Kapitel 26

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Alea

Dieser Mann macht mich noch wahnsinnig. Ich dachte er wäre schwer beschäftigt und hätte keine Zeit auf mich aufzupassen. "Damon, du musst das nicht tun", hat er vergessen, dass wir nur geschäftliche Partner sind oder was ist nur los mit ihm? Wir haben das von letztens immer noch nicht gelöst. Bei Gott ich werd' nicht schlau aus uns. Wirklich nicht. "Ich weiss, dass ich das nicht tun muss. Wir gehen jetzt zum Café und dann wirst du deine Schicht erledigen. Ich werde schauen, dass ich jemanden bei deiner Wohnung vorbei schicken kann", erstaunt sehe ich ihn an. "Was?" Die grünen Augen sehen in meine. Langsam wird grün zu meiner neuen Lieblingsfarbe. "Bist du dir sicher? Ich hab doch gesagt, dass wir uns nicht so oft sehen sollen", die Worte die ich damals gesagt habe, waren ernst gemeint. Jedoch verschwinden sie jeden Tag mehr und mehr aus meinem Gedächtnis. Vor allem dann, wenn Damon bei mir ist. Was für eine Doppelmoral. Ich widerspreche mir selbst.

"Sollte ich denn nicht meine Fake-Freundin beschützen? Wie schon gesagt, lebendig gefällst du mir um einiges mehr." Er öffnet die Tür des Café's und das allbekannte Glockenspiel erklingt bei unserem Eintritt. Wie ich den Duft nach gerösteten Kaffeebohnen und den himmlischen Käsekuchen vermisst habe. "Oh mein Gott! Du lebst ja noch!" Alma springt auf mich zu und nimmt mich stürmisch in ihre Arme auf. Dabei erdrückt sie mich beinahe. "Okay, Goldlöckchen komm mal runter", zögernd lässt sie von mir ab. "Und wie's aussieht, hast du auch einen Gast mitgeschleppt", zwinkert sie Damon zu. Dieser lächelt ihr kurz zu und begibt sich zur Theke.

"Seit ihr endlich Offiziell zusammen?!" Sie klatscht erfreut in die Hände und sieht wartend zu mir. "Nein, sind wir nicht. Und werden wir wahrscheinlich auch nie", ihre Mundwinkel sinken nach unten. "Wieso denn nicht? Ich meine, ein Blinder kann eure gegenseitigen Blicke sehen", bevor ich was kontern kann, spaziert sie auch schon auf ein Pärchen an Tisch dreizehn zu. Als ob, er mich ansieht. Ich wende stirnrunzelnd meinen Blick auf die Theke, um dann tatsächlich ihn dabei zu erwischen, wie er mich beobachtet. Bedächtig gehe ich auf ihn zu. "Geht's dir gut?" Er nickt mit dem Kopf. "Ich werd mich dorthin setzen und noch meine Uni Sachen erledigen", er zeigt auf Tisch Fünfzehn und läuft dorthin. Absurd das ein Mafioso so einen Satz raushaut.

***

Mit einem Cappuccino in meiner Hand laufe ich auf Tisch Fünfzehn zu. Ich habe nie bemerkt, dass er eine Brille trägt. Gerade sitzt er vor seinem Laptop da und starrt auf den hellen Monitor. Der Anblick versetzt mir einen kurzen angenehmen Stoss in meinem Bauch. "Na, vielleicht Koffein bedürftig?" Sein Gesicht hebt sich und trifft auf meins. "Danke", langsam setze ich mich gegenüber von ihm hin. Zum Glück habe ich gerade Pause und kann einwenig länger bei ihm bleiben. "Was macht das Lernen so?" Er klappt sein Notebook zu und nimmt seelenruhig einen Schluck von seinem Kaffee. Dabei fährt er sich mit der Zunge über die Lippen und ich ertappe mich selber, wie ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn seine Lippen wieder auf meine treffen würden. "Principessa, kochen kannst du zwar nicht, aber Kaffee zubereiten muss man dir echt lassen", ein verschmitztes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. "Vielen Dank, für das komische Kompliment", immer noch umspielt ein Grinsen seine Lippen. Die Wunden auf seinem Gesicht sind schon fast abgeheilt. Der Dreitage Bart steht ihm ausgesprochen gut. "Principessa, checkst du mich etwa aus?" Empört schüttle ich meinen Kopf. "Träum weiter, Fuentes. Ich wollte dir nur den Kaffee bringen, also bilde dir ja nichts darauf ein", ich stehe wieder auf und will wieder zurück an die Theke. Dabei hindert mich jedoch eine mir viel zu bekannte Hand.

