Kapitel 1 | Die Hölle geht los ✔️

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,,Seit ihr euch da sicher?" hörte ich meine Mutter leise fragen.

Ich saß im Wohnzimmer auf der Couch und schaute mir gerade einen Film an. Dabei entging mir jedoch nicht das unauffällig auffällige Verhalten meiner Mutter und den Zwillingen, die gerade in der Küche waren und irgendetwas vor sich hin diskutierten.

Jedoch interessierte es mich nicht und ich konzentrierte mich weiter auf den Film.

,,Was haben sie dieses mal angestellt?" fragte plötzlich mein ältester Bruder Parker und setzte sich neben mich.

Ich zuckte mit den Schultern.

,,Keine Ahnung. Sie sind schon seit einer Woche so drauf. Hättest sie mal sehen müssen." antwortete ich mit dem Blick auf dem Bildschirm gerichtet.

,,Ich hoffe doch, dass es dieses mal nichts mit Jenne und ihren Mitläufern zu tun hat. Die ist mir nämlich letztens bis zum College gefolgt, nur um sich bei mir über Sarah auszuheulen." brummte er.

,,Und da sagt man, dass man im College dem Familienalltag entkommen kann." spottete ich und stopfte mir eine weitere Hand voll Chips in den Mund.

,,Hey. Gib mir auch was!" forderte Parker und rückte ein Stück näher an mich ran um in die Chipstüte greifen zu können.

Wie benebelt vom Film hielt ich ihm die Chipstüte hin, wovon er gleich eine riesige Hand voll raus holte.

Ich griff ebenfalls wieder hinein und spürte einzelne Krümel an meinen Fingern.

Irritiert löste ich meine Aufmerksamkeit vom Film und schaute in die Tüte. Dann sah ich zu meinem Bruder und zurück zu meiner Tüte.

,,Du Idiot! Du hast mir überhaupt nichts übrig gelassen." beschimpfte ich ihn und funkelte ihn wütend an.

Parker zuckte nur grinsend mit den Schultern und stopfte sich weitere drei Chips in den Mund.

Kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen wandte ich mich wieder meinem Film zu, als plötzlich meine Mutter gefolgt von den Zwillingen ins Wohnzimmer kamen.

Sofort rückte Parker auch schon ein Stück von mir weg.

,,Parker mitkommen. Wichtige Familienbesprechung." sprach meine Mutter und marschierte an mir vorbei in das Büro, in dem mein Vater gerade arbeitete.

Parker sah mich kurz entschuldigend an, ehe er aufstand und zum Rest meiner Familie ging.

