Kapitel 2 | Der Tausch ✔️

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Alle Blicke waren auf mich gerichtet und augenblicklich fühlte ich mich durch diese Blicke unwohl.

Es herrschte eine erdrückende Spannung, von der ich mal behaupte schon vor meinem Erscheinen in der Luft lag.

,,Wer ist sie?" fragte ein großer Mann. Ich schätzte ihn mitte 40. Er hatte schwarze Haare und braune Augen. Er trug einen teuren Anzug und dazu braune Lackschuhe.

Er sah gefährlich aus und das machte mir Angst.

,,Unsere jüngste Tochter." antwortete mein Vater kleinlaut.

Er hatte große Angst, das sah man ihm sofort an. Genauso wie der Rest meiner Familie

,,Ach wirklich? Sie passt nicht wirklich in die Familie." meinte der Mann und sah mich kurz nachdenklich an.

Dann jedoch wurde seine Mimik hart und einer seiner Männer zückte in dem Moment seine Waffe raus.

Diese richtete er auf Ben.

Erschrocken schrien Mutter und Sahra auf und ich machte große Augen.

Wollten sie ihn wirklich umbringen? Aber warum? Was hatte Ben getan, dass diese Leute hier auftauchten und ihn umbringen wollten? Und wer sind diese Leute überhaupt?

,,Wer meinen Befehlen missachtet, der hat seine Konsequenzen zu tragen. Du hättest meine Männer nicht die Polizei aufhetzen sollen mein Junge." sagte er mit tiefer bedrohlicher Stimme.

Ben schluckte hart und zitterte am ganzen Körper und plötzlich zückt ein weiterer Mann eine Waffe raus und hält sie dieses Mal auf Sahra gerichtet.

,,Und vergessen wir doch nicht die kleine Schlampe, die ihrem Zwilling geholfen hatte und ein Ablenkungsmanöver für meine Männer bereit hielt." fuhr er fort und sah dann plötzlich wieder zu mir.

Er durchbohrte mich mit seinem Blick und ein Schauer lief mir den Rücken runter.

,,Ihr beide habt mich verraten. Und Verrätern wird niemals verziehen." Er machte eine Pause und sah dann zu meinen Eltern.

,,Da ihr mich aber so sehr angebettelt habt, hätte ich da eine Alternative. Ein Tausch." sagte er plötzlich und die beiden Männer senkten langsam ihre Waffen wieder.

,,Das schwarze Schaf der Familie gegen das Leben der Zwillinge."

~~~~~

,,Nein! Auf keinen Fall werde ich mit ihm gehen, geschweige denn jemanden heiraten. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen."

Ich hatte mich im Badezimmer eingeschlossen und lehnte gegen die Tür.

Draußen standen meine Eltern sowie Parker und alle drei versuchten auf mich einzureden.

Ich sollte einen fremden Mann heiraten und somit das Leben meiner Geschwister retten. Warum ausgerechnet ich? Warum muss ich die beiden vor dem Tod bewahren, obwohl sie mich überhaupt nicht lieben? Nie hatten wir uns gut verstanden. Immer hatten wir gestritten und ich wurde aus allem ausgeschlossen. Und nun sollte ich die jenige sein, die ihren Arsch rettet?

,,Ich bitte dich Angel. Komm raus, damit wir in Ruhe reden können." flehte Parker und ich konnte nicht anders als zu seufzen.

Langsam stand ich vom Boden auf und schloss die Badezimmer Tür auf.

,,Ich werde nicht heiraten Parker. Das ist mein letztes Wort."

Damit ging ich an ihm vorbei zurück ins Wohnzimmer, wo die Zwillinge alleine auf der Couch saßen.

Von den Fremden keine Spur.

Meine Eltern und Parker kamen nun ebenfalls ins Wohnzimmer und setzten sich hin. Ich hingegen lief durch das Wohnzimmer hin und her, bin verzweifelt und weiß nicht, was ich machen sollte um mich aus dieser Scheiße rauszuziehen.

,,Jetzt setz dich endlich hin. Dein Hin und Her bereitet mir Kopfschmerzen." schimpfte meine Mutter.

Ich blieb augenblicklich stehen und funkelte sie wütend an.

,,Was interessieren mich deine Kopfschmerzen?" schrie ich sie an, worauf hin mich alle geschockt ansahen.

Ich hatte zum ersten mal ihnen gegenüber geschrien.

,,Ist euch eigentlich bewusst in was für eine Lage ihr mich da gesteckt habt? Ihr wollt mich einfach weggeben. Mich zwingen jemanden zu heiraten, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Und weshalb? Weil ihr meint eure Probleme auf mich schieben zu können. Ihr habt immer mir die Schuld gegeben. An allem! Und immer bekam ich den Ärger zugefügt. Wenn euch etwas nicht passte wie ihr es wolltet, dann hattet ihr es auf mich geschoben. Ich bin das schwarze Schaf dieser Familie. Ich bereite euch Unglück. Ich verdiene keine Beachtung. Keine Liebe von euch. Ihr habt mich nie geliebt, habt mir nie das Gefühl gegeben etwas besonderes für euch zu sein oder einfach ein wichtiger Teil von dieser Familie. Im Gegenteil. Ihr habt immer hinter meinen Rücken über mich gelästert. Mich beleidigt und mir jeden Tag aufs Neue an den Kopf geworfen, dass ich nicht gut genug für diese Familie bin. Angefangen an meinem Aussehen, meinem Verhalten und meinen Freunden. Ihr habt alles an mir gehasst. Und nun, wo ihr wieder ein Problem habt und keinen anderen Ausweg findet, verkauft ihr mich einfach, als ob ich ein lebloser Gegenstand wäre.
Ich werde von meiner eigenen Familie verraten und abgeschoben. Aber wisst ihr was? Ich wusste, das ihr mir eines Tages derart in den Rücken fällt. Ich wusste, dass ich eines Tages alles verlieren werde. Und herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es geschafft."

Ich lief aus dem Wohnzimmer und wollte die Treppen aufsteigen, als mir noch eine letzte Sache diesbezüglich einfiel.

Langsam drehte ich mich um und ging wieder ins Wohnzimmer. In der Tür blieb ich stehen.

Ich schaute meine Familie an, die sich noch immer an Ort und stelle befand.

,,Eine Sache hätte ich noch." Ihre Köpfe drehten sich zu mir.

Ich atmete tief durch.

,,Ich werde heiraten. Aber nur unter einer Bedingung. Nach der Hochzeit will ich euch nie wieder sehen. Vergesst mich. Das wird euch ja wohl nicht all zu schwer fallen."

Forced PassionWhere stories live. Discover now