Kapitel 31

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Alea

"Was soll das heissen, dass du ihn nicht fassen kannst?!" Die zwei Fuentes Idioten, denken wirklich, dass ich sie vom Wohnzimmer aus, nicht hören könnte. Die Wände gleichen einem Stück Papier. "Damon, du weisst ganz genau, das ich verdeckt ermittle und bisher nichts brauchbares gefunden habe. Also bitte lass mich meine Arbeit machen und Grayson wird noch zur Rechenschaft gezogen, sobald ich ihn in der Hand habe", Jack's kräftige und tiefe Stimme erinnert einem an seinen Vater, der mehr Kraft durch seine Stimme repräsentiert als durch sein Erscheinen selbst. "Er hat sie in einem verfickten Keller gefoltert...", einen kurzen Moment kehrt wieder Stille ein, dabei erscheint mir mein Atem wie ein lautes Konzert, "Jack er hat mein Mädchen angerührt, denkst du ernsthaft, dass ich ihm seine scheiss Hände abküsse oder was?! Stell dir vor, wie es wäre, wenn Stella so entführt worden wäre, hm? Was hättest du dann gemacht?"

Hat er mich gerade wirklich sein Mädchen genannt? Also ich? Ist das sein Ernst? Und wer zum Teufel ist Stella? "Ich wäre die Wände hochgegangen und hätte ihn in Stücke zerrissen." "Siehst du!" "Das tut hier nichts zur Sache, wie ich die Dinge angehen würde", meine Güte, jetzt fangen sie wieder eine neue Diskussion an. Ich glaube, ich sollte mir Popcorn holen. "Und ob das eine Rolle spielt, ich m-", das Schloss der Wohnungstür wird umgedreht, weshalb ich den Satz von Damon nicht zu Ende hören kann. "Ich bin Zuhause!" Eine junge Frauenstimme erklingt im Gang. Gleichzeitig wird die Zimmertür in der die beiden Brüder drin waren, lautstark aufgerissen. "Hallo, Schatz!" Ich spähe vom Wohnzimmer aus in den Flur. Gegenüber von Jack und Damon steht eine mehr als nur hübsche junge Frau mit dem schönsten braunen Bob den ich je zu Gesicht bekommen habe. Dabei trägt sie ein blumiges Kleid, dass sie aussehen lässt, als wäre sie eine Fee und aus einem Märchenbuch entsprungen. Kurz gefasst, sie sieht verdammt gut aus. Jack lässt keine Sekunde auf sich warten, als er schon seine Arme um ihren zierlichen Körper schlingt. Daraufhin wendet sie sich seinem Bruder zu: "Damon! Ich hab dich eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen!" Sie nimmt ihn herzhaft in die Arme, was den kleinen, winzigen und eifersüchtigen Teil in meinem Inneren einwenig ausrasten lässt.

"Die Umstände haben mich dazu gebracht, euch einen Besuch abzustatten", verständnisvoll nickt sie ihm zu und dabei ziert ein in die kniezwingendes Lächeln ihre vollen Lippen. Sie strahlt solch eine Wärme aus. "Was sind das denn für Umstände?" Augenblicklich richte ich mich wieder auf und höre schon Damon's Stimme. "Alea", wie ich das hasse, wenn alle Augen auf mich gerichtet sind. Vor allem dann, wenn man dazu Schmerzen bei jedem Schritt hat. Als ich in den Gang eintrete, liegen wie erwartet, alle Augenpaare der Anwesenden auf mir. Von nahem bekräftigen sich meine Beobachtungen von ihrem Äusseren noch mehr. Sie ist definitiv eine lebende Fee. "Wer bist du denn?" Strahlend leuchten ihre braunen Augen in meine. "Stella, dass ist meine Freundin, Alea", mein Blick schweift überrascht zu Damon. Der ein hinreissendes Grinsen auf dem Gesicht trägt. Was ist bloss los mit ihm? "Eher Fake-Freundin", korrigiere ich ihn. Stella's Augen werden grösser, als ich wieder meinen Blick auf sie richte. "Wer zum Henker, hat dir das angetan?!" Ach ja, das Hämatom in meinem Gesicht hätte ich doch glatt vergessen. "Jemand, der es verdient hat zu sterben", knurrt Damon neben mir. Beruhigend nehme ich seine Hand in meine und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln. Seine Impulsivität wird ihn irgendwann sowas von in Schwierigkeiten bringen und das ist mir mehr als nur bewusst, weshalb ich auch jedes Mal versuche, seinen überhitzten Kopf abzukühlen. Stella sieht derweilen kurz zu Jack und dieser nickt ihr grinsend zu. "Okay, dass kriegen wir wieder hin. Ausserdem freut es mich riesig, auf meiner Seite Zuwachs zu bekommen", liebevoll nimmt sie mich anschliessend in den Arm.

