44 • Summer

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Taehyung pov

Hätte ich gewusst, was ein Kuss so ausmachen würde, hätte ich vermutlich ganz anders gehandelt. Aus etwas so intimen, was ich eigentlich immer mit positiven Gefühlen verband, enstanden nun Zweifel.. Angst, Enttäuschung..
Der Moment? Schön. Alles danach? Schrecklich.
Es war ja schon das zweite Mal, das ein Kuss zwischen ihm und mir alles versaute. Langsam hatte ich das Gefühl, wir wären verflucht. Als würde irgendein Geist uns auseinanderziehen, sobald wir wieder einen Weg zueinander gefunden hatten. Es machte mir Angst. Er wollte es doch.. Er sagte doch selbst "Küss mich."
Ich hatte zwar Alkohol konsumiert, doch war absolut noch bei klarem Verstand gewesen. An jedes einzelne Wort konnte ich mich erinnern. Ich bildete mir das doch nicht ein.

Ja, ich hatte tatsächlich noch Hoffnung, dass dieser Kuss uns zurück in unser altes Bild werfen würde. Alles zwischen uns wäre wieder heile Welt und ich würde ihn endlich meinen festen Freund nennen können. Haha.. Lacht ruhig, ich finde es ja selbst lächerlich wie naiv ich manchmal war.
Hinter dem Sprichwort 'Liebe macht blind' steckte mehr Wahrheit als ich anfangs dachte.

Als Jeongguk frühs neben mir aufwachte, schob er augenblicklich meinen Arm von sich und setzte sich auf.
"Wieso bin ich hier?", fragte er verschlafen und ich musste mich selbst erstmal kurz sortieren, ehe ich in der Lage war, ihm überhaupt eine Antwort zu geben.
"Ich.. weiß nicht. Du bist hier eingeschlafen und ich wollte dich ungern wecken und auf die Couch verscheuchen."
"Hm.. okay.", murmelte er vor sich hin.
Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich noch nie zuvor eine so unangenehme Stille erlebt hatte wie in diesem Moment. Wir saßen einfach nur nebeneinander und starrten Löcher in die Luft. Alles war einfach nur seltsam. Ich musste diese Stille brechen.

"Du ehm.. wegen gestern.."
"Lass es."
"Huh?"
"Lass uns das einfach vergessen, okay? Das ist nie passiert und wir machen so weiter wie zuvor, ja? Gut."

Jeongguk ließ kein bisschen mit sich reden. So schnell wie er aufstand und ins Badezimmer verschwand, konnte ich nicht einen Mucks von mir geben. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was abging. Alles war so verwirrend. Dieser Junge war so verwirrend.

Tausende Fragen schwirrten durch meinen Kopf und der Fakt, dass ich nicht eine einzige Antwort darauf bekam, weil der werte Jeon sein Maul nicht aufbekam, machte mich einerseits sehr sauer und andererseits extremst traurig. Ich wollte nichts anderes als ihn wieder in mein Herz schließen zu können, aber nach jeder Aktion wie dieser, traf es mich wie ein Messerstich. Jedes Mal, wenn die eine Wunde geheilt war, fügte er mir die nächste zu und ich merkte, dass er mich in der letzten Zeit beinahe mehr verletzt als glücklich gemacht hatte.
War das etwas, was man eine toxische Beziehung nennt?
Toxisch.. Giftig.. Es war gruselig, ihn in so einem Licht zu sehen, wo er doch eigentlich immer eher wie Medizin auf mich wirkte.
Andererseits war da etwas, was Yoongi letztens zu mir gesagt hatte.. 'Er wäre wie eine Droge für mich.' Anfangs konnte ich das gar nicht ernst nehmen. Ich dachte, er würde das nur sagen, weil er sowieso nicht begeistert von Jeongguk war. Aber jetzt, wo ich so richtig darüber nachdachte..
Er machte mich glücklich, solange er bei mir war. Doch die Nachwirkungen schubsten mich eine Klippe hinunter. Mit seinen Lippen versüßte er mir meinen Abend, doch der Nachgeschmack war bitter. Ich schwebte, fühlte mich schwerelos und fiel dann auf den Boden der Tatsachen zurück.
Ich machte meine Stimmung, mein Leben abhängig von ihm. Yoongi hatte irgendwie Recht.. Es war nicht gesund, wie ich diesem Jungen am Arsch hing.

Ich war so vertieft darin, meine Tränen zurückzuhalten, dass ich kaum bemerkte, dass der Jüngere wieder in meinem Zimmer stand.

"Hör zu.. Ich.. Sorry, ich wollte nicht so harsch zu dir sein. Es war dumm von mir, okay? Ich war betrunken und hab nicht nachgedacht, was ich tue. Können wir das bitte einfach vergessen? Es macht alles nur noch komplizierter.", sagte er und ich sah ihn an, konnte selber gar nicht deuten, was ich in dem Moment fühlte. Hass oder doch Liebe? Irgendwie beides, denke ich.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now