Kapitel 34

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Alea

Ungeduldig zupfe ich an meinem Hoodie rum. Die Veranstaltung, von der Nate gesprochen hat, soll vermeintlich ausserhalb der Stadt liegen. Ich frage mich nur, was das bitteschön für ein Event sein soll, dass abseits einer Metropole stattfindet. Die Tatsache, dass er gar keinen Dresscode erwähnt hat, macht's noch komischer. Und trotzdem sitzt er hier in einem schwarzen Anzug hinter dem Lenkrad.

"Hab ich was gemacht? Du siehst nämlich so aus, als würdest du mir bald den Kopf abbreissen", seine blonden Haare sind nach hinten fixiert, was ihn noch ein Tickchen seriöser aussehen lässt. Wobei ich sagen muss, dass er auch so schon genug hochoffiziell rüber kommt. "Ja, will ich", theatralisch fasst er sich an die Brust. "Wieso das denn?"

"Na, weil du Schlaumeier, aussiehst, als würden wir auf einen Ball gehen und ich stattdessen ausschaue als würde ich gleich zum nächsten Gym fahren!" Grinsend biegt er an einer Kreuzung scharf rechts ab. "Sei froh, dass du weit aus bequemere Sachen anhast als ich. Und ausserdem passt das eigentlich ganz gut", den Wagen hält er an einer verlassenen Lagerhalle an. Weit und breit ist keine einzige Menschenseele in Sicht. "Nate, wenn das so was wie eine Falle sein sollte oder Damon dir irgendwelche irrsinnigen Flausen in den Kopf gesetzt hat, dann gnade dir Gott. Ich werd euch beiden jeweils gewaltig in den Arsch treten!"

"Vertraust du mir etwa nicht?" "Wann bitteschön hast du mir denn einen Grund dazu gegeben?" Zustimmend nickt er mit dem Kopf. "Touché, ab heute hast du aber einen. Und jetzt komm mit, es wird dir wirklich nichts passieren, versprochen", er steigt aus und läuft einige Schritte voraus. An der schwerwirkende Metalltür angekommen, klopft er auch schon. Ein letztes Mal blicke ich mich um, um mich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand in der Nähe ist. Hauptsächlich mache ich das, weil ich zugegebenermassen noch Albträume von der Entführung habe. Es gibt mir ein wenig Sicherheit, wenn ich mein Umfeld im Auge habe.

Die Tür wird von einem grossen breitschultrigen Mann aufgemacht und als er Nate erblickt, nickt er ihm fast unbemerkt zu und gewährt uns dann ohne etwas zu sagen den Eintritt.

Als wir eintreten, bestätigt sich meine Vermutung von einer verlassenen Produktionsstätte. Das einzige Licht, dass die Halle beleuchtet, kommt von den gigantischen Fenstern, die sich über die ganze Wand entlang ziehen.

"Komm schon, wir müssen rechtzeitig da sein. Na loss", abrupt dreh ich mich um und entdecke Nate am anderen Ende der Halle. Dabei hält er mir eine Tür offen und mit schnelle Schritten folge ich ihm.

Wir laufen eine Treppe hinunter bis ich anfange überaus laute Stimmen, Musik und jegliche Geräusche zu hören. Und bevor ich überhaupt die Chance habe meinen Begleiter danach zu fragen, gelangen wir bereits in eine unterirdischen Halle die noch grösser ist, als die über ihr. Etwas unbeholfen folge ich Nate die Treppe runter und erst jetzt wird mir so recht bewusst, dass es sich hier überhaupt nicht um eine Halle handelt, viel mehr sieht es nach einer monströsen Arena aus. "Wo zum Teufel sind wir, Nate?"

"Komm einfach mit, ich zeig dir alles", erst jetzt sehe ich den Käfig in der Mitte und ringsrum unzählige Leute auf den Tribünen verteilt. Was haben wir in einer Käfig-Arena zu suchen? Ich werde an meinem Handgelenk weiter gezogen. Dabei schlängeln wir uns durch die Menschenmenge durch.

Männer tragen Anzüge, Frauen die kürzesten Kleider die ich je gesehen habe. Aus der Normalschicht scheinen sie definitiv nicht zu kommen, eher aus der Oberschicht.

Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass ein kahlköpfiger Typ den Käfig betritt und umher joggt. Sein gesamter Körper ist mit Tattoos übersät, dabei wirken seine Gesichtszüge so, als würde er jede Sekunde jemanden den Schädel einschlagen wollen. Sein Anblick jagt mir einen unangenehmen Schauer den Rücken hinunter. "Verehrte Gäste, bitte begrüssen Sie mit mir, Ferdo Calloni!" Die Stimme des Moderator's wird unterbrochen, als Nate mich loslässt. "Bleib kurz hier, ich komme gleich wieder", er wartet nicht mal auf meine Reaktion ab, sondern verschwindet sofort in der Menschenmasse.

No escape, MafiosoWhere stories live. Discover now