Kapitel 33

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Alea

"Haben dir die Gläser was angetan oder wieso malträtierst du sie so dermassen?" Cole's Stimme dringt durch meinen Gedankensturm durch. "Was hast du gesagt?" Deine scheiss Gedanken interessieren mich einen feuchten Dreck. Zieh Leine oder ich jag dir eine Kugel durch den Kopf.

Dieses gottverdammte Arschloch. Wie kann ein Mensch nur so stur sein? Immerhin weiss ich jetzt was Nate mit der 'alten Version' gemeint hatte. Damon's Verhalten hat ganz klar einen tiefgründigeren Grund, als den, dass er meint, er habe genug von mir.

"Den Gläsern geht's super. Sie haben keinen einzigen Kratzer dran", was man aber kaum von meinen Gefühlen behaupten kann. "Nun denn, wenn du reden willst, ich bin hier drüben", er setzt sich auf einen der dunkel gefärbten Barhocker und nimmt einen grossen Schluck aus seinem Kaffe. Zurzeit ist es angenehm ruhig im Café. Natürlich nur bis zu den Zeitpunkten, an denen wieder die Türglocken jeweils betätigt werden.

Damon hat seinen Worten Taten folgen lassen. Ein schwarzer SUV steht immer abseits meiner Strasse. Und wenn ich zum Café gehe oder in die Bibliothek, folgt es mir ständig. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und sagen, dass ich seinen bescheuerten Schutz nicht brauche. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, ausserdem habe ich für Grayson gar keinen Nutzen mehr. Mal abgesehen davon, dass er sich so oder so zum Teufel scheren soll.

"Hallo, ihr Kinder der Sonne!" Die Stimme von Alma überkrlingt mein Geklirre mit den Gläsern. Ich schaue zu ihr und kann meinen Augen fast nicht trauen. "Was suchst du hier?" Nate wieder zu sehen freut mich, aber wenn er im Auftrag von Damon hier ist, dann schmeisse ich ihn hochkant aus dem Café raus. Abwehrend hebt er seine Hände hoch: "Ganz ruhig, ich bin hier weil ich-" "Er ist wegen mir hier", unterbricht ihn Alma. Und erneut bin ich verwirrter denn je.

"Was soll das heissen, wegen mir?" Die beiden zusammen zu sehen, ist irgendwie eigenartig. "Ja, wegen mir halt. In den letzten Tagen und Wochen hast du dich ziemlich um deine Probleme gekümmert. Und naja, da haben wir uns angebandelt und jetzt sind wir zusammen", das Trinkglas in meiner Hand rutscht mir beinahe aus. Nate und Alma? Ich wusste ja, dass sie mit jemanden ausgeht, aber Nate? Das erklärt auch ihre Heimlichtuerei von damals. Nichtsdestotrotz freue ich mich für sie, da sie ein Strahlen im Gesicht trägt, wenn sie ihn ansieht.

"Also das freut mich wirklich für euch! Ich bin gerade nur total überrumpelt von der Neuigkeit. Sie ist so unerwartet...", ein wenig unbeholfen stelle ich das abgetrocknete Glas ins Gestell und drehe mich wieder zu ihnen um. Wenn Nate jetzt mehr Zeit mit ihr verbringt, heisst das vielleicht auch, dass er Damon an unseren Freunde -Abenden mitschleppt. Und auf das habe ich einerseits null Bock, aber andererseits will ich ihm zeigen, dass sein Abstossen mich nicht im geringsten interessiert.

"Alea, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?" Verblüfft durch die Ernsthaftigkeit in Nate's Stimme nicke ich ihm zu und laufe in die Umkleide. Was will er mit mir im Geheimen bereden?

"Was gibt's?" Er checkt die Tür nochmals ab und sieht in allen Ecken nach. "Ich wollte mit dir über Damon reden", das hätte ich mir eigentlich denken können, dass er das ansprechen will. "Nate, ich mag dich wirklich, aber über deinen kranken Freund will ich mich nicht unterhalten", ich mache Anstalten den Raum zu verlassen werde aber an meinem Handgelenk wieder zurück gezogen. "Hör mir doch mal zu, bevor du mit deinem starrköpfigen Hirn durch die Wand bretterst", er lässt mich los. Schnaufend setze ich mich auf die Sitzbank hin.

"Ich weiss rein gar nichts was zwischen euch passiert ist, aber Damon ist wie ausgewechselt. Er ist ständig nur noch aggressiv. Lässt keinen an sich ran und will niemanden zuhören. Dieser Damon, ist der Damon, den ich absolut verabscheue. Und bevor es diesen Deal mit dir gab, war dieses jetzige Verhalten stets Tagesprogramm. Versteh mich nicht falsch, er ist wie ein Bruder für mich und ich akzeptier sein Verhalten. Aber ich bin mir ganz sicher, dass der Auslöser etwas mit dir zutun haben könnte."

Seinen Blick spüre ich deutlich auf mir, bevor er weiter redet: "Guck mal, ich erzähle dir nicht ohne Grund das, aber ihr zwei seit manchmal die behindersten Menschen die ich jemals kennengelernt habe und weil ich euch so liebe, mache ich das hier. Dieser Vollidiot liebt dich und zwar mit jeder Faser seines Körpers. Auch wenn er nicht die drei Liebesworte ausgesprochen hat. Alleine seine Augen verraten ihn, wenn er wieder mal in Gedanken bei dir ist oder dich ansieht. Und ich weiss, dass er manchmal eine Nervensäge sein kann, aber glaub mir, eigentlich muss er sich mit weit mehr rumschlagen, als es uns beiden bewusst ist. Das zu überspielen, darin ist er wirklich ein Meister. Mal abgesehen davon, dass ihr euch hierdurch unnötig rumquält."

Einen kurzen Moment lasse ich seine Worte auf mich wirken, bevor ich ihm zurück antworte: "Unser Deal hat sich erledigt, Nate. Die Gefühle zwischen uns waren nichts als eine Show. Er soll sich endgültig von mir fernhalten", auch wenn ich nichts lieber gemacht hätte, als Nate's Worten glauben zu schenken, kann ich nicht nochmals das Risiko eingehen, verletzt zu werden. Ausserdem will ich niemanden hinterher rennen, der das Ganze nicht wirklich will. Also werde ich ihn so gut es geht vergessen.

"Mir ist klar, dass er dich verletzt hat, aber noch habe ich euch nicht aufgegeben", behutsam tätschelt er mir, mit einem fetten Grinsen auf seinen Lippen, meine Schulter. "Wieso ist dir überhaupt das Ganze so wichtig?"

"Ganz einfach, du bist die einzige Person, die ihm Hoffnung schenkt. In seiner Welt sieht es ziemlich Dunkel aus und zum ersten Mal hat er wieder Licht zu Gesicht bekommen. Also bitte nimm diesen Trottel in deine Hände und lass mich endlich friedlich einschlafen", seine absurden Worte lassen mich auflachen. Damon sollte sich wirklich glücklich schätzen, dass er so einen Menschen wie Nate in seinem Leben hat.

"Du bist so gestört", sein Grinsen wird breiter. "Das ist das schönste Kompliment, dass du mir je gemacht hast!"

***

Nach unserem Gespräch hat mir Nate mitgeteilt, dass er mich dieses Wochenende mit zu einer Veranstaltung mitnehmen wird, damit ich mich erneut mit Damon unterhalten kann. Ich weiss nicht was mich erwarten wird oder überhaupt was ich Damon denn sagen will. Auf jeden Fall werde ich nicht noch einmal so auf seine verletzenden Worte reagieren. Auf gar keinen Fall.

"Weisst du was das für eine Veranstaltung ist?" Dass Alma alles weiss, war anfangs etwas komisch, aber ich bin froh, dass sie jetzt endlich absolut alles weiss. Nur schon, dass ich mich jetzt auch über die Erlebnisse austauschen kann. Kurzum, es erleichtert mein Leben um einiges. "Du und Nate also, hm?" Durch die Erwähnung seines Namens erröten sich ihre Wange in einem zarten Rosa.

"Ja... Ich und Nate. Er ist wirklich toll", nickend ziehe ich meine Jeans an. "Das glaube ich dir auf's Wort." Die beiden sind auch total süss zusammen. Nur schon, dass er ihr die Tür aufhält, wenn sie gemeinsam das Café betreten, ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest oder er sie ohne eine Umarmung oder einen Kuss nicht weggehen lässt.

"Komm, zieh dich endlich an und schnapp dir deinen eigenen Kriminellen", durch den Spiegel hindurch zeige ich ihr meinen Mittelfinger, was sie mit einem Lachen quittiert. Sie wird von der Türklingel unterbrochen und steht blitzschnell auf. Gehetzt rennt sie zur Eingangstür. Im Gang kann ich schon das Zusammenstossen ihrer Lippen hören.

"Sucht euch endlich ein Zimmer!" "Nur wenn du bezahlst", kommt prompt die Antwort von Nate. Die beiden haben sich mehr als nur verdient. Mürrisch zieh ich noch ein schwarzes T-Shirt an und darüber meinen weiten Hoodie. "Bereit?" Ein kurzes Nicken gebe ich ihm als Antwort. Ziehe gleichzeitig noch meine Schuhe an und umarme kurz Alma. "Ich vermisse dich jetzt schon", die beiden umschlingen ihre Körper und verweilen mehrere Sekunden lang in dieser Position. "Ich will ja ungern euren Zärtlichkeitenaustausch unterbrechen aber desto länger ich warten muss, desto länger verlässt die Lust meinen Körper."

Zaghaft trennt sich Nate von ihr und als Konsequenz streckt sie mir die Zunge raus. Was ich sofort erwidere. "Passt auf euch auf."

No escape, MafiosoWhere stories live. Discover now