Kapitel 23

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Alea

"Schön hier geblieben, Fräulein", Nate zerrt mich wieder zu sich. "Wir machen keinen Rückzieher", warnend sieht er mich an. "Weisst du was? Irgendwie muss ich jetzt kotzen gehen", dabei versuche ich die ganze Zeit ihm zu entkommen. Die SMS an Damon war ein riesen grosser Fehler. Das fällt mir leider erst ein, als wir uns schon in seiner Villa befinden. Natürlich hat der feine Kerl zwar meine Nachricht gelesen, aber nicht darauf geantwortet. Was mich echt wütend gemacht hat, dennoch ist die Wut wie Staub verflogen, als ich einen Fuss in die nach Sauberkeit schreiende Villa gesetzt habe.

"Alea! Wie schön dich wieder zu sehen!" Mein Kopf schnellt zur gigantische Treppe hinter uns. Ich setze ein Lächeln auf, als ich sehe wer's ist. Lili kommt mit strahlenden Augen auf mich zu gelaufen und breitet ihre Arme für mich aus. Mit jedem Mal wird sie mir immer sympathischer. Und mit jedem Mal, wachsen die Fragenzeichen in meinem Kopf, wieso sie mit Mr. Fuentes zusammen ist, der ein regelrechter Eisblock im Gegensatz zu ihr ist.

Sie nimmt mich in den Arm und ich erwidere nur all zu gerne ihre innige Umarmung. "Es ist schön, dich wieder zu sehen, Lili", nuschle ich in ihre Haare. "Bekomme ich eigentlich auch mal paar Zärtlichkeiten ab?" Nate, hinter mir, quengelt rum, bis Lili ihn als nächstes in ihre mütterliche Umarmung einschliesst. "Weisst du vielleicht wo wir Damon finden können?" Nate trennt sich von ihr und sieht kurz zu mir. "Ich glaube er ist in seinem Zimmer so weit ich weiss, aber-" "Ah, Lili, mir fällt ein, dass du mir gar nicht das Rezept von deiner Mutter gezeigt hast. Das für diese äusserst köstlichen Cupcakes...", und damit entführt er sie in die Küche und nickt mir unauffällig zu.

Ich steige langsam die marmor Treppe rauf und versuche so gut es geht keine Geräusche zu erzeugen. Ich hab überhaupt keine Lust auf Damon's Vater. Seine dominante Art schüchtert mich ziemlich ein. Was für kein Wiedertreffen spricht. Also gilt, desto schneller ich hier raus kann, desto besser. Mitten auf der Treppe halte ich kurz inne. Scheisse! Verdammte Scheisse! Mir fällt wieder ein, dass ich völlig vergessen habe, Nate zu fragen, wo ich denn Damon's Zimmer überhaupt finde. Ich hoffe wirklich das es sich im ersten Stock befindet, denn in den zweiten Stock gehe ich heute ganz bestimmt nicht mehr.

Ich könnte mich echt abschiessen, wie verpeilt ich manchmal bin. Schweigend setzte ich meinen Weg fort und laufe durch den glänzenden Korridor. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass das Arbeitszimmer von Mr. Fuentes im 2. Stock lag. Also ist die Wahrscheinlichkeit recht gering, dass ich in seinem Büro lande.

Ohne gross zu überlegen, öffne ich schon die erst beste Tür die mir ins Auge sticht. Doch im nächsten Moment, wünsche ich mir, nie die Türklinke angefasst zu haben. Denn vor mir sehe ich, wie die braunhaarige Furie von letztens sich an Damon ranmacht, der einfach da steht und sie anstarrt. Er sieht nicht danach aus, als würde er Anstalten machen sich von ihren Berührungen in Sicherheit zu bringen. Merkt er denn gar nicht, dass ihr gesamter Körper nach ihm schreit? Meine Wut sammelt sich allmählich in meinem Kopf an. Das wollte wohl Lili mir mitteilen, bevor sie unterbrochen wurde. Hätte sie mir es lieber gesagt.

Erst als ich mich laut räuspere, lässt sie von ihm ab und seine grünen Augen legen sich auf mich. "Stör ich vielleicht?" Ich konnte sie schon im allerersten Moment, als ich sie gesehen habe, nicht leiden. Einfach nur aus Prinzip. Das sie eine Vergangenheit mit ihm hatte, lasse ich einfach mal Aussen vor. "Ja, ziemlich. Du siehst ja, dass wir uns unterhalten", sie fährt sich mit ihren lackierten Nägel durch das lange Haar.

Gespielt lächle ich sie an. "Was genau macht ihr hier?" Jetzt fällt mein Blick auf Damon, der von ihr zu mir sieht. "Wir haben nichts gemacht. Lexi wollte gerade gehen", abrupt schnellt ihr Kopf zu Damon, der ihr auffordernd in die Augen sieht. Genau zieh ab, blöde Kuh. Sichtlich genervt nimmt sie ihre nach Geld stinkende Tasche in die Hand und stampft an mir mit erhobenen Hauptes vorbei. Mein Güte ist die eingebildet. Und ich dachte es gebe diese Personen nur in Filmen.

