Kapitel 29

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Alea

Jede Faser meines Körper's meldet sich qualvoll, nachdem ich wieder zu Bewusstsein komme. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich eines Tages in einem abgekommenen Keller lande. Dennoch kann ich's Damon nicht übel nehmen, denn er musste den Auftrag erledigen. In der Zeit, indem die ersten Schüsse fielen, hab ich mich sofort runtergebeugt und abgewartet. Definitiv hat es mich an das Geschehen in meiner Wohnung erinnert. Aber ohne Damon war es noch eine Nummer grösser und viel schlimmer als gedacht. Ich dachte in diesem Moment wirklich, dass meine letzte Stunde geschlagen hätte. "Na, wie geht's heute meiner Lieblingsgeissel?" Ich hab keinen Plan wie lang ich nicht ansprechbar war, aber es scheint, als hätte schon ein neuer Tag begonnen. Scheisse! Onkel Franko macht sich sicher schon riesige Sorgen! Wahrscheinlich fragen sich Cole und Alma auch schon wo ich stecke. Ich hoffe nur, dass Onkel Franko nicht's hiervon mitbekommt, denn er würde sich auf jeden Fall selbst die Schuld geben. Und das will ich nicht, er trägt keine Schuld. Es war meine freie Entscheidung. "Wieso so besorgt, Kleines? Hast du etwa Angst?" Ich freu mich auf den Moment, wenn ich meine Hände wieder brauchen kann. Dieser Mistkerl wird noch sein blaues Wunder erleben. 

"Nein, ich war nur enttäuscht, dass ich deine Visage wieder zu Gesicht bekommen habe", abprubt beisse ich mir auf die Zunge. Ein grausames Lachen schallt durch den Raum. Aus seiner reinen Anzugshose zückt er ein Messer, während er auf mich zusteuert. "Kleines, wie schön, dass du aus den gestrigen Fehler nicht gelernt hast. Dann werden mir die neuen Dinge kein einziges Mal leidtun. Ach warte, es tut mir so oder so nicht ansatzweise leid. Im Gegensatz, es befriedigt mich regelrecht", dieses perfide Grinsen auf seinem Gesicht lässt alle Alarmglocken in meinem Kopf hochfahren. In seinen Augen kann ich schon den Wahnsinn erkennen. Dem Typen geht's alles andere als gut.

Als er bei mir ist, legt er die Messerspitze unter mein Kinn damit ich meinen Kopf hochhebe. "Weisst du, eigentlich ist dein Gesicht ziemlich hübsch. Vielleicht fangen wir an einer andere Stelle an?" Die scharfe Kante gleitet leicht über meine Wange, weiter runter. So gut es geht, versuche ich meine Luft anzuhalten. "Mr. Sanchez, es will Sie jemand sprechen", ein breitgebauter etwas älter wirkender Mann schliesst die schwere Metalltüre auf. Er trägt keinen Anzug eher eine Art Uniform, die normale Kleidung beinhaltet. Dennoch hat er ein einschüchterndes Auftreten. In diesem Moment könnte ich ihn aber trotzdem beinahe schon umarmen.

"Jack, nerv mich nicht. Siehst du nicht, dass ich gerade beschäftigt bin?" Grayson, starrt noch immer auf das Messer runter, dass sich jetzt an meiner Kehle befindet. Ein kleiner Stoss seinerseits und die Hälfte befindet sich in meinem Hals. Noch immer versuche ich nicht zu heulen und ja keine falschen Bewegungen zu machen. "Mr. Sanchez es ist Mr. Fuentes der Sie anruft", nochmals höre ich die Stimme des uniformen Typ. Fuentes? Etwa Damon?! "Ich komme. Erledige du das, ich muss mit grosser Wahrscheinlichkeit für kurze Zeit weg", Grayson sieht wie ein kleiner Junge neben dem bewaffneten Typen aus. Wieso zum Teufel hört man überhaupt auf ihn? Stumm nickt der grosse Typ und Grayson händigt ihm das Messer aus.

Das ist noch schlimmer, er sieht nicht so aus, als würde er gerne reden. Was mich noch mehr verunsichert. Grayson hat noch ziemlich viel geredet, bevor er mich verletzt hat. Das hat mir immerhin ein wenig Zeit verschafft, meinen Körper zu kontrollieren und mich mental darauf vorzubereiten. Der unbekannte Typ schliesst mit einem schweren Ruck die Tür und kommt dann auf mich zu. Dabei versuche ich erneut meine Hände zu befreien. Ein weiteres Mal schneiden sich die Seile in meine schon verwundete Haut. Er kniet sich zu mir runter und dabei kann ich sein Gesicht näher betrachten. "Shh, sei leise", ist er bescheuert? Er will mir buchstäblich an die Kehle und kommt mir mit dem Leise Scheiss an. "Ich bin ganz sicher nicht leise, wenn ich hier umgebracht werde", augenverdrehend steht er auf und läuft um mich rum. "Ernsthaft, komm runter, ich bin hier um dich zu befreien und zu Damon zu bringen", als ich Damon's Namen höre vibriert mein ganzer Körper. Meint er das wirklich ernst?

Das Durchschneiden der qualvollen Seile ist Antwort genug. Erleichtert bewege ich meine Hände. "Was soll das heissen? Du hast doch gerade eben mit Grayson noch darüber gesprochen, was du mit mir anstellen sollst. Ausserdem wer bist du überhaupt?" Ich drehe mich zu ihm um und sehe, dass er seine Waffe rausrückt. "Ich bin Jack, Damon's Bruder", meine Kinnlade fällt mir fast runter. Seit wann hat Damon bitteschön einen Bruder? Wie? Wieso habe ich ihn nie zuvor gesehen, geschweige von ihm gehört? "Ich hab mich schon seit Jahren von unserem Vater und seinen Machenschaften getrennt. Leider hat es Damon noch nicht ganz geschafft, deshalb hab ich immer ein Auge auf ihn und die anderen geworfen. Bedauerlicherweise habe ich es immer noch nicht geschafft, Sophie und unsere Mutter da raus zu bekommen. Weg von diesem gierigen Teufel", in seiner Stimme höre ich den bitteren Geschmack von Wut gemischt mit ausgeprägter Abneigung. Das entwickelt sich hier langsam zu einer grossen Nummer.

"Wie hast du's geschafft hier rein zu kommen, wenn du doch nur noch weg wolltest", leise läuft er auf die Tür zu und dabei folge ich ihm. "Ich arbeite verdeckt für die Polizei", erst jetzt erkenne ich Gesichtszüge, die Damon ziemlich ähneln. Damit beendet er auch unser Gespräch und öffnet ohne jegliche Geräusche die schwere Metalltür und signalisiert mir, mich ruhig zu verhalten. "Warte hier", einen kurzen Moment verschwindet er hinaus und eine Millisekunde kommen die Zweifeln gegenüber ihm zurück. Ich hoffe echt, dass er mich nicht ins offene Messer laufen lässt.

"Die Luft ist rein, komm", er zieht mich aus dem versifften Keller raus und wir gelangen in einen leeren und langen Gang. Jack hält meine Hand immer noch und gemeinsam laufen wir auf eine Tür zu am Ende des langen Gangs. Kurz hören wir tiefes Gelächter und halten einen Moment lang an. Gleichzeitig kann ich mein Herz in meiner Brust hämmern hören. Das Ganze ist total nervenaufreibend. Plötzlich öffnet sich eine Tür und ein Typ kommt raus spaziert, mit einem kräftiges Stoss befördert uns Jack in ein nahgelegenes Zimmer. "Du bleibst kurz hier, ich komme gleich", er greift schon nach der Türklinke. "Was?! Du kannst doch nicht da raus!" Leise zische ich ihm die Worte zu. Mit einem Grinsen dreht er sich zu mir um, dass mich heftig an Damon erinnert. "Du bist so gestresst, jetzt fahr einen Gang runter. Ich hab's bisher erfolgreich geschafft, mich hier einzuschleusen. Also bitte, sei doch so nett und lass mich meine Arbeit machen", damit zieht er die Tür vor meiner Nase zu. Und wie die beiden verwandt sind.

Gedämpft höre ich die Männerstimmen draussen miteinander reden. Er lässt nicht lange auf sich warten bis sein dunkler Haarschopf durch die Tür zum Vorschein kommt. "Die Luft ist rein, Principessa", grimmig sehe ich ihn an. "Nenn mich nicht so", er packt wieder mein Handgelenk und zerrt mich aus der Tür nochmals in den Gang zurück. "Nennt dich mein kleiner Bruder nicht so?" Die Sehnsucht nach Damon wächst mit jeder Minute, was mich ein wenig erschreckt. "Ja! Ich hab's ihm auch schon gesagt. Aber er macht einfach weiter", wir verschwinden durch die Tür, die er vorher angesteuert hatte und gelangen dadurch nach draussen. "Er hat mir schon viel von dir erzählt", Damon hat mit seinem Bruder über mich geredet? "Was hat er dir erzählt?" Ohne eine Antwort zu bekommen, zieht er mich urplötzlich in ein Gebüsch mit. Dieser Typ zieht definitiv viel zu viel an meiner schon verletzten Hand. "Wir müssen zu diesem schwarzen Van da gelangen, aber da sind noch die Kamera's. Also folgender Plan: Ich gehe dorthin und fahre dann rückwärts zu dir. Dann steigst du schnell ein und wir können endlich von hier verschwinden", eindringlich blickt er in meine Augen. Stumm nicke ich ihm als Antwort. 

Er joggt zum Van und macht das, was er vor wenigen Sekunden sagte und endlich schlüpfe ich in den Wagen. Langsam verspüre ich, wie sich die Euphorie in meinem Körper verteilt. Ich bin nur noch erleichtert draussen zu sein und endlich wieder meine Freiheit zurück zu haben. Und die Freude wird um ein Fünkchen grösser, als meine Gedanken zum Bruder des Fahrer's rüber schwenken. 


No escape, MafiosoWhere stories live. Discover now