Ich sah in der Zwischenzeit meinen Film zu Ende.

~~~~~

Es war die Hölle los. Nachdem meine Familie eine halbe Stunde später aus dem Büro kam, hetzte jeder in eine Ecke.

Sahra meine zwei Jahre ältere Schwester stürmte in die Küche um den Esstisch vorzubereiten. Ben, ihr Zwillingsbruder redete irgendetwas von Smokings und Kleidern am Telefon, was ich nicht zu 100% verstand.

Meine Mutter hetzte mit dem Staubsauger durch die Zimmer und mein Dad war im Garten und schmeißte den Grill an.

Nur Parker schien sich Zeit zu lassen, denn er war bisher noch immer im Büro und saß an dem Laptop unseres Vaters.

Ich stand nur dumm auf der obersten Treppenstufe rum und fragte mich dieses mal wirklich, was passiert war.

Noch nie hatte ich meine Familie so gesehen. Nicht mal an Familienfeiern oder Hochzeiten. Es schien etwas Wichtiges passiert zu sein, weshalb sie sich so benahmen.

Und obwohl ich wusste, dass ich wieder einmal unerwünscht sein würde, fragte ich meine Mutter, ob ich irgendwie helfen konnte.

,,Um Gottes Willen, Nein! Das letzte was wir jetzt gebrauchen können bist du. Also geh auf dein Zimmer und wag es ja nicht runter zu kommen, bevor ich es dir erlaubt habe." sagte sie streng.

Ein Stechen durchfuhr meine Brust, das ich jedoch ignorierte und in mein Zimmer ging.

Dort setzte ich mich auf mein Bett und wählte die Nummer meines besten Freundes Jase.

Dieser nahm auch schon nach dem zweiten Tuten ab.

,,Wie geht's, wie stehts Beste Freundin?" rief er fröhlich durch den Hörer.

,,Du bist ja so gut drauf heute. Was ist bitte der Grund?" wollte ich sofort wissen und musste grinsen. Ich hatte da schon eine Vermutung.

,,Du wirst nicht glauben, was ich dir jetzt erzähle. Aber Fiona hat mir erzählt, dass Jenna ihr erzählt hat, dass Helen ihr erzählt hat, dass Nora's Bruder Jeff auf mich steht. Kannst du dir das vorstellen? Noras Bruder! Jeff, die totale Sportskanone an unserer Schule steht auf mich. Mich Jase Tenese. Das... das ist einfach nicht zu fassen... unglaublich ist das!"

Ich fing an zu kichern.

,,Ich freu mich für dich Jase und ich hoffe für euch zwei, dass ihr es auf die Reihe bekommt und zu einander findet ohne euch von den anderen beeinflussen zu lassen. Das ist euer Leben und ihr entscheidet, was ihr darin macht. Lasst euch auf keinen Fall von jemanden vorschreiben, was ihr zu tun oder zu lassen habt. Andererseits schwör ich dir Jase, komme ich höchst persönlich zu dir und verpasse dir einen gewaltigen Arschtritt."

Jase stimmte mir einfach lachend zu und wir redeten noch eine Weile über alles mögliche.

Ich hörte von unten die Haustür klingeln und stand vom Bett auf.

Ich lief ans Fenster und blickte auf unsere Einfahrt, wo mehrere Männer vor ihren Autos standen.

Ich fragte mich wirklich, was hier gerade abging.

,,Du, Jase. Wenn angenommen etwas ganz anders kommt als du es gewohnt bist und du dir sicher bist, dass da etwas ganz bestimmtes dahintersteckt. Was würdest du tun?" fragte ich und ließ meinen Blick nicht von der Einfahrt.

Ich hörte Jase kurz räuspern.

,,Naja, sollte wirklich etwas so komplett anders kommen, wie du es meinst, dann würde ich mich schon dafür interessieren zu wissen, was gerade vor sich ging."

,,Also wenn ich dir jetzt sage, das meine Familie verrückt spielt und gerade eine Horde Männer auf meiner Einfahrt steht, dann rätst du mir meiner Neugier zu folgen und trotz der strikten Anweisung meiner Mutter in meinem Zimmer zu bleiben runter zu gehen und das Geschehen live mitzuerleben. Hab ich recht?"

,,Jap. So sieht es aus. Aber um ehrlich zu sein, würde ich dir auch raten es dir vorher nochmal gut zu überlegen. Denn das, was du mir gerade gesagt hast, klingt wirklich nicht ganz normal. Nicht das du dich noch in was hineinsteckst."

Ich blickte ein letztes Mal auf die Einfahrt.

,,Ich habe es mir überlegt. Ich geh runter. Viel Spaß mit Jeff." Mit diesen Worten legte ich auf und suchte mir ein rotes Sommerkleid aus meinem Kleiderschrank, was ich mir schnell anzog und schminkte mich noch mit rotem Lippenstift und Maskara.

Ich schlüpfte in meine schwarzen Ballerinas und band noch mal meine glatten braunen Haare, die mir bis über den Po gingen zu einem hohen Pferdeschwanz.

Zufrieden mit meinem Look, der mich als braves Mädchen darstellte trat ich aus meinen Zimmer und stieg die Treppen hinunter.

Ich ging ins Wohnzimmer und blieb an der Türschwelle stehen. Sofort drehten sich mehrere Köpfe zu mir um und in diesem Moment wusste ich, ich hätte in meinem Zimmer bleiben müssen.

Forced PassionWhere stories live. Discover now