47 • Worst Case Scenario

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Jeongguk pov

Mein ganzer Körper stand unter Strom. Meine Hände zitterten und meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich fragte mich, ob ich überhaupt noch stehen könnte. Alles war verschwommen und ich hörte die Worte der anderen nur gedämpft. Mein Gesicht war ganz heiß und ich spürte den Schweiß meine Seiten hinunterlaufen. Das Atmen fiel mir schwer.

Applaudieren. Die Klasse applaudierte. Es folgte eine Fragerunde an die Person, die vorne stand. Ein Mädchen, welches das Referate-Vorstellen immer ganz einfach aussehen ließ.
Die Lehrerin erhob ihre Stimme.
"Sehr gut, da konnten wir jetzt nochmal einiges über die verschiedenen Politik-Systeme erfahren. Glückwunsch, das war eine gute Leistung!"
"Dankesehr!" Das Mädchen lächelte und ging zu ihrem Platz.

"Also gut.. Dann können sich Taehyung und Jeongguk schonmal vorbereiten. Wir machen eine kurze 5-Minuten Pause und ihr könnt euch derweil startklar machen.
Ein paar SchülerInnen standen auf und gingen auf Toilette oder fingen an sich zu unterhalten. Ich stand auf und nahm meine Karteikarten in die Hand. Jimin, welcher neben mir saß, drückte mir meine Flasche Wasser in die Hand.
"Trink einen Schluck. Du bist ganz blass."
Ich trank kurz davon und lief nach vorne, wo Taehyung schon seinen Laptop anschloss, auf dem unsere Powerpoint-Präsentation war. Ich wusste, wenn ich noch länger hier stehen bleiben würde, würde sich meine Panik nur verschlimmern.
Und da Taehyung in solchen Situationen mein Ruhepol war, entschloss ich mich schnell zu ihm vor zu gehen. Jimin warf mir noch ein "Viel Glück." hinterher.

"Nervös?", fragte Taehyung, als ich neben ihm auftauchte und ich nickte hastig.
"Alles wird super, Koo. Wir haben das Thema doch echt krass durchgekaut. Auch wenn wir wenig Zeit hatten. Beim Üben gestern hat das doch auch richtig gut geklappt."
"Mh.. Es ist nicht mal das Thema direkt.. Es ist.."
"Die Klasse? Die Leute? Die Aufmerksamkeit?"
Ich nickte erneut und spürte meinen Atem stocken. Mich überkam ein Schauer der Angst.
"Hast du den ganzen Referaten zugehört?"
"Nicht wirklich, nein. Ich war damit beschäftigt mich zu beruhigen, was nur so semi-gut funktioniert hat."
"Naja, ich meine eher.. Niemanden juckt, was wir hier vortragen. Oder interessieren dich die verschiedenen Politik-Systeme?"
"Nicht wirklich."
"Na siehste. Keiner wird wirklich so viel aufpassen, dass ihm jeder kleinste Fehler auffällt. Du bist selbst dein größter Kritiker, Kook."
"Aber.."
"Aber?"
"Naja.. Das Thema.. Bezogen auf dich.. und mich.. Ich denke schon, sie interessiert, was wir, vorallem ich, dazu zu sagen haben."
"Halb so wild. Wir tragen alles vor und die können denken, was sie wollen. Mach dir nicht zu viel Stress. Du bist nicht alleine, ja? Ich bin ja da. Egal, ob sie meinen, ihren Senf dazugeben zu müssen oder nicht. Ich steck hier genauso drin, okay?"
Ich nickte und atmete tief durch, warf einen letzten Blick auf die Karteikarten.
Ja, er steckte genauso drin, allerdings war das auch meine Schuld.

-

" [...] Leider gibt es auch heute noch keinen Christopher-Street Day in Südkorea, aber wir hoffen, dass die Betroffenen trotzdem nicht aufhören, für ihre Rechte zu kämpfen und dass sie auch eines Tages hier mehr Akzeptanz und Toleranz ins Auge blicken können.

Als nächstes kommen wir nun dazu, was die Betroffenen im Alltag erfahren und wie man mit dieser Thematik offener umgehen kann. Ich gebe das Wort an Jeongguk.", vollendete Taehyung seinen Part und alle Aufmerksamkeit lag nun auf mir.
Wir näherten uns dem Ende des Referates und ich war ein wenig entspannter mit Taehyung an meiner Seite, stand dennoch unheimlich unter Strom. Ich brauchte einen Moment bis ich mich soweit sammeln konnte, dass ich das Reden beginnen konnte. Taehyung strich mir kurz über den Rücken und schenkte mit ein Lächeln.
Ich drehte mich nach vorne und sah an die hintere Wand des Klassenzimmers. Ein Trick, wo ich die Leute nicht direkt ansehen musste, aber dennoch zur Klasse sprach.

"Während in anderen Kontinenten mehr Freiheit für gleichgeschlechtliche Paare herrscht, ist davon bei uns leider nicht die Rede. Die ersten Prominente wie beispielsweise 'Holland', ein öffentlich schwuler Sänger, macht schon gute Anfänge und zeigt somit den Leuten für sich einzugestehen und man selbst zu sein, egal was andere sagen.
Allerdings.. Ist es leider nicht immer ganz so einfach, da unsere Gesellschaft eine sehr negative Stellung uns- ich meine.. homosexuellen Menschen gegenüber hat. Im Alltag merkt man das in erster Linie in der Schule, auf Arbeit, generell wo man umgeben von vielen verschiedenen Menschen ist. Die Erziehung ist größtenteils noch eher konservativ gehalten, weshalb viele Kinder mit einem ähnlichen Meinungsbild wie das ihrer Eltern aufwachsen. Gewisse Studien zeigen, dass Kinder von alleine nichts gegen homosexuelle Menschen haben und dass jegliche Meinung dazu prinzipiell von den Eltern oder dem generellen sozialen Umfeld gesteuert wird. Die LGBTQ-Community erhofft sich mehr von der neuen Generation, da diese im jungen Alter durch soziale Medien leicht ans Thema heran geführt werden und somit ihre eigene Meinung mit dem Wissen darüber verknüpfen können, ohne es von ihren Eltern eingetrichtert zu bekommen. Es fällt ihnen heutzutage leichter, sich besser darüber zu informieren unr sich eine eigene Sichtweise zum Thema zu bilden.

Punkt Eins || taekookWhere stories live. Discover now