SECHZEHN

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Taehyung

Das riesige Kopfkissen hing nur noch an einer Ecke unter meinem Arm eingeklemmt. Die Decke darunter — bestimmt mit Daunenfedern befüllt — nahm mir fast die komplette Sicht. »Ich hab doch gesagt, du kannst das im Auto lassen.«, kam Baekhyun für meinen Geschmack etwas zu hektisch auf mich zugelaufen und nahm mir sein Bettzeug aus der Hand. »Dann trag ich es wieder zurück und du bringst es am besten in dein eigenes Bett?«, scherzte ich, doch wir beide wussten, dass ich es irgendwie auch so meinte. Baekhyun hatte gerade schon eine Sporttasche mit ein paar seiner Klamotten und den wichtigsten Sachen rauf in meine Wohnung gebracht.

»Lass das sein, Jagi. Ich habe alles mit meinen Eltern geklärt.«, versicherte er mir wieder, allerdings wusste ich genau, wie er es ›geklärt‹ hatte. »Du hast sie angelogen. Mir kann es ja egal sein, aber denkst du wirklich, sie glauben dir, dass du freiwillig in ein Studentenwohnheim ziehst?«, meinte ich skeptisch und lief neben dem Älteren die Treppen zu meiner Wohnung hoch. »Kann mir auch egal sein. Sie wollen ein Baby adoptieren, hab ich dir das erzählt? Eins aus Europa — ich glaube Frankreich.«, sagte er dann und musste selbst lachen. »Da werden sie eh alle Hände voll zu tun haben.« Ich schüttelte nur den Kopf und gab den Code für meine Haustür ein.

Diesmal ließ er sich nicht von der Idee abbringen, bei mir einzuziehen. Erst bestand er tatsächlich wieder darauf, dass ich zu ihm ziehen sollte, doch das kam überhaupt nicht infrage. Es war schon etwa zwanzig Uhr und obwohl ich den kompletten Tag geschlafen hatte, fiel es mir gerade schwer, die Augen offenzuhalten. Heute Nacht hatte ich noch gedacht, ich würde meine Wohnung nie wiedersehen — Baekhyun nie mehr wiedersehen und mich nie mehr so fühlen müssen, wie gerade eben.

»Also will ich nicht mehr hören, dass du dich beschwerst. Freust du dich denn nichtmal ein kleines Bisschen, dass wir jetzt zusammen wohnen?«, fragte er dann, zog eine gespielte Schnute. Er wusste genau, was mich an der Sache störte. »Doch. Du weißt, ich freue mich. Es ist nur-« – »Du wirst mir nicht zur Last fallen.«, unterbrach mich der Ältere. »Ich fühl mich nur besser, wenn ich dich die meiste Zeit bei mir hab — wegen der ganzen Scheiße in letzter Zeit, du weißt schon. Ich will dich nur nicht mehr allein lassen.« Er schmiss sein Bettzeug auf die schon ausgeklappte Couch und ließ sich darauf fallen. Ich tat es ihm gleich und legte mich an das andere Ende.

Ich wollte schon die Augen schließen und für einen Moment nur alles auf mich wirken lassen, allerdings wurde ich von einer stürmischen Umarmung überfallen. Baekhyun hatte mich aus dem Augenwinkel angesehen, das konnte ich spüren. Jetzt hielt er mich fest — zog mich dicht an sich — und ich konnte an seinen Atemzügen hören, dass er kurz vorm Weinen war. »Es tut mir leid.«, sagte ich nur. Leise — vermutlich hätte es auch niemand anderes gehört, wären hier nicht nur Baekhyun und ich. Meine Arme schlangen sich fest um den Braunhaarigen, als seine Wärme immer mehr zu mir überging. »Fuck, Jagi, das weiß ich.« Er weinte — seine Stimme war brüchig, lauter als meine. Er schniefte und wischte sich über die Augen. »Mach das nie wieder.«, flehte er — die Verzweiflung in seiner Stimme klar herauszuhören.

Mir war nicht danach, Versprechen zu geben, von denen ich wusste, dass ich sie höchstwahrscheinlich nicht einhalten würde. Also sagte ich nichts. Ich brachte es nicht einmal fertig, Baekhyun die Angst zu nehmen — ihn anzulügen, um es ihm leichter zu machen. »Tae.«, sprach er nah an mein Ohr und löste sich von mir. Sein Blick brach mir das Herz. Er wusste, ich konnte es nicht versprechen. Ich hasste es, dass es ihn so berührte. Baekhyun war der einzige, den es wirklich kümmerte und das machte mich fertig — gab mir doch tatsächlich Schuldgefühle. Ich hätte ihm das nicht antun dürfen, doch ich konnte nicht anders. Und ich wusste, dass ein solcher Zeitpunkt wieder kommen würde.

In diesem Moment — hier, auf meiner Wohnzimmercouch — wusste ich auch, dass Baek mich nicht mehr aus den Augen lassen würde. Ich konnte noch nicht sagen, ob es mich störte. Ich hatte den Älteren so gern um mich, ich hatte nur Angst, dass es ihn irgendwann wahnsinnig machen würde. Ich konnte doch so anstrengend sein. »Shit.«, murmelte er dann mehr zu sich und drehte sich etwas von mir weg. Er strich sich noch die letzten Tränenspuren weg und stand dann auf. »Eh, wir bestellen uns essen und morgen werd ich einkaufen, ja?« Er holte sein Telefon aus der Hosentasche und schmiss es mir entgegen. Ich fing es auf und wollte gerade seine PIN eingeben, als mich seine Benachrichtigungen einen Moment innehalten ließen.

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now