Kapitel 30

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Damon

Gestresst laufe ich auf dem Wohnzimmerteppich meines Bruders rum. Dabei sitzen mir Tristan und Nate gegenüber. Es ist schon ziemlich lange her, dass ich Jack zu Gesicht bekommen habe. Zugegeben, ich hab ihn wirklich vermisst. Sein Austritt aus der Mafia war eine mühselige Tortur. Hauptsächlich, aus dem Grund, dass mein Vater ihn nicht einfach davon kommen lassen wollte. Ein weiterer Faktor, der ihn am meisten beschäftigte war, die Tatsache, dass er mich, Mum und Sophie zurück lassen musste. Ich habe es ihm versprochen, dass wir es gemeinsam eines Tages alle rausschaffen und mein Versprechen werde ich nicht brechen.

"Mach dir jetzt keinen Kopf, Alea passiert nichts, Jack ist bei ihr. Bitte setzt dich endlich hin, du stresst mich echt", Nate hat echt Glück, dass er nicht nah bei mir ist, denn ich bin gerade auf der Suche nach etwas, dass ich zum reinschlagen verwenden kann. Die Stresskapazität in meinem Körper baut sich gerade als Wut um. "Ist das euer verdammter Ernst? Soll ich jetzt wirklich nur untätig rumsitzen?" Als ich aus der Lagerhalle vor einpaar Tagen zu meinem Auto angerannt kam, habe ich nur noch ihr Handy auf dem Beifahrersitz gefunden. Ohne langes Zögern hab ich dann sofort all meine Kontakte spielen lassen und herausgefunden, dass dieser Mistkerl von Grayson hinter der gesamten Sache steckte. Von Anfang an war mein Gefühl bei ihm nie zufriedenstellend. Meinem Vater kroch er bis zum geht nicht mehr in den Arsch und mir zeigte er stets seine affektierte Seite. Wenn er es nur wagen sollte, ihr ein Haar zu krümmen, dann wird er mich neu kennenlernen.

Das ungezügelte Kribbeln in meinen Händen hätte mich fasst dazu gebracht, Grayson selbst aufzusuchen und ihm bedenkenlos mehrere Schüsse durch seinen Schädel zu jagen. Wobei, wenn ich jetzt genau darüber nachdenke, würde mir mir eher gefallen, ihn davor noch zu peinigen für das, was er Alea angetan hat. "Ihr wisst nicht wie sich das anfühlt, ich sitze müssig rum und muss gezwungenermassen warten, bis er sie befreit", ich werde keine weitere Sekunde hier verschwenden und darauf hoffen und bangen, dass die beiden heil ankommen. Mit schnellen Schritten gelange ich schon an die Eingangstür von Jack's Wohnung. "Damon, du Idiot, jetzt chill mal. Du machst sonst den gesamten Plan kaputt", ich scheiss auf den Plan, jedes verfluchte Mal wird mir die Entscheidung weggenommen. Am aller meisten betrifft es meinen Vater, denn er suhlt sich in seiner Macht, Dinge über meinen Kopf hinweg zu entscheiden. Wie bescheuert und schnulzig es auch klingen mag, aber ich kann Alea nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Egal wie oft sie sich das Ganze mit dem Deal einreden will oder mir weiss machen will. Als sie mir damals im Regen gesagt hat, dass sie mich mag, wollte ich sie augenblicklich in die Arme nehmen und nie wieder loslassen. Sie beschützen, koste was es wolle. Ihre unschuldige und zugleich temperamentvolle Art fasziniert mich in allen Formen.

Wodurch sie es mir verdammt schwer macht, sie in Ruhe zu lassen, sie aus meinem toxischen Leben rauszuhalten. Ihr reines Gemüt hat es einfach nicht verdient. Und solange ich das mit meinem Vater und meiner eigenen Familie nicht geregelt habe, wird sie auch dementsprechend in Gefahr schweben. Nur bring ich es kaum über mich, sie komplett loszulassen, dafür bin ich ein zu grosses und egoistisches Arschloch.

"Das ist mir sowas von scheiss eg-", bevor ich weiter reden kann wird die Vordertür aufgemacht. Das bekannte Gesicht meines älteren Bruders kommt zum Vorschein. Ihn hier in voller Pracht zu sehen, nach all der langen Zeit, versetzt mich kurz in eine Schockstarre. Doch kaum erblicke ich die Gestalt hinter ihm, fängt mein Herz auch schon an zu rasen. Schüchtern tritt sie in die Wohnung ein und versucht zu lächeln. "Hi", es fühlt sich an, als hätte ich ihre Stimme seit einer ganzen Ewigkeit nicht mehr gehört. "Also... Ich glaub, wir gehen mal dann ins Wohnzimmer. Ich muss mich einwenig hinlegen", Jack klopft mir kurz auf die Schulter und nur benommen, nehme ich seine gesagten Worte wahr. Im nächsten Moment schon ziehe ich Alea ungeduldig zu mir und umarme sie stürmisch. Prompt legt sie ihre Arme um meinen Hals und ich halte sie mit all meiner Kraft. Ihr unverkennbarer Duft umhüllt mich. Keine Sekunde später baut sich die Wut langsam in mir ab. Ich bin unglaublich froh, sie wieder bei mir zu haben. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie schmerzlich mein Körper sich nach ihrem gesehnt hatte.