Als ich mich zu Damon umdrehe, steht er noch immer an derselben Stelle und zieht eine Augenbraue in die Höhe. "Was habt ihr zwei hier drin getrieben?" Langsam lasse ich meinen Blick über sein Zimmer schweifen. Es ist immer noch ganz schlicht und formal gehalten. Es scheint fast so, als würde er mehr Zeit draussen verbringen, als in diesen vier Wänden vor mir. Kurz macht er einen bedrohlichen Schritt nach vorne. Augenblicklich sehe ich ihn an. Ohne ein Wort, starrt er mich aus der kurzen Distanz an. Meine Güte, hab' ich diese Augen vermisst. Konzentration!

"Principessa, es sollte dich einen feuchten Dreck kümmern, was passiert ist. Wir sind ja nicht zusammen", oha, okay, er möchte es auf diese Tour ausdiskutieren. Ich mache ebenfalls einen kleinen Schritt auf ihn zu und halte meinen Blick stand. "Damon, es kümmert mich auch einen feuchten Scheiss, was du so treibst und mit wem. Nur fände ich es angenehm, wenn mein Fake-Freund mich nicht vor allen Anderen betrügen würde. Wobei wenn ich es mir recht überlege... könnten wir es auch so machen. Dann wäre ich dich schneller los, als gedacht", in mir steigt ein triumphierendes Lächeln auf. Doch in seinem Gesicht kann ich wieder kaum etwas entziffern.

Plötzlich werde ich an die Wand hinter mir gedrückt und ein schweres Gewicht lehnt sich gegen meinen Körper an. Sodass ich kaum mich bewegen kann. "Das kannst du schön vergessen, Principessa. Solange der Betrag nicht beglichen ist, durch deine Leistung, wirst du gefälligst meine Freundin bleiben. Ausserdem könnte es sein, dass du etwa eifersüchtig bist?" Ich eifersüchtig? Pff, nie im Leben. Davon träumt er wohl nachts. Schelmisch grinst er mich an. Ich starte einen Versuch aus meiner Position rauszukommen, doch er ist viel zu stark für mich. "Das hättest du wohl gern, Fuentes", ein tiefes Lachen entfährt ihm. "Principessa, und wie du das bist. Man sieht es dir regelrecht an", seine Augen beobachten jede Bewegung meinerseits. "Bin ich nicht und jetzt halt deine Klappe. Wegen dem bin ich nicht hier", ich entziehe mich endlich ihm und mache einen Schritt weg von der Wand.

"Wieso dann?" Ich weiss nicht, ob sich das Zimmer auf 100 Grad erhitzt hat oder es doch an Damon und seinem undefinierbaren Blick liegt, aber in mir erhitzt sich langsam alles. Ich sollte dringend zum Arzt gehen. "Ich bin hier weil ich mit dir über letztens reden wollte", ich versuche so gut es geht seinen durchdringenden Blick stand zu halten. Bildlich sehe ich schon, wie sich eine imaginäre Mauer vor ihm aufbaut. Und mit ihr schwindet die Hitze in meinem Körper. Was ich dankend willkommen heisse.

"Wir haben alles geklärt. Sobald deine Arbeit fertig ist und ich dich nicht mehr brauche, darfst du gehen. Und danach lasse ich dich für immer in Ruhe", seine Worte hören sich kälter an, als sie sein sollten. Denn er sagt sie ohne mit der Wimper zu zucken und ohne, dass eine Emotion ablesbar ist. "Aber wieso bist du dann trotzdem so zu mir?" Mein Blick fällt auf meine Hände. Jetzt bereue ich es hierher gekommen zu sein. Ich weiss nicht mal, was ich mir genau von diesem Gespräch erhoffe. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass sich unsere Konversation lohnen wird. Nur nagt das Gewissen an mir, dass er mir leider doch nicht so egal ist. Obwohl ich es mir wünsche, dass es so wäre. Die restliche Zeit die ich ihm schulde, will ich ihm guten erleben. Ja, genau, deshalb bin ich hier. Glaube ich...

"Alea, ich bin wie immer. Ich weiss nicht was du genau von mir willst. Zuerst sagst du mir, dass du mich magst. Am nächsten Tag dann, erzählst du mir, dass wir Abstand halten sollten", ein kleiner Riss in seiner Mauer kommt zum Vorschein. Stille kehrt nach seinen Worten ein. Und mit ihr wächst die Unsicherheit in mir. Bis sie mich zu ersticken scheint, sodass ich im nächsten Moment unüberlegt auf die Tür zustürze und davon renne. Weg von meinem Problem von dem ich selber keinen Plan habe.

No escape, MafiosoWhere stories live. Discover now