
,,Was hat sie denn gesagt?", fragte er und musste schmunzeln.
,,Das... das ist egal, es war nicht besonderes."

Lucius wollte den Jungen nicht bedrängen, so wie Salazar es gesagt hatte, weswegen er einfach ruhig blieb und Harry bis zum Speisesaal führte.

5 Minuten später standen sie vor dem Speisesaal und Harry sah unsicher aus. Ob sie ihn hassen würden? Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er sah zu dem blonden Aristokraten auf.
,,Keine Sorge, das ich mein Manor und keiner hat das recht dich rauszuschmeißen oder sonstigen, ohne am Ende Ärger mit mir zu bekommen", meinte Lucius sanft und lächelte.
,,Ist schon gut, wenn sie wollen, dass ich gehe, werde ich es tun. Ich will keinen Ärger machen und niemanden zur Last fallen", meinte Harry und sah zu Boden.

,,Keine Sorge, du fällst niemanden zur Last. Mein Sohn würde dich gerne mal kennenlernen." Harry blieb stumm und Lucius öffnete daraufhin die Tür.

Alle sahen die Neuankömmlinge an und lächelten, in Gegensatz zu Severus. Dieser sah wie immer mürrisch drein und überlegte ob er seine Gedanken aussprechen sollte, bis diese einfach über seine Lippen kamen.
,,Kommt er also auch mal aus dem Bett. Kommt einfach daher und platzt in die Familie rein. Unverschämter Bengel."

BlutdurstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt