quaranta­tré - 43

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A L E S S A N D R O

Gerade fuhr ich Emalia ins Krankenhaus, da Carmelo gerade Dienst hatte und nicht zu uns kommen konnte. „Ale, beruhig dich." sprach Paola aus der anderen Leitung und hörte wohl die quietschenden Reifen.

„Sie ist bewusstlos!" rief ich und bog wieder ab. „Ja, wegen dir!" schrie Paola jetzt und öffnete mir kein bisschen die Augen.

„Audi, leg auf." forderte ich mein Auto auf, während ich aufs Gas trat und nicht wusste, wie ich mit meiner Wut umgehen sollte. „Alessandro!" knurrte Paola und redete weiter, aber der Audi legte auf, weshalb abbog und direkt den Motor ausmachte.

Ich stieg aus und lief auf die hinteren Türen zu, die ich aufriss und Emalia auf meine Arme nahm. „Wo ist Carmelo?" schrie ich das Krankenhaus voll und bekam alle Blicke auf mich.

„Kommen Sie mit Signore." erwiderte eine Krankenschwester, der ich direkt folgte und wir gefühlt das ganze Krankenhaus durch liefen.

„Alessandro, was ist passiert?" fragte Carmelo direkt und nahm sie mir aus den Händen. „Sie ist umgekippt." sprach ich einfach und bekam einen warnenden Blick.

„Wegen was?" knurrte er und band ihr irgendetwas an. „Ich hab herausgefunden, das ihre Mutter nicht ihre Mutter ist und ich musste es ihr sagen, da ich Hinweise von Rodríguez bekam." sagte ich und hasste mich dafür, eine Person die ich eigentlich liebe, so fertig zu machen.

„Und du liebst sie?" lachte Carmelo kurz und verstummte direkt, als ich auf knurrte. „Nein, ich mein das ernst, liebst du sie wirklich?" fragte er.

„Ich red mir ein, dass ich sie liebe. Ob das so ist, weiß ich nicht." flüsterte ich und setze mich auf den Stuhl. „Liebe ist schwer. Du weiß nur, du liebst eine Person, wenn die Person etwas tut, dass du niemals erwartet hättest." erwiderte, worauf ich einfach nickte, diesen Satz aber in meinem Kopf ab speicherte.

-

Jetzt saß ich hier vor Emalia, die immer noch bewusstlos war, aber trotzdem wunderschön aussah. Ihr blondes Haar liegt verstreut auf dem Kissen, während ihr Mund leicht offen stellt. Ihr Augen waren geschlossen, wodurch man dann einen perfekten Blick auf ihre langen Wimpern hatte.

„Signore, die Besuchszeit ist gleich vorbei, ich bitte Sie zu gehen." sprach eine ältere weibliche Stimme. „Ich bleibe." erwiderte ich. „Signore-" fing sie an, ehe ich aufstand und sie die Augen aufriss. „Kommen Sie nicht nochmal in dieses Zimmer." knurrte ich, worauf sie schüchtern nickte und den Raum verließ.

Ich setzte mich wieder und ging jeden einzelnen Gedanken und jede einzelne Frage in meinem Kopf durch. Ob sie ihre echte Mutter kennenlernen möchte? Ob sie überhaupt noch mit mir zusammen sein will? Ob sie mich verstehen wird, wenn ich ihr die ganze Sache nochmal erkläre?

Mein Kopf stand kurz vor einer Explosion, nichtsdestotrotz blieb ich wach und beobachtete sie. Ständig ging das Licht aus, weshalb ich mich wieder bewegen musste, damit es an ging. Im Flur hörte man Gemurmel und hektische Gespräche. Überall roch es nach Desinfektionsmittel und Medikamenten.

Die ganze Nacht beschäftigte ich mich damit, als mit meiner Zukunft. Und als Carmelo am nächsten Morgen in das Zimmer kam, sprach er garnicht mehr mit mir. Er checkte ihre Werte und teilte mir mit, dass sie bald aufwachen würde.

Daher blieb ich immer noch sitzen und bewegte mich kaum. Ich wartete auf sie und bemerkte nach ein paar Stunden auch, dass sie sich bewegte. Ich fing an zu lächeln und verschränkte meine Arme ineinander, während ich sie musterte und auf ihr Augen schaute, die sich langsam öffneten.

Als sie komplett offen waren, schaute sie erst mich dann und dann das Zimmer. „Wegen euch bin ich öfter im Krankenhaus gewesen, als in meinen kompletten 21 Jahren auf dieser Erde." sprach sie leise und schüttelte den Kopf.

„Ich will dich nicht sehen, weißt du das?" fragte sie mich, worauf ich verständnisvoll nickte. „Lässt du mich ausreden?" fragte ich sie daraufhin und musterte die Gänsehaut auf ihren Armen. „Wirst du lügen?" fragte sie daraufhin. „Nein." antwortete ich, worauf sie nickte und mich bat, anzufangen.

„Ich wollte dir damit nichts böses. Ich wollte einfach nur, dass du an meiner Seite immer die Wahrheit erfährst." fasste ich die letzen 24 Stunden in einem Satz zusammen. „Du wolltest dir selber was beweisen." stellte sie fest, worauf ich keine Bemerkung abgab, da ich es selber nicht wusste.

Sie hatte ständig gesagt, dass ich lüge, wenn ich mal von ihrer Familie gesprochen hatte. Vielleicht war ich egoistisch und wollte mir selber was beweisen. Vielleicht hatte ich es auch einfach getan, um meinen Mitmenschen zu zeigen, dass ich geeignet dafür bin, Nachfolger zu werden.

Es gibt viele Vielleichts, aber eins kann ihr feststellen und zwar, dass ich es bereue. „Ich wusste nicht, dass es so falsch und grob rüberkam. Ich wollte es anders rüberbringen." erwiderte ich.

„Ich will das du mir verzeihst. Ich bereue es und werde es nicht nochmal machen, wenn du mir eine Chance gibst." redete ich weiter und schaute sie flehend an. „Bevor ich abgehauen bin, meintest du, wie fliegen nach New York." wechselte sie das Thema, weshalb ich sie verwirrt anschaute.

„Lass uns ein paar Tage - nur zu zweit - nach Amerika." sprach sie weiter. „Alles was du willst." nickte ich. „Das sollst du nicht als Entschuldigung sehen, ich will einfach nur sehen, wie du dich alleine mit mir verhältst. Ich will sehen wie du mich liebst, falls du mich liebst."

„Ich würde für dich sterben, amore."

Sie fing an zu lächeln und ich sah ihr an, dass sie gewonnen hatte. Sie hatte mich an den Eiern und wusste, sie hätte mich nie los. Aber irgendetwas sagte mir, dass sie genau das wollte.

„Jetzt. Lass uns gehen und weg fliegen." grinste sie und stand auf, als würde sie gestern nicht umgekippt sein.
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Voten nicht vergessen :)

Gefangen in Sizilien. Where stories live. Discover now