Kapitel 28

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Alea

Mein Kopf fühlt sich an als hätte es eine verdammte Baustelle in meinem Hirn eröffnet. Überall pochender Lärm. Stöhnend versuche ich meine Augen zu öffnen und als ich es schaffe, finde ich mich in einem kalten verlassenen Raum wieder. Hätte ich lieber weiter geschlafen. Was zum Teufel mache ich hier?! Und wieso tut mein Kopf so dermassen weh? Erst als ich versuche meine Hände zu bewegen, realisiere ich, dass sie zusammen an dem Stuhl, auf dem ich sitze, angebunden sind. Was soll der scheiss?! Und wie bin ich hier gelandet?

"Na, Dornröschen, hattest du einen angenehmen Schlaf?" Eine etwas kratzige Stimme erklingt nicht weit von mir entfernt. Sofort drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung. Aber das schummrige Licht und meine schon beanspruchten Augen machen es mir nicht leicht, zu sehen, wer mit mir spricht. "Was soll der verfickte Scheiss hier? Und wer zum Teufel sind Sie?!" Vergeblich versuche ich durch ziehen die Knoten der Seile zu lösen. Dabei schneiden sie mir in die Haut und verursachen noch mehr Schmerzen. "Tz, tz, tz, bist du immer so impulsiv?" Hoffnungslos starre ich auf die schwarze Silhouette in der rechten Ecke des Raumes. Ich hab keinen blassen Schimmer wer zum Henker der Typ ist, aber gerade hat er verdammt viel Glück, dass meine Hände zusammen gebunden sind. "Was wollen Sie?" Ein schallendes Lachen dringt in meine Ohren. "Den Tod deines Geliebten", meines was? Ist das etwa dieser mysteriöse G? Wütend strenge ich meine Augen an, um etwas zu erkennen. Verdammt, genau dann, wenn man sie braucht, funktionieren sie nicht richtig. Ich muss lange im Dunkeln gewesen sein, dass meine Augen derart lange brauchen, um etwas klar zu entziffern. "Sorry, aber ich hab keinen Geliebten. Da haben Sie wohl die falsche Person erwischt", vielleicht hilft mehrfaches Blinzeln. "Neben deinem Temperament, besitzt du noch Humor. Das gefällt mir, sehr", der Typ kommt mir näher und langsam bekomme ich ein Gesicht vor Augen. 

Warte mal, denn Typen kenn ich doch. Das ist dieser schleimige Kerl von damals. Am Familienfest hab ich ihn kennengelernt. Wobei Damon ziemlich abgeneigt von ihm war. Wie hiess er nochmals, Gabriel? Georg? Oh, mein Gott nein! Grayson! Genau! So hiess er! "Wozu brauchst du mich?" Meine Neugier dringt langsam wieder durch. Was hat er vor? "Naja, wir zwei Hübschen werden mächtigen Spass miteinander haben. Und das werden wir dann deinem ach so tollen Freund schicken. Und mal gucken was dann noch so alles passiert", dabei lächelt er mich psychohaft an, sodass Panik meinen Nacken hinauf kriecht. "Was bedeutet Spass?" Noch ein ohrenbetäubendes Lachen erfüllt den kalten Raum. Der Typ hat einen richtigen Schaden, dass kann man echt sagen. "In etwa so wie dein Kopf sich gerade anfühlt", damit grinst er mich krankhaft an und verschwindet hinter einer schweren Metalltür. Ich befürchte, dass der Spass nur einseitig empfunden wird. Ich hoffe nur, dass mich Damon früh genug findet. Das wird nicht gut enden und dieses Szenario hier war sicherlich kein Teil unseres Deals. Ich werd ihm und diesem scheiss Grayson den Arsch aufreissen, wenn Letzterer es auch nur wagt, mich zu berühren.

***

Ich weiss nicht wie lange ich hier schon sitze, aber als sich das Schloss bewegt und die Tür dabei aufspringt, denke ich schon, dass es Damon ist. Doch stattdessen tritt wieder das hässliche Gesicht des Idioten zum Vorschein. "Na hast du mich vermisst?" Er trägt einen sehr teuer wirkenden Anzug an und eine noch wertvollere Uhr an seinem linken Handgelenk. Erneut strahlen seine unnormal wirkenden weisse Zähne mir entgegen. Wie gross mein Drang gerade ist, ihm eine reinzuhauen. "Nur über meine Leiche, Pisser", kaum verlassen die Worte meinen Mund kommt er in kurzen Sätzen zu mir und holt aus. Mit einer sehr starken Wucht verpasst er mir eine Ohrfeige die meinen Kopf auf die Seite wirft. In meinen Augen sammeln sich auf Anhieb die Tränen. Oh, nein, bloss nicht heulen. Nicht vor ihm, nicht hier. "Das wir uns verstehen, solltest du nochmals auf die grandiose Idee kommen, mich zu beleidigen. Beschere ich dir noch grösseres Vergnügen", sein grässliches Parfüm dringt in meine Nase und konditioniert endgültig den Geruch mit diesem morscheren Keller.

"So, jetzt machen wir kurz ein Bild von dir und schwups, haben wir das auch schon deinem lieben Damon geschickt", ein nicht sehr gesundes Kichern tritt aus seinem Mund raus. "Wieso tust du das? Was hast du davon?" "Das geht dich nichts an und halt jetzt endlich deine verdammte Klappe", knurrt er mich an. "Wieso sollte ich?" Und wieder reagiere ich viel zu langsam, denn im nächsten Augenblick landet seine gesamte Faust in meiner Magengrube. Schmerzvoll kneife ich meine Augen zu. Hölle, dieser Mann ist der Teufel höchstpersönlich. "Wenn ich dir etwas sage, dann hast du zu gehorchen", er umgreift mein Gesicht und sieht warnend auf mich hinab. "Das kannst du vergessen. Ich hab meinen eigenen Kopf", es gibt dumme Menschen. Und dann gibt es noch wirklich sehr dumme und lebendsmüde Menschen. Und das zweitere repräsentiere ich. Ich weiss nicht, woher ich den Mut zusammenkratze, mich mit ihm anzulegen, aber besonders gesund sowie schlau ist das definitiv nicht.

"Hast du nun verstanden, was ich mit Spass meine?" Die Frage ist so dermassen überflüssig, dass ich mir noch rechtzeitig auf die Zunge beissen kann, um keine falschen Antworten zu geben. Stumm nicke ich. "Gutes Mädchen", er tätschelt mir meinen Kopf und sieht wieder auf sein Handy. Eine kleine Träne der Verweiflung verlässt mein Auge und bahnt sich einen Weg an meinem Gesicht entlang. Schmerzlich hat mein ganzer Körper angefangen nach Erlösung zu wimmern. Und desto länger ich hier festsitze, desto mehr verspüre ich, dass ich nicht mehr lange durchhalten werde. Und ich will nur all zu ungern, erfahren, was er mit mir anstellt, sollte ich unzurechnungsfähig werden.

No escape, MafiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt