VIER

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Jeongguk

Mein Shirt fing langsam aber sicher an, mir an der Haut zu kleben. Ich brauchte mal wieder etwas frische Luft, das war klar. Jimin war inzwischen wieder zu uns gestoßen. Wir hatten ihn nur mit einem Grinsen begrüßt. Das Ausfragen musste erstmal bis morgen warten. Wir wollten feiern — über Jimins Schwarm konnten wir auch morgen noch reden. Sie hatten Telefonnummern ausgetauscht und würden sich wiedersehen — darauf hatten sie sich geeinigt, nachdem sie von einem von Kais Freunden unterbrochen wurden. Kurz darauf musste Kai wohl mit diesem Typen wohin. Das war alles, was Jimin uns bis dahin gesagt hatte — und das reichte fürs Erste auch.

»Bin kurz auf der Toilette!«, ließ ich die beiden wissen, als ich sie mit Winken auf mich aufmerksam machte. Ich drückte Hoseok mein halbvolles Glas in die Hand, nachdem er mir zunickte, und lief in Richtung der Toiletten. Wie gewohnt war auf dem Männerklo kaum was los — es war geräumig und bot mir genug Platz, einmal tief durchzuatmen. Mein Körper kühlte direkt etwas ab und ich sah mich nach langer Zeit mal wieder im Spiegel an. Ich nahm mir ein Papiertuch und tupfte mir die wenigen Schweißperlen von der Stirn. Es stellte sich jemand neben mich und wusch sich die Hände, was ich ihm nach ein paar Sekunden gleichtat. Ich trocknete meine Hände ab, drehte mich um und lief zu den Kabinen — ich war auf der Toilette lieber mehr für mich.

Wie meistens lief ich nach ganz hinten und wollte schon instinktiv nach links abbiegen, als ich allerdings ein seltsames Geräusch ausmachen konnte. Ich blieb auf der Stelle stehen und drehte mich um hundertachtzig Grad herum. Ich lauschte noch einmal genauer — und da war es wieder. Ein Geräusch, das sich verdächtig nach einem Wimmern anhörte. Als würde hier jemand weinen. »Hallo?«, fragte ich in den Raum, da ich nicht wirklich gut ausmachen konnte, von wo genau das Weinen kam. Aber ich war mir sicher, hier versuchte jemand, sein Schluchzen zu unterdrücken. Ich bekam keine Antwort, also wartete ich ab, bis das Geräusch nochmal erklang. Es dauerte auch nicht lange, da hörte ich es wieder — es kam aus der Kabine direkt gegenüber von der, in die ich gerade gehen wollte.

Langsam lief ich auf die Tür zu und hielt mein Ohr dagegen. Dadurch bekam ich die Bestätigung, dass das Weinen gleich hinter dieser Tür war. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich es nicht einfach ignorieren sollte, doch dann entschied ich mich dagegen. Es war mehr instinktiv — ich musste nachsehen, ob alles in Ordnung war. »Hey, ist alles gut? Kann ich reinkommen?«, fragte ich vorsichtig und klopfte leicht gegen die Tür. Ich sah, dass das Schloss nur knapp bis zur Hälfte zugedreht war — es war demnach nicht richtig zugesperrt. Das Weinen klang nicht ab und mir wurde auch nicht die Tür geöffnet. Es war offensichtlich, dass wer auch immer hier drin war, nicht unbedingt gestört werden wollte, allerdings konnte ich es nicht dabei belassen. Welcher Kerl weinte schon auf einer Clubtoilette? Ich hatte dabei einfach ein schlechtes Gefühl.

»Hey, eh.. die Tür ist nicht abgesperrt. Ich komm jetzt rein, OK?«, warnte ich ihn kurz vor, ehe ich die Klinke herunterdrückte und langsam die Tür aufschob. Weit kam ich allerdings nicht — ich konnte sie nur etwa so weit öffnen, dass ich hindurchpassen würde. Irgendetwas blockierte die Tür und als ich meinen Kopf an ihr vorbeischob und nach unten sah, konnte ich sehen, was dieses etwas war. Schnell schob ich mich an der Tür vorbei und ließ sie hinter mir wieder ins Schloss fallen.

Ich sah auf die Person vor meinen Füßen herab und wusste gar nicht, was ich denken sollte. Dort saß ein Junge — auf dem Boden einer Clubtoilette. Und er weinte. Scheiße, und wie er aussah. Ich kniete mich zu ihm herunter und ließ meinen Blick über ihn schweifen. Seine Augen waren starr auf meine Brust gerichtet, er blutete aus Nase und Mund. Er zitterte am ganzen Körper, seine Bluse war nur bis zur Hälfte zugeknöpft und untenrum trug er nur enge Boxershorts. Er war schmächtig — sehr sogar — und hatte auf den ersten Blick die Statur eines Teenagers. Was war hier passiert?

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now