Kapitel 19 | Knall ✔️

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Die Zeit in der ich an seinem Oberkörper gelehnt war schien still gestanden zu sein.

In dieser Zeit ließ ich alles in meinem Inneren heraus und versuchte mich am Ende etwas zu beruhigen.

Die Person hinter mir fing an über meine Arme zu streichen, was mir half endlich wieder komplett ruhig zu werden.

Ich entfernte mich langsam von ihm und wischte meine Tränen größtenteils mit der Hand weg. Dann stand ich auf und drehte mich zu der Person um.

Damian sah mich an, jedoch konnte ich seinen Blick nicht deuten. War er sauer? Wollte er mich gleich auslachen, weil ich geweint hatte? Mich verspotten?

Diese Gedanken beunruhigten mich und ich senkte meinen Kopf.

Ich bereitete mich innerlich darauf vor zur Schnecke gemacht zu werden.

Damian kam einen Schritt näher auf mich zu. Doch was er dann tat, ließ mich wie eine Statue einfrieren .

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

,,Du bist eine der stärksten Menschen, die ich in meinem Leben gesehen habe." Seine Augen trafen meine und plötzlich sah ich darin etwas wie stolz und Anerkennung.

Ich wollte meinen Mund öffnen und etwas erwiedern, obwohl ich nicht wusste was. Doch da nahm Damian schon meine Hand in seine und zog mich mit sich mit.

,,Wie wäre es, wenn wir etwas in der Villa spazieren gehen? So kommst du vielleicht auf andere Gedanken." fragte er mich dann.

Unfähig etwas zu sagen, nickte ich einfach und zusammen gingen wir langsam den Flur entlang.

Seine plötzliche Fürsorge verwirrte mich. Noch vor einer halben Stunde hatte er mich vollkommen ignoriert und jetzt hielt er meine Hand und wollte mich auf andere Gedanken bringen.

Ich betrachtete ihn während wir gingen von der Seite.

Er schien entspannt zu sein. So sah ich ihn nicht oft. In den letzten Tagen, kam es mir immer so vor, als hätte er tausend Sachen im Kopf, aber jetzt war er vollkommen gelassen.

,,Was ist los?" fragte er plötzlich und blieb stehen.

,,N-nichts." meinte ich nur und wollte weiter laufen.

Doch Damian hielt mich fest.

,,Angel." Seine Stimme ließ keine Fluchtversuche zu.

Ich seufzte.

,,Es ist nur, dass ich dein Verhalten ein wenig komisch finde."

,,Komisch?" Damian gluckste überrascht.

Ich nickte nur.

,,Du findest es komisch, wenn ich dich auf andere Gedanken bringen will, weil du traurig bist?"

,,Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass du dass tust. eher das du dich dann über mich lustig machst."

Damian kam plötzlich ein Schritt auf mich zu und sofort wich ich ein paar Schritte zurück, bis ich an der Wand lehnte.

Damian stemmte seine Arme links und rechts von meinem Kopf ab und sah mir in die Augen.

Wir blieben für einige Minuten so stehen und ich spürte, wie mein Herz laut gegen meine Brust klopfte.

,,Ich würde dich niemals auslachen Angel. Und schon gar nicht wegen deiner Vergangenheit. Dafür bist du mir viel zu wichtig."

Damian nahm eine Haarsträhne von mir und umwickelte sie um seinen Finger.

Sein Gesicht kam meinem gefährlich nahe und ich hatte das Gefühl, ich hörte auf zu atmen.

Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass er mir so nahe war. Ich konnte mich nicht auf ihn einlassen.

Ich legte meine Hände auf seine Brust und schob ihn von mir weg.

Auch wenn ich meinen Blick gesenkt hatte, konnte ich dennoch seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sehen.

Ohne ihn noch einmal anzugucken ging ich Richtung Garten, wo ich erst einmal tief durchatmete. Ich ging auf den Kieselweg zu und lief da für eine gefühlte Ewigkeit hin und her und kickte dabei einzelne Kieselsteine weg.

Ich dachte an nichts. Mein Kopf war so voll, dass er mir leer erschien und ich an nichts denken konnte.

Irgendwann stoppte ich einfach meine Bewegungen. Ich drehte mein Gesicht zur Sonne und schloss meine Augen.

Ein angenehmes Gefühl durchströmte meinen Körper und ich breitete meine Arme aus.

Am liebsten würde ich den ganzen Tag so verbringen.

Doch dieses angenehme Gefühl verflog als plötzlich ein Laut dröhnender Knall erklang und ich erschrocken aufschrie.

Reflexartig duckte ich mich und rannte zu den Sträuchern um mich dort zu verstecken.

Von hier aus konnte ich auf die Einfahrt blicken.

Ich sah wie mehrere Männer sich gegenseitig erschossen und wie ihre Körper auf den Boden fielen und Blut aus ihnen hinaus strömte.

Mein Körper zitterte bei diesem Anblick und ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen.

,,Angel! Angel wo bist du?"

Damians Stimme drang durch meine Ohren und ich stand sofort auf.

Er war noch immer im Inneren der Vila und dachte wahrscheinlich ich wäre in einem der Räume.

Schnell kletterte ich über die Sträucher und rannte über den großen Garten zum Haus.

,,Damian?" rief ich ganz laut, doch bekam keine Antwort.

Die Angst bereitete sich in meinem Körper aus.

Wo war er nur? Ich lief die Fluren entlang und öffnete jede Tür, die ich sah.

Schließlich kam ich im Wohnzimmer an und blieb geschockt stehen.

Damian lag auf den Boden. Verwundet und regte sich nicht.

,,Oh mein Gott! Damian!" Ich rannte auf ihn zu und kniete mich zu ihm runter.

Sein T-shirt saugte sich mit Blut voll und als ich es hochzog schrie ich vor Entsetzen auf.

,,Damian! Damian wach auf, bitte!" Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und drehte ihn zu mir.

Meine Tränen tropften dabei auf meine Hände.

Als er seine Augen nicht öffnete spürte ich seinen Puls.

Er war schwach, aber immerhin noch da.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und ging zum Telefon.

Neben ihm war ein kleiner Notizblock mit allen Telefonnummern des Hauses.

Sofort wählte ich die Nummer von Foeno Ramirez.

Es klingelte lange. Zu lange.

,,Was gibt's?"

,,Komm bitte schnell nach Hause. Hier ist etwas schreckliches passiert. Damian-."

Weiter konnte ich nicht sprechen, denn plötzlich spürte ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf und alles wurde schwarz.

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