27 • Enemies To Lovers?

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Ich blieb kurz stehen, musterte ihn, wie er wahrscheinlich von sich selbst überrascht, den Spind vor sich ansah.
Sein Blick schnellte wieder zu mir und genau in der Sekunde eilte ich wieder los, doch.. ich war zu langsam. Er reagierte schnell, holte mich auf und stellte sich direkt vor mich, versperrte mir den Weg, sobald ich zur Seite ausweichen wollte. Ich versuchte es weiterhin, an ihm vorbeizugehen,  doch ließ er das nicht zu und stellte sich immer wieder vor mich.
"Kannst du bitte nur ein einziges Mal dieses kindische Verhalten abgelegen und wie ein normaler Mensch mit mir reden?!", zischte er und schüchterte mich mit seiner rauen Stimme ein.
Meine Atmung ging so schnell, dass ich kaum ein Wort heraus bekam. Er war schon wieder so nah.

"Lass es.. Lass es doch einfach gut sein. Es ist gut so wie es ist und fertig.", gab ich von mir und wollte wieder an ihm vorbei, doch ließ er mich noch immer nicht. Er hielt mich an den Schultern fest und sah mich entsetzt an.
"Jeongguk, ich hab wirklich langsam keinen Nerv mehr für dein Verhalten. Was hab ich dir jemals getan? Ich hab dir die Welt gegeben und würde es immernoch tun. Wieso stößt du mich ab? Hab ich was falsch gemacht?"
Er war immer noch voller Wut, doch so langsam hörte ich auch Trauer aus seiner Stimme heraus und musste schlucken.
Es tat mir doch so leid..
"Sag doch was..", seufzte er und sah zu Boden, seine Hände lagen noch immer an meinen Schultern, sein Griff wurde nur etwas lockerer.
"Taehyung, bitte.. Ich will einfach nichts mehr mit dir zutun haben, versteh es doch einfach. Ich kann und will das einfach nicht.", erklärte ich. Mir stiegen Tränen auf, doch unterdrückte ich sie. Ich log ihm vollkommen ins Gesicht. Alles von dem, was ich aussprach, meinte ich kein bisschen. Nicht ein einziges Wort davon.

"Ist es wegen damals? Weil ich dein erster war? Du hättest sagen können, dass du es nicht willst, dass es dich unwohl fühlen lässt. Ist es, weil ich dir meine Gefühle-"
"Kim Taehyung!", riss uns jemand aus unserer 'Unterhaltung'.
Wir drehten uns um und sahen in das mahnende Gesicht unseres Direktors, der neben dem kaputten Spind stand.
"Mir wurde gerade gesagt, du randalierst und scheinbar dachtest du auch noch, du kommst ungeschoren davon oder was? Dir ist hoffentlich bewusst, dass du dafür aufkommen musst!"
Taehyung ließ seine Arme sofort sinken und sah überfordert zum Direktor.

"Ja.. Ja, tut mir leid. Ich-"
"Ich wars!", rief ich schnell dazwischen. Es war eine Kurzschlussreaktion. Vielleicht war es, weil ich mich schuldig fühlte. Taehyung war sauer wegen mir, also war es ja irgendwie meine Schuld.
Taehyungs Kopf schnellte zu mir und er sah mich verwirrt an.

"Die beiden Jungs eben meinten, das war Taehyung. Lasst die Spielchen hier und sagt mir einfach, wer es war. Ansonsten bekommt ihr beide eine Strafe.", erklärte er und stemmte seine Hände in die Hüften.
"Es war wirklich ich. Tut mir leid. Ich werde für den Schaden aufkommen.", meinte ich rasch, bevor Taehyung auch nur ein Wort sagen konnte.
"Nun gut. Komm nach dem Unterricht kurz in mein Büro. Ich lass mir was einfallen.", murmelte er zu Schluss und drehte sich um, inspizierte den Schaden vom Spind kurz und lief dann davon.

Ich biss mir auf die Unterlippe und wand mich langsam an Taehyung, der nur mit leerem Gesichtsausdruck an mir vorbeisah.
Ich musterte ihn kurz und mir fiel das Muttermal an seiner Wange auf. Früher hatte ich ihm manchmal mit einem Fineliner einen Smiley ins Gesicht gemalt und das Mal als Auge benutzt.

"Wenn du lächelst gefällst du mir am besten und so lächelst du mich immer an."
sagte ich damals zu ihm.
Bei der Erinnerung daran musste etwas schmunzeln, vergaß für einen kurzen Moment, in was für einer Situation wir gerade steckten.
Erst, als er seufzte und seine Augen die meine fixierten, hörte ich auf zu träumen und ließ mein leichtes Lächeln augenblicklich verschwinden.
Sein Blick war kalt, leer. Ich konnte nichts mehr in seinen Augen wiedersehen. Es machte mir Angst.

"Glaub bloß nicht, dass ich mich jetzt bei dir bedanke.", sagte er in einer tiefen Tonlage.
"Ich wollte auch nicht..", fing ich an, doch stoppte mitten im Satz, denn er drehte sich einfach um und lief zum Klassenzimmer.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now