1 • Headache

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"Jeon Jeongguk, wir sind nicht in einem Kunstmuseum, wir befinden uns in der Cafeteria. Also würdest du jetzt bitte mal dein Mittagessen zu dir nehmen, anstatt es so ausgiebig zu inspizieren?"
Jimins Stimme riss mich aus meinen Gedanken, die sich (viel zu oft) nur um den schwarzhaarigen Lockenkopf am anderen Ende des Raumes drehten.
Er war nun bereits seit drei Wochen wieder hier und ich schaffte es noch immer nicht, mich daran zu gewöhnen.
Jeden Morgen stand ich auf, mit dem Gedanken, dass ich ihn an diesem Tage sehen werde. Jeden Abend schlief ich ein, mit dem Gedanken, dass ich ihn am morgigen Tag wiedersehen würde.
Mein Kopf hatte keinen Platz mehr für andere Dinge, meine Hausaufgaben bekam ich schon gar nicht erst hin und die Lehrer ermahnten mich auch viel zu oft. Und dabei waren das gerade mal die ersten drei Wochen. Außerdem war die 12. Klasse doch wichtig, immerhin musste ich mein Abitur irgendwie schaffen.
Warum meinte er denn auch genau jetzt, dass er wiederkommen muss? Hätte er denn nicht ein Jahr später kommen können? Oder am besten gar nicht...

Na gut, wem mache ich eigentlich etwas vor? Tief im Inneren hatte ich mir doch die ganze Zeit gewünscht, dass er wiederkommen würde. Aber nicht auf diese Art und Weise.
Ich wollte, dass er zurück zu mir kommt. Nicht nur zurück nach Seoul, in meine Klasse. Er sollte mir wieder Aufmerksamkeit schenken, mich in den Arm nehmen und sanft durch meine Haare streichen, wenn ich ihn brauchte.
Aber das ging alles nicht mehr. Und das war alles meine Schuld.

"Jeongguk? Im ernst jetzt. Ich weiß, dass du es noch nicht ganz packst, dass Taehyung wieder da ist, aber das geht jetzt schon über drei Wochen so! Du kannst nicht die ganze Zeit vor dich hin trauern und deine Aufmerksamkeit nur ihm schenken. Du hast dein Abitur vor dir und musst dich auf die Schule konzentrieren.. Tut mir leid, dass ich dir das so sagen muss, aber es ist eben so...", meinte mein bester Freund, in seiner Stimme lag etwas Wut, allerdings konnte ich es ihm nicht übel nehmen. Mir würde mein Verhalten auch auf die Nerven gehen.
"Ich weiß, Jimin. Tut mir leid. Es ist nur... Es ist so surreal und ich.. Ach, keine Ahnung."
Verzweifelt legte ich meinen Kopf auf den Tisch und versuchte die Kopfschmerzen, die mich seit ein paar Stunden plagten, zu ignorieren.
"Guk, hey.. Sorry, ich wollte nicht böse klingen. Aber denkst du nicht, du solltest endlich reinen Tisch machen? Taehyung verdient es, die Wahrheit zu wissen. Es ist jetzt über zwei Jahre her, ihr seid älter und vernünftiger geworden und ich sehe doch, wie sehr es dich immernoch beschäftigt."
Sofort hob ich meinen Kopf und schüttelte diesen wild.
"Ich bin doch nicht lebensmüde, Jimin! Es ist gut so wie es ist und punkt."
Daraufhin verzog ich kurz mein Gesicht und fing an meine Schläfen zu massieren. Die Kopfschmerzen wurden langsam wirklich unerträglich.
"Du bist so stur, oh mein Gott..", murmelte Jimin. "Du hast vor ein paar Monaten noch gesagt, dass du alles dafür geben würdest, ihn wiederzusehen. Du wolltest ihm die Wahrheit erzählen und hast sogar Namjoon und Yoongi gefragt, ob du seine Nummer bekommst. Und jetzt hast du endlich die Möglichkeit dazu und ziehst den Schwanz ein? Ich versteh dich nicht, Guk."

Mit diesen Worten stand Jimin schließlich auf und in diesem Moment klingelte es auch schon zur nächsten Stunde. Müde rieb ich mir die Augen und schloss diese für einige Sekunden. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so scheiße gefühlt wie an diesem Tag. Es kam in letzter Zeit einfach viel zu oft vor, dass ich nachts nicht richtig einschlafen konnte und wenn war es meist ein leichter Schlaf. Selten schlief ich die Nacht durch und wurde von meinem Wecker geweckt. Mein Kopf dröhnte Tag ein Tag aus nur wegen aller Gedanken, die kein Ende zu nehmen schienen.

Als die Cafeteria immer leiser wurde und sich somit erschließen ließ, dass die Mehrheit den großen Raum bereits verlassen hatte, öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar Mal. Daraufhin sah ich mich um und sah nur noch wenige Leute, die gerade dabei waren, zu den Ausgängen raus zu gehen.
Ich richtete mich auf, zog meinen Rucksack an und wollte soeben mein Tablett nehmen um dieses aufzuräumen, als ich dort eine kleine Verpackung sah.
Verwirrt nahm ich das Stück Plastik und versuchte die kleine Schrift darauf zu lesen.
Paracetamol.
Es war eine Kopfschmerztablette. Aber weder ich, noch Jimin, hatten welche dabei gehabt...

Punkt Eins || taekookDonde viven las historias. Descúbrelo ahora