FÜNFUNDZWANZIG

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Jeongguk

Wir hörten Hoseok zurückkommen, als wir diese Nacht das zweite Mal miteinander schliefen. Ich hatte keine Worte, um zu beschreiben, wie unfassbar gut ich mich fühlte — wie glücklich ich war. Taehyung ging es genauso, das wusste ich. Wir redeten noch lange. Küssten uns und überhäuften uns mit kleinen Zärtlichkeiten. Taehyung erzählte mir, dass er einen neuen Job hatte und diesen Abend hier nicht daran gedacht hatte, sterben zu wollen. Ich sagte ihm, dass ich ihn gern hatte. Er hatte mich geküsst und gesagt, er wolle für immer mit mir hier bleiben. Ich war süchtig nach seinen Lippen und er ließ mich sanft über seine Blessuren streicheln. Sehun sei nur etwas grob, hatte er gemeint. Er drückte meine Hand wieder fester gegen die verletzten Stellen und wieder nahm ich sie weg. Ich sagte ihm, dass er wunderschön war und nicht eine Sekunde dachte ich daran, dass das hier zu schnell gehen würde.

Viel mehr war das hier längst überfällig gewesen. Die Atmosphäre zwischen uns war bereits auf Kais Party schon anziehend und ich war froh, dass Taehyung mich auch gern hatte. Ich hatte Angst gehabt, dass er nicht in der Art an mir interessiert war. Jetzt nicht mehr und ich wusste, dass das hier nicht dasselbe war, wie das, was der Schwarzhaarige mit Sehun hatte. Das hier war viel mehr. »Alles OK?«, fragte ich leise, als er eine Weile still war und mich nur nachdenklich ansah, kaum fokussiert. Er sah zur Seite und nickte. »Ich weiß es nicht.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er schluckte. »Was weißt du nicht?«, harkte ich besorgt nach. Ich setzte mich auf und er vergrub den Kopf in meinem Schoß. »So gut war noch nie irgendwas.«, sagte er dann und schloss die Augen. Ich sah ihn weiter an und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. »Was meinst du?« Ich kam mir dumm vor, so viel zu fragen, doch weil ihm schon immer die passenden Worte gefehlt hatten, drückte Taehyung sich meistens ungenau aus.

»Mit dir zu sein.« Ich zog ihn auf meinen Schoß und er küsste mich erst stürmisch, dann vorsichtig — fast zurückhaltend. »Ich will nie wieder irgendwo anders sein, Jeongguk.« Seine Augen waren glasig und er blinzelte eine Träne nach draußen, sah mich weiter an. Ich küsste ihn sanft, langsam. Fest, als seine Worte sackten. Ich hatte keine Ahnung, was das hier war und was wir sagten, aber es war das schönste, das mir je passiert war. »Bleib einfach bei mir.«, sagte ich, als ich mich löste. Ich hatte noch nie einen Menschen mit solch überwältigenden Gefühlen getroffen. Es war fast so, als spürte ich alles, was in Taehyung vorging. Ich spürte Zuneigung, Verbundenheit und Trauer. Ratlosigkeit. Unsicherheit. »Ja?«, kam es leise von dem Jüngeren und er sah auf seine Finger, die an meinen Haarspitzen nestelten. Ich musste dämlich lächeln — er konnte so schüchtern sein. Taehyung passte sich an. »Fuck, ja.«, lachte ich und strich mit meinem Daumen über seine Wange, ehe ich ihn küsste.

Sein neuer Job war kellnern in einem Fast-Food-Restaurant und ich holte ihn jeden Tag dort ab. Heute war es fast eine Qual, ihn bei seiner eigenen Wohnung abzusetzen und nicht mit reinzukommen. Wir waren oft in der WG, doch die meiste Zeit bei Taehyung. Nur heute blieb ich nicht, wir hatten beide Pläne. Ich ging mit den Jungs in eine Bar und Tae würde mit Baekhyun ins Kino fahren — oder sie blieben zu Hause und dröhnten sich zu. Ich gewöhnte mich schnell an die ständigen Drogen — Taehyung kiffte jeden Tag und meistens nahm ich auch ein paar Züge. Es war kein anderes Leben mehr, das ich nicht kannte — ich steckte mittendrin und ich hatte alles im Griff. Taehyung hatte das nicht. Ich lernte schnell, dass er sich oft übernahm — meistens absichtlich.  

Ich hatte mich wohl etwas zu sehr eingefunden, als mir auffiel, dass ich genau das tat, was Baekhyun mir anfangs gesagt hatte. Ich dünnte Taehyungs Lines aus und nahm ihn in den Arm, wenn er nicht weiter wusste. Und alles, was ich ihm geben konnte, war bei ihm zu sein. Das war alles, was er brauchte. Baekhyun hatte ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Ich verstand mich gut mit dem Braunhaarigen — das taten wir alle. Er kam zu Pokerabenden in die WG und es war alles so normal, dass es mir beinahe Angst machte. Ich lebte keine zwei Leben und die Jungs wussten, wie sehr ich darunter litt, wie es Taehyung ging. Er zeigte es nicht oft aber ich wusste, dass es ihm manchmal schwer fiel. Es war unser aller Leben und es war bei weitem nicht perfekt — doch wir sahen alle zu, wie wir irgendwie klarkamen.

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now