10 • Light

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"Meinst du nicht, dass du so langsam etwas übertreibst?", fragte mich Jimin, doch reagierte ich kaum auf ihn. Ich gab lediglich ein Schulternzucken von mir und setzte meinen Weg zum Klassenzimmer fort. Ich wollte diese übliche Diskussion einfach nicht schon wieder durchkauen müssen.
"Du hast ihn nicht einmal ausreden lassen!", meinte mein bester Freund nun in einem etwas angespannteren Ton. Doch verdrehte ich nur die Augen. Musste er sich denn in alles einmischen? Immerhin war es doch eigentlich eine Sache zwischen Taehyung und mir.
"Jeongguk, ich rede mit dir!"
Er hielt mich am Handgelenk fest, sodass ich zum stehen kam und drehte mich zu sich, ehe er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte.
"Wie war das? Du willst Taehyung alles erklären und vermisst ihn so schrecklich? Davon merke ich nichts, Jeongguk. Taehyung hat buchstäblich gerade gesagt, dass er den Teil der Geldsumme übernimmt, den du nicht zahlen kannst. Er will dir was gutes tun und alles was du machst ist, ihn zu ignorieren und wegzulaufen? Du verhälst dich grade wie ein Kindergartenkind!"
"Vielleicht tu ich das.", gab ich schnippisch von mir und entriss mich seinem Griff. Wie sollte ich meinen Plan nur umsetzen, wenn mir ständig Jimin vor den Augen herumtanzte?
"Argh!"
Jimin lief nun schnellen Schrittes an mir vorbei, ähnelte dabei aber eher einer wutentbrannten Ente als einem saueren jungen Mann, wenn ihr mich fragt.

Augenverdrehend sah ich ihm hinterher und schob meine Hände in die Hosentaschen meiner lockeren Jeans. Natürlich hatte er Recht, doch so eingestehen konnte ich mir das einfach nicht.
Außerdem musste ich einen Weg finden, auch Jimin davon klarzumachen, dass ich meine Meinung geändert hatte und lieber darauf verzichtete, Taehyung alles zu erzählen. Für seine eigene Sicherheit.

"Jeon.", ertönte eine tiefe Stimme, die ich vermutlich aus hunderten wiedererkennen konnte. Wenn man vom Teufel sprach.. oder dachte. (Nun ja, in meinen Augen eher ein Engel.)
Mein Herz schlug automatisch schneller und ich drehte mich langsam um, sah den Schwarzhaarigen vor mir stehen, wie sich seine skeptischen Blicke in mich bohrten.
Ich war immer wieder geschockt, wie sehr er sich verändert hatte.. Nicht nur, dass seine Stimme mittlerweile tiefer als der Ozean war, nein. Seine Gesichtszüge wirkten schon so viel erwachsener, was ihn einfach unglaublich gutaussehend werden ließ. Er war schon immer größer als ich gewesen, immerhin war er auch ein Jahr älter. Jedoch dachte ich immer, ich würde ihn irgendwann einholen. Scheinbar war das jedoch nicht der Fall, denn er war immernoch ein Stück größer als ich.

"Seit wann wohnst du bei deiner Tante?", fragte er nun, sein Gesicht zierte ein etwas verwirrter Blick. Verdammt, ich hatte schon wieder gestarrt..
"Ein Jahr oder so.", meinte ich dann knapp und wollte mich schon umdrehen, um schnell zum Klassenzimmer zu gelangen und dieser unangenehmen Situation zu entkommen.
Allerdings kam ich nicht weit, denn Taehyung sprach erneut, was mich wieder zum stehen brachte.
"Warum wollen deine Eltern dir nichts zahlen? Habt ihr euch zerstritten?"
Ich gab ihm keine Antwort, stand nur wenige Meter schweigend vor ihm und sah überall hin, nur nicht zu ihm.
"Ihr wart ein Herz und eine Seele. Was ist bitte passiert, dass ihr so auseinander gebrochen seid?"
Bei diesen Worten sah ich dann doch auf und blickte direkt in Taehyungs Augen. Sie strahlten Besorgnis aus.. Gegenüber mir?

"Oh wow.. Irgendwie trifft das ja auch auf uns zu, nicht wahr?", sagte er dann, hielt den Blick starr auf mir und lachte kurz auf.
Die vorherige Besorgnis entwich aus seinen Augen.
"Nur, dass ich diese Frage gar nicht beantworten könnte."
Seine Stimme glich einem Flüstern, doch hörte ich es klar und deutlich.

"Was ist? Hast du nichts zu sagen?"
Ich atmete einmal tief durch und löste meinen Blick von dem Jungen vor mir, richtete ihn zu Boden.

"Was hatte ich auch erwartet?"
Mit diesen Worten, die in ein Seufzen übergingen, lief er nun an mir vorbei und eigentlich rechnete ich schon damit, dass er mich beim Vorbeilaufen anrempeln würde, denn das tat er früher immer, wenn er sauer auf jemanden war. Doch passierte nichts. Er lief lediglich an mir vorbei, sah mich nicht weiter an und ging um die Ecke, wo es zum Klassenzimmer ging.
Ich stand noch eine Weile hier und sah an die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. Ich musste zunächst meine Atmung wieder ein wenig regulieren, denn als Taehyung so vor mir stand, überkam mich eine Welle an Nervösität.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now