"Hey, was soll das jetzt heissen?!" Mit einem erschütternden Blick sieht Jack zu Stella. "Du weisst ganz genau, dass du und Damon die grössten Macho's sind. Und wenn ihr zusammen seit, kann euch niemand mehr davon abhalten, eure schlechten Sprüche und Witze in die Welt zu setzen. Darum bin ich ausserordentlich glücklich darüber, dass ich Unterstützung habe, mich nicht alleine mit euch möchtegern Frauenhelden rumschlagen zu müssen. Fake-Freundin hin oder her", ein Zwinkern ihrerseits erhält er noch und schon zieht sie mich in die Küche weiter. Diese Frau ist der absolute Hammer.

Ausgelaugt setze ich mich an den Tisch und beobachte sie aus der nahen Ferne. Meinem Körper nach zu urteilen, fühle ich mich gerade so, als hätte ich einen Marathon hinter mir. "Also, wie hast du Damon um den Finger gewickelt?" Verdattert über ihre direkte Frage, hebe ich meinen Kopf hoch. Ein freches Lächeln schwingt mir entgegen. "Ich hab ihn nicht um den Finger gewickelt...", diesen Typ kann man gar nicht um den Finger wickeln, eher geschieht es umgekehrt. "Das kannst du mir nicht verkaufen. Ich kenne Damon jetzt schon eine ganze Weile und weiss, dass er niemals jemanden einfach so in seine Familie reinlassen würde. Das hat er bei seiner letzten Freundin auch nicht gemacht, was mich umso neugieriger werden lässt, dass das bei dir das komplette Gegenteil zu sein scheint", eine kleine graue Schüssel mit Früchten darin, setzt sie mir vor die Nase hin und nimmt ganz gelassen ebenfalls am Tisch Platz. "Und das mit dem Fake-Freundin Scheiss kauf ich euch auch nicht ab", also eins muss man ihr lassen, direkt und knallhart, ist sie definitiv. Wie es Jack mit ihr wohl aushält?

Von ihrer Fruchtschale, greift sie nach einer Erdbeere und beisst von ihr ab. Das verschafft mir genug Zeit, über ihre Aussagen nachzudenken. "Ich weiss doch gar nicht, ob ich dir all das Ganze erzählen kann", ganz ehrlich, das ist komplett gelogen. Von der ersten Sekunde an kommt sie mir so vor, als könnte ich ihr so ziemlich alles beichten, was mir auf dem Herzen liegt. Genau das ist es, was mich zögern lässt. Sie greift nach meiner Hand: "Alea, ich will dir nichts schlimmes, ich glaube nur, dass du ein offenes Ohr gut gebrauchen könntest." Beruhigend streicht sie mir über die Haut. Seit langem hatte ich keinen mehr, dem ich alles erzählen konnte. "Zwischen Damon und mir ist das so eine Sache... Ich hab ihm meine Gefühle einmal gestanden, aber seit dem habe ich nur Abstand gewollt, weil ich nicht weiss, woran ich eigentlich dran bin. Dazu kommt, dass ich doch gar nicht weiss, wieso ich diesen Idioten so sehr mag. Er ist ein verdammter Kriminelle", ich atme tief durch. Das war viel zu viel Gefühl für heute.

Als ich wieder in Stella's Augen sehe, nickt sie mir bereits grinsend zu. "Weisst du, seinen Bruder habe ich nicht anders kennengelernt. Und eins kann ich dir verraten, an Liebe hat's uns nie gemangelt. Und glaub mir, wir hatten weit mehr Probleme, als ihr sie zu haben scheint. Ausserdem ist Damon alles andere als ein Übeltäter, viel mehr ist er ein Typ, der endlich sein eigenes und freies Leben besitzen möchte. Doch gerade bist wahrscheinlich nur du, das Einzige in seinem Leben, dass er richtig gemacht hat und zu machen scheint", abschliessend schiebt sie sich genüsslich den Rest ihrer Erdbeere in den Mund und lächelt mir dann warm zu. Wie dumm ich mir vorkomme. Die Ganze Zeit, ging es nur um meine Probleme und um meine Gefühle, dabei habe ich ihn total vergessen. Und dass immer zwei dazu gehören. Mir war nur bisher nicht klar, dass es ihm derart schlecht geht. "Das tut mir leid für ihn, aber er weiss ganz genau, dass ich nur meinen Teil der Abmachung erledigen möchte. Nebstdem hat er mir nie gesagt, ob er das Gleiche fühlt oder nur ansatzweise in diese Richtung denkt", gut abgesehen von den Küssen die wir ausgetauscht haben, war da nie wirklich mehr als die Anziehungskraft zwischen uns. Stella legt mir eine Hand auf die Schulter, damit ich mich wieder auf sie fokussiere: "Sei nicht so naiv und achte dich mehr auf die Zeichen die er dir sendet. Welche das sind, wirst du früh genug merken. Ich jedenfalls, habe nur schon vorhin genug gesehen und das würde mir sogar ein Blinder bestätigen", damit reibt sie mir nochmals leicht über die Schulter, bevor sie aufsteht und aus der Küche läuft. "Ich hol' schnell meine Schminksachen."

No escape, MafiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt