Kapitel 15

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Alea

Seit dem Besuch im Krankenhaus sind schon mehrere Wochen vergangen. In denen sich weder ich, noch Damon beim jeweils anderen gemeldet haben. Was seine Gründe sind, weiss ich nicht. Meine beruhen einfach darauf, dass ich mich schlichtweg nicht traue. Langsam wirkt die ganze Situation einfach nur surreal für mich. Der Kuss hätte nie stattfinden dürfen. Nicht alleine zwischen uns. Vielleicht für die zu irreführende Leute, ja. Aber nicht so, dass es mich nicht kalt lässt.

Sehr wahrscheinlich vergnügt er sich mit sonst einer Frau und spendet keinen einzigen Gedanken an mich. Aber ich kann das nicht. Und langsam wird mir bewusst, dass ich ihn wirklich mag. Die innere Stimme in mir macht freudige Luftsprünge, weil ich es mir endlich eingestehe.

"Miss, kann ich bestellen?" völlig in Gedanken versunken, merke ich gar nicht, dass jemand mir mit der Hand zuwinkt. Ich sollte ernsthaft das Gedankenspiel beiseite legen und mich auf meine Arbeit konzentrieren. "Was darf ich Ihnen bringen?", die etwas ältere Dame sieht mich mit ihren warmen grünen Augen an. "Ich würde gern einen normalen Capucchino mit einem Schokoladenmuffin nehmen. Und bitte nenn mich doch Rose. Die Formalitäten erinnern mich immer daran, dass ich schon ziemlich alt bin", sie grinst mich über beide Ohren an und vertifft sich wieder in ihr Buch. Das sie in der Hand hält. "Sehr gerne, Rose", ihre liebevolle Ausstrahlung zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Zurück beim Empfang gebe ich ihre Bestellung auf. "Wie ich sehe hast du ne neue Freundin", grinst mir Cole wissend zu.

"Hast du sie denn jemals zuvor gesehen?" "Nein, nicht das ich wüsste", stumm nicke ich. Eigentlich würde es mich nicht interessieren. Denn wir haben viele unbekannte und neue Gesichter im Café. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass ich sie irgendwoher kenne. "Hallo, Leute! Was gibt's Neues?", meine blonde Freundin kommt auf uns zugehüpft. Ich spähe zu Cole rüber, der sichtlich verwirrt ist. Was ziemlich meinem Gesichtsausdruck gleicht. "Was hast du denn geschnupft? Oder liegt es etwa an deinem Date gestern?" "Eher das letztere", klatscht sie in die Hände. "Wer ist denn der Glückliche?" Sie schüttelt ihren Kopf. "Kann ich noch nicht verraten, vielleicht wird das nichts und dann hab ich euch unnötig zugelabert", ich und Cole sehen uns an und ich pruste fast los. "Seit wann bitteschön, bist du denn so zurückhaltend? Das bist du sonst doch nie", ich beobachte ihr Gesicht genaustens, um ja keine Bewegungen darin zu verpassen. Doch ihre Mimik verändert sich kaum. "Diesmal ist es wirklich ernst", überrascht hebe ich meine Augenbrauen. "Dass ich das noch erleben darf", Cole hinter mir fängt an zu lachen.

"Jaja, macht euch über mich ruhig lustig. Aber wenigstens habe ich keine Fake-Beziehung", beleidigt verschränkt sie ihre Arme vor ihrer Brust. Ich weiss, dass sie es nicht ernst meint. Und ausserdem habe ich zuerst angefangen. "Touché, also wir lassen dich ab sofort in Ruhe und du erzählst uns ein ander Mal, was es mit deinem mysteriösen Date vor sich hat", ich lächle ihr zu und sie begibt sich in die Umkleide. "Ich hoffe nur, dass sie echt genug auf sich aufpasst", Cole nickt mir zustimmend zu.

***

"Bis morgen", Steven unser Koch winkt mir mit einem Lächeln schnell zu, bevor er zu seinem Wagen zu joggt und anschliessend wegfährt. Wenigstens jemand der zufrieden nach Hause kehrt. Schon den ganzen Tag habe ich meinen Kopf über Damon zerbrochen. Über jemanden, der es nicht mal für nötig hält, sich bei mir zu melden. Seufzend über die verschwenderischen Gedanken schliesse ich die schwere Tür des Café's und passend zu meiner Stimmung höre ich auch schon die ersten Regentropfen auf den Asphalt treffen.

Na super, ausgerechnet heute musste ich mit meinem Fahrrad kommen.Hätte ich lieber das Angebot von Onkel Franko angenommen und sein Auto benutzt. Schon auf dem halben Heimweg fängt es an, so stark zu regnen, dass ich kaum noch meinen Blick auf die Strasse fokussieren kann. Verdammte Scheisse. Ich könnte mir wirklich eine reinhauen, dass ich mich die letzten Jahre gegen Sport entschieden habe.

Als ich in meine Strasse einbiege kommt mir ein einziges schwarzes Auto entgegen. Das seine verdammten Fernlichter eingeschaltet hat, damit ich auch ja keine Sicht habe. Fluchend versuche ich so gut es geht, gerade zu fahren und mich anhand der Strasse zu orientieren. Man sollte wirklich manchen Menschen ihren Führerschein entziehen. Im nächsten Moment wird der Motor des Wagens heulend beschleunigt und keine Sekunde später rast das Auto auch schon direkt auf mich zu. Nur knapp kann ich ihm entweichen und fliege schon ins Gebüsch.

Was zum Teufel war das?! Hatte der einen Knall? Fluchend stehe ich auf und klopfe mir den Dreck ab. Leider konnte ich wegen dem verdammten Regen auch rein gar nichts sehen und mir nicht mal die beschissene Autonummer merken. Aus meinen Mordgedanken werde ich erst durch mein vibrierendes Handy entrissen.

Knapp verpasst, Schätzchen. -G

Fassungslos schaue ich auf mein Handy. Das kann doch nicht wahr sein? Wer zum Teufel ist G? Und überhaupt, was ist das bitteschön für eine krankhafte Scheisse? Völlig aufgelöst blicke ich um mich. Bis ich den gleichen schwarzen Wagen von vorhin sehe, der jetzt ein paar Häuser die Strasse runter auf der Seite parkiert hat. Augenblicklich nehme ich mein Fahrrad und renne die letzten Meter bis nach Hause. Doch das Gefühl, dass ich beobachtet werde bleibt.

No escape, MafiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt