ZWANZIG

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Jeongguk

»Nicht nur. Ich bin auch drauf und mir geht's furchtbar — hängt davon nicht ab.«, meinte er und fuhr sich einmal übers Gesicht. »Weißt du, wovon es abhängt?« — »Nein. Manchmal ist es so und manchmal anders.« Mein Daumen strich über den Stoff seiner Jeans. »Willst du mal mit mir einen Kaffee trinken?« Er richtete seinen Kopf auf, sah mich allerdings nicht an. Sein Blick war nach vorne gerichtet. Ich konnte nicht erkennen, was er dachte. »Ja, gern.«, sagte er dann schließlich. Es überkam mich ein Gefühl von Wärme, als ich das hörte. Ich dachte an ein Café und wie Taehyung mir gegenübersaß — wir uns ein Stück Kuchen teilten und nur redeten. Uns weiter kennenlernten.

Er kramte sein Telefon aus seiner Bauchtasche und gab es mir. Bei dem Anblick des silbernen Modells kamen Erinnerungen hoch. Plötzlich sah ich Taehyung in der Toilettenkabine — Blut lief aus seiner Nase und er weinte. Ich schüttelte den Kopf und nahm das Telefon entgegen. Ich hatte gehofft, sobald ich ihn unter normalen Umständen gesehen hatte, würde ich besser mit diesen Bildern umgehen können. Doch so war es nicht — zumal er gerade auch nur halb so zerbrechlich aussah. Ich hatte auch ständig im Hinterkopf, was ihm passiert war — wofür nicht er verantwortlich war.

Ich tippte meine Nummer ein und rief mich an, sodass ich auch seine hatte. »Los, dir ist kalt.«, scheuchte ich ihn dann nach ein paar Minuten auf, als ich das leichte Zittern seiner Hände bemerkte. »Ich will noch bleiben.«, sagte er allerdings und zog mich an meiner Hand wieder zurück, sodass ich weiter neben ihm saß. »Aber es ist eiskalt. Und du hast einen Haufen Nachrichten von Sehun.«, informierte ich ihn, während ich ihm sein Telefon hinhielt. »Legs hin. Ich will die jetzt nicht lesen.«, sagte er. »Es macht ihn sauer, wenn ich nicht antworte.« Ich tat, was er sagte und legte das Telefon einfach neben mich.

»Solltest du dann nicht besser antworten?«, fragte ich skeptisch und sah den Schwarzhaarigen an. Wieder zuckte er mit den Schultern und lächelte leicht. »Nein, er kann ruhig sauer sein.«, sagte er schlicht. »Meinst du, es ist bei ihm angekommen, dass ihr nicht richtig zusammen seid?« Ich sah den anderen neugierig an. »Auf jeden Fall. Er macht das nur, weil er Baekhyun eins auswischen will. Sie haben sich mal wegen irgendeiner Sache gestritten — muss bestimmt schon zwei Jahre her sein.«, erzählte er. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich dachte zurück an die Worte des Braunhaarigen vor drei Wochen — wohl hatte er Taehyung tatsächlich einmal geliebt. Wenn es ihn ärgerte, dass die beiden etwas miteinander hatten, dann musste es so in der Art gewesen sein.

»Und das stört dich nicht?«, fragte ich überrascht nach. Machte es ihm denn nichts aus, nur benutzt zu werden? »Nein, es ist mir egal. Sehun und ich sind Freunde. Er hat seine Gründe und ich habe meine.« Mich störte es. Zuallererst war Sehun ein Riesenarschloch. Ich mochte nicht, wie er mit Taehyung umging und ich mochte auch nicht, dass er ihn küsste — dass er höchst wahrscheinlich mit ihm schlief. Manchmal schien es mir, als würden die meisten Dinge Taehyung überhaupt nicht kümmern. Als wäre ihm egal, was um ihn herum passierte. »Was sagt Baekhyun dazu?«

»Er ist dagegen, aber er macht meistens keine große Sache mehr draus.« Das wäre auch genau das, was Sehun damit bezweckte. Doch mir erschlich sich auch der Gedanke, dass das nicht der einzige Grund war — sonst wäre er nicht so aufgebracht gewesen, als er uns im Badezimmer gesehen hatte. Ich wusste zu wenig, daher konnte ich es nicht mit Sicherheit sagen, doch es machte den Anschein, als würde Sehun vielleicht doch etwas mehr an dem Jüngeren liegen. Ich nickte die Information nur ab und wollte gerade ein neues Thema aufreißen, als sich unsere Aufmerksamkeit allerdings auf das Geräusch der sich öffnenden Schiebetür richtete.

Der großgewachsene Mann, der dort stand, war kein geringerer als Sehun selbst. »Komm.«, sagte er nur und würdigte mich keines Blickes. »Habt ihr Kai das Geschenk schon gegeben?« Taehyung ignorierte die offensichtliche Wut des anderen und sah ihn abwartend an. Ich wusste nicht, wieso ich es tat, doch irgendetwas in Sehuns Blick brachte mich dazu, meine Hand wieder auf den Oberschenkel des Schwarzhaarigen neben mir zu legen. Es dauerte keine Sekunde, da hatte Sehun es bemerkt. »Ja, los jetzt. Die anderen gehen auch, es ist vier.«

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now