Augenverdrehend drehe ich mich wieder zu ihm um. "Danke, echt", seit wann ist er so nett? Nickend wende ich mich wieder von ihm ab und laufe zur Theke rüber. "Na hattest du ne schöne Pause?" Alma zieht ihre Augenbrauen nach oben und grinst mich über beide Ohren aus an. "Ja, sie war äusserst erholsam", ein Kichern ihrerseits ertönt und ich mache mich wieder an meine Tische ran.

***

"Hast du die Kassenabrechnung gemacht?" "Ja, hab ich", schreie ich Alma nach. "Dann schliess die Tür, wir sind fertig für heute", ich warte keinen Moment länger und schliesse die schwere Eingangstür ab. "Bis dann, ihr Turteltäubchen", ruft mir Alma noch zu bevor sie durch den Hinterausgang rausläuft. Bei ihren Worten kann ich mir ihr fettes Grinsen nur all zu gut vorstellen. "So Principessa, da blieben nur wir zwei übrig", dicht hinter mir macht sich Damon bemerkbar. Würde ich ihn nicht kennen, hätte er mir gewaltig Angst eingejagt, mit seiner Grösse und seinen breiten Schultern.

"Wo hast du deine süsse Brille hingetan?" Völlig perplex starrt er mich an. Ich liebe es, wenn ich ihn aus der Bahn werfe, denn es kommt wirklich nicht oft vor. "Ich trag sie nur beim lernen... Sag mal, hast du mich gerade ernsthaft als süss betitelt?" Fertig umgezogen nicke ich grinsend. "Du hast es immer noch mit einem waschechten Mafioso zutun", er baut sich dicht vor mir auf. "Damon, wir wissen beide wie du sein kannst, also schieb dich aus meinem Weg", abwartend blicke ich ihm ins Gesicht. Er macht keine Anstalten weg zu gehen, bis sein Handy einen Ton von sich gibt. "Ja?" Jetzt ist er wieder der richtige Mafioso, denn er hat diesen eiskalten Blick drauf. Es erinnert mich an den Gesichtsausdruck den er damals im Keller aufgesetzt hatte. "Kann das nicht jemand anderes übernehmen?" Mein Blick fällt wieder auf ihn. "Ja, ist gut. Ich mach's schon. Okay, danke", er nimmt sein Handy vom Ohr und steckt es wieder in seine Hosentasche. Immer noch warte ich auf sein Konter. "Ich muss gehen." "Da ist die Tür, Damon", das wäre meine Chance, einen Abend ohne Beobachtung Zuhause zu verbringen. Er runzelt seine Augenbrauen.

"Du weisst ganz genau, dass ich dich nicht alleine lassen kann und werde", ich lege meine Hand auf seine Brust. "Keine Sorge, vor dir steht ein schon grosses Mädchen und es wird auch ohne dich überleben", klopfe ihm auf die Brust. Blitzschnell packt er sie und zieht mich zu sich. Seine Lippen sind mir wieder verdammt nah an meinen. Dabei bohren sich grüne Augen in meine. "Principessa, dass ist kein Spass, du könntest umgebracht werden. Und dann muss ich mir eine neue Fake-Freundin suchen. Das wäre unnötige Arbeit und ziemlich schade", hauchzart streift er mir mit seinen vollen Lippen über meine Wange.

No escape, MafiosoWhere stories live. Discover now