Für einen sehr langen Moment bleiben wir in dieser Position. Nur ungern lasse ich sie los und sehe ihr erneut ins Gesicht. Erst jetzt fällt mir auf, dass sich eine blaue Verfärbung auf ihrer Wange befindet. "Was ist das?" Mit meinen Fingern, drehe ich ihr Gesicht leicht auf die Seite und zum Vorschein erstreckt sich ein wirklich grosser blauer Fleck auf ihrer linken Gesichtshälfte. Der Hass gegenüber Grayson platzt fast aus mir. Wie gern ich ihn jetzt erdrosselt hätte, dieser verfickte Bastard. "Damon, es ist nicht so schlimm wie's aussieht", sie nimmt meine Hand in ihre und sieht mich warnend an. Das kann sie doch nicht ernsthaft meinen?! "Hat er dir sonst noch Schaden zugefügt?" Stumm schüttelt sie ihren Kopf. Genauestens beobachte ich sie. "Lügst du mir gerade ins Gesicht?" Ich hoffe sie sagt die Wahrheit, aber langsam bekomme ich die Vermutung, dass es nicht nur beim blauen Fleck geblieben ist. "Alles ist gut, kann ich mich endlich hinsetzen?" Sie macht einen Schritt nach vorne und stolpert mir mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck in die Arme. "Willst du mich verarschen? Sag mir endlich, was er dir angetan hat!" Ich versuche so gut es geht, meine rasende Wut nicht raus zu lassen, sonst nimmt sie es noch falsch auf.

Sie sagt nichts, stattdessen legt sie ihre Hand auf ihren Bauch und zischt kurz auf. "Sorry, ich konnte leider meine Zunge nicht zügeln", ohne auf ihren Erklärung einzugehen, ziehe ich ihr Shirt zur Hälfte hoch. Protestierend will sie mich daran hindern aber es genügen mir nur wenige Sekunden um ihre Verletzungen zu sehen. An ihren Händen entdecke ich zusätzlich schmerzvolle Wunden. Schuldgefühle kriechen meinen Hals hinauf, sie hat all das nur wegen mir durchlebt. "Damon, ich warne dich. Wehe du kommst auf falsche Gedanken", ist sie noch klar im Kopf? Er verletzt sie...er verletzt mein Mädchen und sie nimmt ihn noch in Schutz? "Geht's vielleicht deinem Kopf nicht so gut? Weil du nimmst gerade deinen Entführer und Schmerzzufüger in Schutz", sie umgreift mein Gesicht mit ihren Händen und sieht mich eindringlich an. "Dass das klar ist, wenn hier jemand ihn umbringen dürfte, dann wohl ich. Also lass mich gefälligst meine eigenen Entscheidungen treffen", das Gegrinse kann ich mir nicht mehr wegwischen.

"Hör auf zu grinsen, es wird niemand umgebracht. Das habe ich schon von Anfang an klar gemacht", warnend tippt sie mir beim jedem Wort auf die Brust. Wie ich ihre dominante Art vermisst habe. "Es tut mir leid, aber das kann ich dir nicht versprechen, dass niemand zumindest leiden wird", ich weiss nicht wieso ihre verletzten Handgelenke nicht weh tun, aber bevor sie mich schlagen kann, mache ich einen kurzen Schritt nach hinten. Grimmig sieht sie mich an und zischt auf. "Komm", ich halte ihr meine Hand hin, etwas zögerlich legt sie ihre in meine. Wir verschwinden in die Küche und ich hole kurz den Verbandkasten hervor. "Ich bin erleichtert darüber, dass es dir noch gut geht und ich dich als Ganzes wieder zurück habe", vorsichtig wische ich ihr vertrocknetes Blut von den Händen weg. Sie so nah bei mir zu haben fühlt sich äusserst angenehm an. Ein Lächeln bildet sich auf ihrem Gesicht ab. "Seit wann macht sich der Mafioso Sorgen um mich?" In meiner Bewegung halte ich inne. Sie weiss ja gar nicht, was ich alles für sie tun würde.

"Principessa...", ein kurzer Blick in ihre Augen reicht mir schon um meine Gedanken zu benebeln. Sie strahlen förmlich und obwohl sie leichte Augenringe unter ihren Augen hat und mir mehr als müde erscheint, würde ich sie nur all zu gern küssen und ganz nah an mich ziehen. "Ja?" Ihr Flüstern unterbricht meinen vulgären Gedankensturm. Ich setze zum sprechen an, doch Nate unterbricht mich: "Wir sind dann mal weg, Damon!" Ich höre, wie Jack sie noch zur Tür begleitet, bevor er sich dann zu uns gesellt. "Na ihr zwei. Was treibt ihr hier?" Sein breites Grinsen nervt mich. Absurd nur, dass ich genau das vermisst habe. Seine bescheuerte Nervigkeit. "Ich versuche meine Freundin zu heilen", Alea zieht ihre Hand aus meiner und sieht mich mit grossen Augen an. "Fake-Freundin", augenverdrehend erhebe ich mich, das war jetzt echt nicht von nöten. Jack derweilen versucht sich sein Lachen zu unterdrücken. Scheitert aber kläglich daran: "Mein kleiner Bruder bringt es nicht zustande, eine Frau zu erobern. Ich dachte die Fuentes hätten das um-den-Finger-wickeln im Blut." Grimmig mache ich mir einen Kaffee. "Da muss ich dich enttäuschen Jack, leider wurden diese Gene Damon vorbehalten", ich drehe mich zu den beiden um und starre Alea verblüfft an. Diese Frau ist wirklich unberechenbar. "Sie gefällt mir", und schon prustet mein Bruder noch ein zweites Mal los.

No escape, MafiosoNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