31 • Taxi?

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Nachdem ich mich ungezogen hatte, war Taehyung so lieb und hatte mich direkt zu meiner Arbeitsstelle gefahren, wofür ich ihm wirklich sehr dankbar war. Der Weh dorthin war zwar nicht extremst weit, aber dennoch anstrengend, wenn ich die lange Arbeitszeit und den Rückweg auch noch mit einplante.
Zwar bot er mir ebenfalls an, mich abends nach Hause zu fahren, doch lehnte ich dankbar ab. Immerhin wollte ich ihn erstens ungern um 22 Uhr nochmal losschicken, wo es doch unter der Woche war und zweitens auch nicht übertreiben. Wir waren am Morgen noch total sauer aufeinander gewesen und am Nachmittag sind wir belustigt durch die Wälder gehüpft. Irgendwie ging das alles auf einmal so schnell und es überforderte mich übermäßig.
Ich fragte mich ständig, ob ich das richtige tat, indem ich Taehyung wieder an mich heranließ. Es war super egoistisch, dass ich plötzlich danach ging, was mein Herz verlangte. Die ganze Zeit hatte ich auf meinen Kopf gehört und das getan, was das Beste für ihn war, doch nun, wo ich scheinbar keine Hürden mehr im Weg liegen hatte, nutzte ich das von vorne bis hinten aus. Ich nutzte ihn von vorne bis hinten aus.
Was würde wohl passieren, sobald mein Vater zurück in Seoul war? Wenn er wieder genügend Einkommen hatte, um mich beschatten zu lassen?
Was, wenn er andere Wege finden würde, mich zu überwachen?
Was, wenn ich wieder anfangen müsste, mich von Taehyung zu distanzieren, ohne ihm überhaupt erst die Wahrheit gesagt zu haben?
Er würde vermutlich wieder vor einem Haufen Fragen stehen und keine davon könnte ich ihm beantworten..
Es tat mir leid, dass ich gerade auf heile Welt tat. Ich wollte ihm eigentlich gar nicht das Gefühl geben, es sei alles gut und wir könnten wieder Freunde werden.. So wie früher.
Denn das konnten wir nicht. Mal abgesehen von den ganzen Dingen, die es nicht möglich machten, verdiente er wesentlich bessere Freunde in seinem Leben, als mich. Ich, derjenige, der sein Herz gebrochen und sich nie dafür entschuldigt hatte, sondern eher noch einen Kilo Salz in die blutende Wunde gestreut hatte.

Und nun saß ich neben ihm im Auto und hörte seiner angenehmen Stimme zu, wie er mir davon erzählte, wie seine Oma im Sommer letzten Jahres in den Pool gefallen war und seitdem Angst hatte, den Garten zu betreten. Daraufhin folgte ein Auflachen. Sein Lachen jagte mir oftmals ein Kribbeln durch die Baugegend, einen Schauer durch den Körper. Positiv, versteht sich.
Ich sah immer wieder zu ihr, konzentrierte mich darauf, ihn nur anzusehen, wenn er sprach, da ich sonst wieder zu auffällig starren würde.

Er verdrehte mir den Kopf, er ließ mich so aufgewühlt fühlen, so unter Strom und aufgeregt. Mein Herz pochte schnell, mein Bauch kribbelte und ich bekam das Lächeln kaum aus meinem Gesicht.
Und gleichzeitig hatte er eine so beruhigende Wirkung auf mich.
Nicht im körperlichen Sinne, sondern eher im psychischem Sinne.. Macht das Sinn? Meine Gefühle ihm gegenüber waren einfach unbeschreiblich.
Trotz der Aufregung in seiner Anwesenheit, die er mich verspüren ließ, war da noch diese Ruhe, diese Sicherheit und das Wohlbefinden.

Kennt ihr das, wenn ihr nach einem kalten, regnerischen Tag endlich nach Hause kommt, eine warme Dusche nehmt und euch danach mit einer heißen Tasse Tee ins Bett legt, euch unter den Decken aufwärmt..?
Dieses wohlige Gefühl, das einen überkommt, wenn man sich sicher und wohl fühlt. Warm, nicht zu heiß. Entspannt und dennoch positiv aufgeladen?

.. Ja, so langsam weiß ich selbst gar nicht mehr so richtig, ob meine Worte überhaupt einen Zusammenhang hatten, doch genau das war es, wie ich meine Gefühle zu Taehyung in Worte fassen würde.
Es war verwirrend.. Sehr verwirrend. Dennoch schön.

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"Jeongguk, die zwei Teile brauchen noch eine Lackierung mit der weißen Farbe, die wir jetzt neu haben. Kannst du das mal übernehmen? Ich bin grade etwas im Stress wegen dem anderen Kunden.", fragte mich mein Chef, woraufhin ich natürlich sofort einstimmte und ihm die Teile aufnahm. Daraufhin trug ich sie zum Nebenraum der großen Werkstatt und machte dort alles bereit zum lackieren.
So langsam bekam ich es total mit der Müdigkeit zutun und konnte kaum die Augen offen halten, als ich die passenden Pinsel aus dem dazugehörigen Schrank heraussuchte.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now