6 • Calendar

1.4K 161 38
                                    

Taehyung pov

Ein letztes Mal zog ich an dem abgebrannten weißen Stümmel in meinen Händen, ehe ich die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und dabei den Rauch in die warme Morgenluft pustete.
Verträumt sah ich auf die schon wieder viel zu volle Glasschale, in der sämtliche abgebrannt Zigaretten lagen. Es stimmte, ich hatte nie vor, damit anzufangen. Ich fand das früher widerlich, viel mehr verabscheute ich es. Schließlich war ich dieser Droge dann leider doch viel zu schnell verfallen. Meistens brauchte ich es einfach zur Beruhigung.. Und dass der Nikotingehalt erst recht süchtig machte, war, schätze ich mal, auch jedem bewusst. Es war nicht leicht, von jetzt auf gleich damit aufzuhören. Und irgendwie wollte ich das auch gar nicht so wirklich. Ich mochte es, wenn ich ehrlich bin. Wenn man jetzt mal über die physischen Nachteile hinwegsah.

Ich seufzte auf, während ich meine Arme streckte und dabei gähnte. Ich war totmüde, in letzter Zeit schlief ich nicht mehr gut. Abends hatte ich Probleme, überhaupt einzuschlafen, dann durchzuschlafen und frühs kam ich dann kaum aus dem Bett. Keine Ahnung, wieso. Irgendwas musste mich verdammt belasten, aber ich wusste nicht, was genau es war.
Naja.. Wem machte ich eigentlich etwas vor? Tief im Inneren war es mir durchaus bewusst. Doch wollte ich es mir einfach nicht wahr haben.

Ich hakte meinen Zeigefinger in den Henkel meiner leeren Kaffetasse ein, um diese daraufhin mit reinzunehmen. Ich schloss die Balkontür hinter mir und trottete in die Küche. Innerlich hoffte ich einfach nur, das Koffein würde bald einsetzen, damit ich diesen Schultag wenigstens einigermaßen gut herumkriegen würde.

Schließlich räumte ich die Tasse in die Spülmaschine, schlüpfte in meine Schuhe, schnappte mir noch meinen Schulrucksack, um kurz darauf auch schon das Treppenhaus hinunter zu laufen und in mein Auto zu steigen. Ich war wirklich mehr als froh, letztes Jahr noch meinen Führerschein gemacht zu haben, bevor ich zurück nach Seoul gekommen war, und dass mein Vater mir seinen alten Hyundai überlassen hat. So war es um einiges entspannter, als jeden Morgen zum Bus oder Zug rennen zu müssen, nur damit ich auch ja pünktlich an der Schule ankommen würde.

-

Der Schultag zog sich viel zu sehr in die Länge und hätte ich nicht die überstrenge Frau Park in den letzten zwei Stunden gehabt, wäre ich vermutlich quer auf dem Tisch eingeschlafen. Meine Augen zog es beinahe schon von alleine zu und ich hatte Mühe, sie offen zu halten.

"Also gut, dann macht ihr das bis morgen und die andere Aufgabe bis nächste Woche, ja? Dann wünsche ich euch noch einen angenehmen Nachmittag und ihr dürft heute mal ein paar Minuten früher gehen.", erklärte Frau Park und erleichtert seufzte ich auf. Wurde ja mal Zeit..
Eilig packte ich meine Sachen in meinen schwarzen Rucksack und stand auf, als Jimins Stimme durch das Klassenzimmer hallte.
"Hat irgendwer Kopfschmerztabletten dabei?", rief er fragend, doch bekam entweder Kopfschütteln oder gar nichts als Antwort.
Als dann der Großteil der Schüler den Raum bereits verlassen hatten, ließ ich meinen Blick zu Jimin gleiten, der gerade zu seinem besten Freund heruntergebeugt war. Dieser hielt die Augen geschlossen und massierte angestrengt seine Schläfen. Wusst ich doch, dass sie nicht für Jimin gedacht waren...
Gerade, als Namjoon und Yoongi schon loslaufen wollten, ließ ich meinen Rucksack von meinem Rücken gleiten, was die beiden sich fragend umdrehen ließen.
"Was machst du?", fragte Yoongi, doch antwortete ich ihm nicht, sondern kramte meine Tablettenpackung aus der vordersten Tasche.
"Du willst Jeongguk ernsthaft eine geben? Ich dachte, du-"
Weiter kam Namjoon jedoch gar nicht, denn ich lief einfach davon, ignorierte seine Worte. Ich wusste genau, was er sagen würde und gerade wollte ich das wirklich nicht hören.
Ich ging auf den dunkelbraunhaarigen, leidenen Jungen zu, als mir plötzlich eine Klassenkameradin zuvorkam. Sie hielt ebenfalls eine Packung in der Hand und wollte soeben etwas sagen, als ich dann neben ihr stand und die Pappverpackung musterte.
"Er verträgt keine Ibuprofen.", meinte ich knapp und sah, wie Jimins bester Freund bei dem Ertönen meiner Stimme ein wenig zusammenzuckte, in seiner Bewegung Inne hielt.
"Oh, achso..", murmelte das Mädchen und lief schließlich schulternzuckend weg.
Ich sah kurz zu dem Braunhaarigen, der sich immernoch nicht bewegte und legte eine Tablette vor ihn.
Daraufhin sah er auf, direkt in meine Augen, doch wand ich meinen Blick nach einer Millisekunde schon wieder ab. Ohne ihn weiter zu beachten, drehte ich mich um, ignorierte das beinahe schon zu stille "Danke", welches seine wunderschö- seine Lippen verließ.
Kurz überlegte ich, ob ich mich nochmal zu ihm drehen sollte, ihm wenigstens ein Lächeln schenken sollte.. Doch wusste ich, würde ich auch nur eine Sekunde zu viel in seine Augen schauen, würde er mich nicht mehr loslassen. Er fesselte mich zu schnell, er machte mich weich, auch wenn das alles war, was ich nach diesen zwei Jahren vermeiden wollte.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now