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Erst am Donnerstag besuchte Jeongguk die Schule wieder. Die Wunden in seinem Gesicht waren etwas abgeschwollen und fielen wahrscheinlich kaum auf, wenn man es nicht wusste. Er sah zum ersten Mal seit Ewigkeiten relativ ausgeschlafen aus. Eigentlich hatte ich ihn wirklich nicht so gutgelaunt gesehen seit ich wieder zurück in Busan war.
Ich war froh ihn wieder zu sehen, obwohl ich der Meinung war, er hätte definitiv mehr als drei Tage frei gebraucht. Es war ein gefühlt endlos langer Prozess ihn am Sonntag zu überreden, dass er sich ein paar Tage für sich nehmen musste. Natürlich wollte er es anfangs nicht einsehen, aber am Ende zwangen Elin und ich ihn buchstäblich dazu. Somit konnte er zumindest bis Mittwoch mal herunterkommen und auch Elin hatte mir erzählt, dass alles, was er tat aus schlafen und Serien schauen bestand. Und es freute mich, dass er endlich mal komplett den Kopf abschalten und sich so richtig ausruhen konnte.

"Wunderschönen guten Morgen.", begrüßte er mich frühs im Klassenzimmer. Ich war heute früher da als sonst, da ich es ehrlich gesagt kaum abwarten konnte ihn wiederzusehen. Das letzte Mal sah ich ihn am Sonntagabend, als ich nochmal vorbei gekommen war, um nach ihm zu sehen und den beiden etwas zu kochen. Ich ließ ihm die drei Tage dann seinen Freiraum, auch wenn ich ihn am liebsten jeden Tag besucht hätte. Umso schöner war es nun, ihn endlich mal recht frisch und energiegeladen zu erleben, als er an diesem sonnigen Donnerstagmorgen den Raum betrat. Ich stand auf und zog ihn in eine kurze Umarmung. 
"Du siehst so viel besser aus seit dem Wochenende. Das freut mich.", stellte ich fest und schenkte ihm ein lächeln.
"Danke..", hauchte er und lächelte zurück.
"Du gehst diese Woche aber noch nicht wieder arbeiten, oder?" Er schüttelte sofort den Kopf und setzte sich neben  mich auf den Tisch.
"Nein, Elin hat es mir ausdrücklich verboten, auf Arbeit zu gehen. Auch mein Chef hat viel Verständnis gezeigt und mir die zwei Wochen frei gegeben. Ich glaube, die haben sowieso grade einen Praktikanten dort, deswegen fehle ich nicht wirklich.. Nur.."
"Nur?"
"Nur ist es schade ums Geld. Elin meinte, wir kriegen das schon irgendwie hin, aber ich bin mir so unsicher. Ich meine, ich zwei Wochen nicht arbeiten und es wird so viel Geld fehlen."
"Mach dir da bitte keine Sorgen, Jeongguk."
"Aber ich tus."
"Ich weiß. Aber du musst damit aufhören. Ihr kommt bestimmt über die Runden. Vertrau mir."
"Hm"

Ich war mich nicht ganz sicher, ob ich ihm sagen sollte, dass ich Elin Geld ausgelegt hatte, damit die Lücke von Jeongguks fehlenden Gehalt gefüllt wird. Am Ende dürfte ich mir nur wieder anhören, wie ich mir das erlauben könnte und und und...
Was Jeongguk aber ebenfalls nicht wusste war, dass Elin eine neue Stelle auf ihrer Arbeit bekommen hat und nun beinahe doppelt so viel als vorher verdienen wird. Allerdings fing sie erst Mitte des Monats damit an. Danach könne sie mir das Geld auch zurückzahlen. Sie wollte Jeongguk aber selbst von der Stelle erzählen, deshalb beschloss ich, ihm das Ganze gar nicht zur erzählen.

Stattdessen versuchte ich vom Thema abzulenken. 
"Du, Kook. Mal anderes Thema, ich- Wieso lachst du jetzt?"
"Du verwendest irgendwie jedes Mal, wenn wir miteinander reden einen anderen Spitznamen. Das find ich irgendwie witzig."
"Hm, ist mir gar nicht aufgefallen.."

"Naja, jedenfalls..." Ich stand vom Tisch auf und stemmte meine Hände in die Hüfte. 
"Ist dir bewusst, dass wir in weniger als einer Woche unser Referat fertig haben müssen?", fragte ich und musste mir ein Grinsen verkneifen. So waren wir schon immer. Schön alles auf den letzten Drücker machen, darin waren wir gut. Aber okay, wir hatten gerade die Ausrede, dass in den letzten Tagen wirklich viel abging, weshalb wir da gar keinen Kopf für hatten.
"Wie jetzt?", gab der jüngere von sich und blinzelte mich auch verwirrten Augen an.
"Heute ist Donnerstag. Am Dienstag müssen wir vorstellen und falls du es verpeilt haben solltest: Am Samstag ist Namjoons Geburtstagsfeier. Aaalso bleiben uns gerade mal vier Tage, an denen wir das noch vorbereiten können. Beziehungsweise drei, weil wir den Sonntag vermutlich zum ausnüchtern benötigen."
"Großartig." Er seufzte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Punkt Eins || taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt