34 • Alone

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Die Kapuze meines Hoodies tief ins Gesicht gezogen betrat ich die Wohnung von Elin und mir und versuchte unbemerkt nach innen zu kommen. So leise wie vermutlich noch nie schloss ich die Tür hinter mir, zog meine Schuhe aus und schlich zu meinem Zimmer. Als ich dort meine Tür öffnete, gab diese zu meinem Unglück ein knarzen von sich und ich kniff die Augen zu, wissend, dass Elin das gehört haben musste, wenn sie im Wohnzimmer saß, wo sie die meiste Zeit verbrachte, wenn sie zu Hause war.
"Jeongguk? Bist du schon wieder da?", hörte ich sie aus der Richtung des Wohnzimmers fragen, doch drehte mich nicht um.
"Ja."
"Wieso schleichst du dich denn so an? Du darfst ruhig Hallo sagen. Daejun will dich auch gerne mal kennen lernen."
Ich atmete tief durch. Wieso jetzt? Wieso genau jetzt? Sie meinte doch, er würde am Abend nicht so lange bleiben.. Ich konnte jetzt nicht ins Wohnzimmer kommen und einfach so Hallo sagen. Nicht so wie ich aussah.

"Sorry, ein ander Mal. Mir gehts nicht so gut grade.", sagte ich schnell und betrat blitzschnell mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen.
Es verging keine Sekunde und ich spürte bereits eine Träne meine Wange hinunter laufen. Mit aller Kraft versuchte ich, meine Trauer hinunter zu schlucken und zog meine Jacke aus, warf sie auf meinen Schreibtischstuhl. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und dann war es doch um mich geschehen. Mit einem Mal kamen alle Tränen, die ich die letzte Stunde verkniffen hatte hoch und ließen mein Kissen nass werden.
Ich versuchte, so leise wie möglich zu sein. Schließlich wollte ich nicht Elins Date zerstören, ihr Sorgen bereiten und zusätzlich einen schlechten Eindruck bei ihrem Freund hinterlassen.
Wieso musste auch immer alles auf einmal passieren?

Es dauerte ein paar Minuten bis ich mich beruhigen und wieder normal atmen konnte. Ich hatte mein Fenster geöffnet und etwas Wasser getrunken. Das half mir meistens, um das Weinen aufzuhören.
Mit müden Augen sah ich nach draußen in den Himmel, wo die Sonne bereits untergegangen war.
Meine Muskeln fühlten sich schwach an und ich hatte das Gefühl, ich könnte nicht einmal mehr aufstehen. Alles war so vernebelt und schien surreal. Ich konnte nicht einmal mehr die kühlen Windzüge, die von draußen in mein Zimmer zogen wahrnehmen. Ich schloss meine Augen und wäre vermutlich im Sitzen eingeschlafen.. Wären da nicht wieder diese nervtötenden Kopfschmerzen, die sich durch meine linke Schläfe bis zum Ohr zogen.

Mit einem tiefen Atemzug schaffte ich es wieder zurück in die Realität zu kommen, obwohl ich lieber weiter in meiner Starre verblieben wäre. Für ein paar Sekunden konnte ich doch tatsächlich mal aufhören nachzudenken.

Ich hörte Schritte durch den Flur gehen, etwas Gerede und dann das Schließen der Wohnungstür. Ich konnte mir erschließen, dass Elins Freund soeben die Wohnung verlassen hatte, was mich etwas erleichtert fühlen ließ.
Trotzdessen, dass er eine enge Bindung zu Elin zu haben schien, machte es mir Angst, ihn kennenzulernen. Ich denke, das war wieder so ein Ding vom introvertiert-sein oder vielleicht waren es meine sozialen Ängste, die es mir schwer machten, eine neue Person in mein Leben zu lassen.
Früher oder später würde es bestimmt sowieso dazu kommen, dass ich ihn treffen werde.. Nur eben heute nicht.
Und es wäre vermutlich heute passiert, hätte ich nicht eine aufgeplatzte Lippe, eine Nase, unter der noch Restblut hing und dazu noch einen angeschwollenen Wangenknochen..
Nein, so wollte ich weder ihm noch Elin gerne begegnen.

Ich legte mich auf mein Bett, mit dem Gesicht zu meinem Fenster gerichtet, sah weiterhin nach draußen. Meine Augenlider wurden schwer. Ich spürte ein paar meiner Haarsträhnen ins Gesicht fallen und normalerweise störte mich das, doch in dem Moment hatte ich so viele Dinge in meinem Kopf, dass mir das am Arsch vorbei ging.

Ein leichtes Klopfen an der Tür ertönte und ich riss die Augen auf, zog meine Decke rasch über meinen Körper und verdeckte mein Gesicht so gut es ging.
"Ja?", fragte ich, doch meine Stimme brach.
Mein Kopf war noch immer von der Zimmertür weggedreht, somit konnte ich Elin nicht sehen, doch hören, wie sie den Raum betrat und auf mein Bett zulief, sich neben mich setzte.
"Dir geht es nicht gut? Brauchst du etwas? Ist dir übel oder so?"
Ich schüttelte den Kopf, soweit das im Liegen ging und hielt meine Tränen zurück.
"Hey, was ist denn los? Ist etwas passiert?", fragte sie besorgt und ich kniff meine Augen krampfhaft zu, was meine Kopfschmerzen nur vor lauter Anpannung unterträglicher machten.
"Brauchst du einen Moment alleine? Soll ich gehen?", fragte sie erneut und legte eine Hand auf meine Schulter, woraufhin ich nur zuckte und von ihr wegrutschte.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now