DREIUNDZWANZIG

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Jeongguk

Dass es fast zwei Wochen dauern würde, bis Taehyung mir antwortete, hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich war davon ausgegangen, er würde sofort zurückschreiben. Den Abend von Kais Party hatten wir die meiste Zeit zusammen verbracht und wie die Dinge gelaufen waren, machte mich unglaublich selbstsicher. Wir verstanden uns gut und Taehyung hatte sogar gesagt, er fühlte irgendetwas zwischen uns — eine Verbindung, als würden wir uns schon längst kennen. Darum dachte ich nicht, er würde mich so lange warten lassen.

Es war diesmal nicht Yoongi, der der Sache gegenüber pessimistisch eingestellt war, sondern tatsächlich Hoseok. »Vielleicht antwortet er auch gar nicht mehr. Wahrscheinlich hat's seine Koksbirne schon längst vergessen.«, meinte er, als wir vor einer Woche in der Cafeteria darüber redeten. »Mann, jetzt lass mal die Drogensache endlich außenvor. Du warst gar nicht dabei.«, beschwerte ich mich, als er das Thema wieder mit Taehyung in Verbindung brachte. »Ihr habt mir alles erzählt, was ich wissen muss. Und ich kenne Kai. Du kannst das nicht wirklich so locker sehen, Jeongguk. Das ist nicht nur bisschen Gras rauchen.«, ermahnte mich der Braunhaarige und lehnte sich über den Tisch etwas näher zu mir. »Das ist viel Gras rauchen, mit Pillen und Koks und was weiß ich. Das ist too much, ehrlich.«, redete er mir ins Gewissen.

»Ja, aber das ist gerade total nebensächlich. Wieso schreibt er mir nicht zurück? Es lief alles gut, wir haben uns so gut verstanden.«, griff ich wieder das eigentliche Thema auf. »Gut, von mir aus.«, sagte der Ältere dann und konzentrierte sich mir zuliebe endlich auf das Wesentliche. »Du weißt, was bei ihm schon alles abgegangen ist. Keine Ahnung, Guk, aber vielleicht geht gerade irgendwas anderes ab.«, fing er an, Vermutungen aufzustellen. »Er hat diesen Kerl und er hat dieses andere Leben, von dem wir keine Ahnung haben.« Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen, ehe ich etwas sagte. »Du hast ihn schon oft zufällig wiedergesehen.« Er lachte.

»Das muss schon Schicksal sein. Aber gerade kannst du wirklich nicht mehr machen, als abwarten. Ich weiß, dass du's vielleicht nicht hören willst, aber es kann immer noch sein, dass er einfach nicht antworten will.«, sagte er dann. »Nein, das glaub ich nicht.«, beharrte ich stur. Hobi lächelte. »Ich würde ja vorschlagen, du fragst Kai, ob er irgendwas weiß, aber ich bin mir nicht so sicher, ob das nicht schon an Stalking grenzt — so besessen wie du von ihm bist. Was hast du denn davon, mit ihm befreundet zu sein? Sind wir dir nicht genug?«, sagte er. Wenn es nur das wäre — dann hätte er vollkommen Recht, es würde mich nicht so beschäftigen. Ich schüttelte den Kopf und überlegte, wie ich es ihm erklären sollte. Wie ich am besten beschreiben konnte, wieso es mir so wichtig war, Taehyung kennenzulernen.

»Ich bin nicht besessen. Keine Ahnung, ich fühl da nur irgendwas, weißt du?«, machte ich dann den ersten kläglichen Versuch. »Du fühlst was? Im Sinne von..«, sein Blick deutete mir, dass ich seinen Satz beenden sollte. »Ich könnte mich verlieben.«, klärte ich ihn auf. Seine Augenbrauen hoben sich an und er lächelte überrascht. »Nein, ernsthaft? Das ist ja süß!« Ich verdrehte nur die Augen auf seinen Kommentar und lächelte ebenfalls. »Deswegen — ich hab da einfach dieses Gefühl, das mich nicht loslässt und ich will es auch nicht verlieren.«, erklärte ich weiter. Ich hatte ein paar Tage davor schon mit Yoongi darüber geredet und er sagte mir etwas, das mir wirklich zu denken gegeben hatte. 

»Weißt du, was Yoongi dazu gesagt hat?«, richtete ich mich an Hoseok, der gerade eine Gabel voll Salat aß. »Was?« Ich nahm einen Schluck von meiner Cola. »Dass ich ein Romantiker bin.«, meinte ich lachend. Hoseok musste auch grinsen. Dann machte ich eine Pause und dachte über die nächsten Worte nach. Mein Blick richtete sich auf den Tisch und ich merkte, wie mein Lächeln ganz langsam verschwand. »Und dass ich Angst habe, diese potenziellen Gefühle für Taehyung zu verlieren und so etwas nie wieder zu finden.« Auch Hobis Miene war ernster, als ich wieder zu ihm aufsah. »Ich bin einundzwanzig und habe noch nie jemanden angesehen und dabei so viel.. empfunden. So viel gesehen.«

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now