ACHTZEHN

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Jeongguk

Jimin nahm einen Shot nach dem anderen und kippte sie herunter — und das noch vor der Party. Immer wieder schenkte er sich einen Schluck ein, sodass Yoongi und ich ihn nur skeptisch beäugten. »Das wird nicht lange gutgehen, wenn du so weitermachst.«, kommentierte Yoongi und setzte sich etwas ungeduldig zurück an den Küchentisch. Eigentlich wollten wir schon vor zehn Minuten los, doch Jimin meinte, er müsse sich noch etwas Mut antrinken.

»Fuck, was soll ich denn sonst machen? Ich hab Schiss, dass seine Freunde mich nicht mögen.«, jammerte er und setzte schon wieder an, sein Shotglas zu befüllen, allerdings nahm ich ihm diesmal die Flasche aus der Hand. »Du hast doch immer abgelehnt, sie zu treffen. Wahrscheinlich denken sie eher, du magst sie nicht.«, sagte ich und musterte den Jüngeren verwirrt. Sein Freund — die beiden waren nun offiziell ein Paar — feierte heute seinen Geburtstag und Jimin nahm Yoongi und mich mit zur Party. Hoseok lag mit Fieber im Bett.

Der Blonde schüttelte nur den Kopf und hastete von der Küche in den Flur, stellte sich zum x-ten Mal vor den Spiegel. »Ja, weil das alles Junkies sind, Guk. Ich hab doch keine Ahnung, wie die drauf sind.«, meinte er, während er sich die Haare richtete. Ich schnaufte nur gelangweilt aus. »Es sind Kais Freunde — so schlimm wird es schon nicht sein.«, wollte ich ihn beruhigen, doch so langsam dämmerte es mir, dass Jimin wohl wirklich sehr nervös war. »Deswegen hab ich auch keine Ahnung, wie Kai drauf sein wird. Ich hab einfach das Gefühl, er lebt zwei Leben, versteht ihr?«

Ich konnte mir denken, was er meinte — und ich war mir zu eintausend Prozent sicher, Yoongi wusste genau, was er meinte. Meine Sorge bezüglich der Party hatte sich nur auf den Grauhaarigen beschränkt. Als Teenager hatte er viel mit Partydrogen am Hut und irgendwo im Hinterkopf saß eine gewissen Nervosität, dass ihn heute irgendetwas wieder dorthin verfrachten könnte. Ich kannte diese Zeit seines Lebens nur aus Erzählungen, doch eigentlich gab es keine Chance, dass der Ältere sich wieder darin verlor — das hatte er auch Jimin schon des Öfteren versichern müssen, als wir aus waren. Doch mittlerweile kannte ich Yoongi gut — er wusste, was er tat und er hatte aus seiner Vergangenheit gelernt.

Das war es auch, weshalb Jimin so eine große Abneigung gegenüber Drogen hatte. Er duldete, dass Kai dealte und er wusste auch, dass er selbst welche nahm. Es gefiel ihm nicht, doch er wollte Kai auf keinen Fall etwas verbieten. So ein Freund wollte er nicht sein. Und diese Einstellung brauchte er an diesem Tag auch, denn selbst ich war überfordert, als ich meinen Blick über den gläsernen Sofatisch wandern ließ. Wir waren erst seit etwa fünf Minuten da. Wir ließen uns einfach selbst herein — die Tür stand offen. Die Musik war in Ordnung. Es lief ein Rapsong, als wir ins Wohnzimmer kamen. Das Haus war unverschämt riesig. Allein das Wohnzimmer musste so groß sein, wie unsere gesamte Wohnung. Doch das dachte ich mir schon, als uns das Navi nach Gangnam lotste.

Hier war eine überschaubare Anzahl an Leuten, die sich auf den beigen Ledersofas versammelte. Auf dem Tisch Linien aus weißem Pulver, Bierflaschen und anderweitige Getränke. Aschenbecher, Zigarettenschachteln, Tütchen mit Gras und Tabletten. Ich fühlte mich, als gehörte ich hier auf keinen Fall hin. Kai saß ebenfalls auf der Couch und sprang sofort auf, als er Jimin sah. »Hey, da bist du ja!«, begrüßte er ihn — zog ihn in eine kurze Umarmung und gab ihm einen schnellen Kuss. Sie hatten sich heute morgen schon gesehen, weshalb Jimin das Happy Birthday weglassen konnte. Yoongi und ich hatten ihn allerdings verpasst. »Alles Gute, Mann.«, machte der Ältere den Anfang und schlug mit Kai ein. Ich tat es ihm gleich.

Er bedankte sich und drehte sich um. »Bedient euch. In der Küche sind kalte Getränke.«, informierte er uns, worauf wir dankend nickten und uns auch gleich auf den Weg dorthin machten. »Bringt ihr mir was mit?«, fragte Jimin noch schnell, ehe er auch schon von Kai zur Couch gezogen wurde. Ich zeigte ihm einen Daumen nach oben, was er gerade noch so sehen konnte. »Ist er high?«, fragte ich Yoongi gleich, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Glaube nicht.«

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now