ZWEIUNDZWANZIG

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Baekhyun

Mein Finger schwebte schon das dritte Mal an diesem Tag über dem Anrufsymbol neben Taehyungs Kontakt. Für einen kurzen Moment war ich überrascht, dass es bloß so selten war, denn aus meinem Kopf bekam ich den Schwarzhaarigen schon seit Kais Geburtstag nicht mehr. Es waren die Sorgen, wo er war und die Befürchtung, dass er bei Sehun war — immer noch. Es war schon Donnerstag — der fünfte Tag, an dem Taehyung nicht nach Hause gekommen war. Ich lief über den Campus, auf dem Weg zu meinem nächsten Kurs, als ich Chanyeol mit Hyuna auf einer Bank sitzen sah. Schnell steckte ich mein Telefon wieder ein und machte mich großen Schrittes auf den Weg zu den beiden.

»Hey, was geht, Mann?«, begrüßte mich der Blondhaarige. »Hey.«, meldete sich auch Hyuna zu Wort und nickte mir zu. Ich schlug bei Chan ein und umarmte die Rothaarige flüchtig. »Hast du Sehun gesehen?«, richtete ich mich ohne Umschweife an Chanyeol, der sofort den Kopf schüttelte. »Er hat doch den ganzen Monat diese Praktikums-Sache bei seinem Dad.«, erinnerte er mich. Da kam es mir auch wieder in den Sinn. Er konnte gar nicht an der Uni sein. »Fuck, OK.«, murmelte ich und setzte mich einfach neben Hyuna auf die rechte Seite der Bank. »Um was geht's, was ist los?«, fragte sie gleich nach, worauf ich nur den Kopf hängen ließ. »Taehyung, wahrscheinlich.«, übernahm Chan das Antworten für mich.

Ich machte eine kurze Pause um zu seufzen und mich wieder aufrecht hinzusetzen. »Er ist seit Samstag nicht zu Hause gewesen.«, klärte ich die beiden auf, was sie überraschte. »Was, echt? Ist er noch bei Sehun?«, fragte der Blonde und drehte sich an Hyuna vorbei zu mir, um mich anzusehen. »Ich weiß es nicht, deswegen hab ich ihn gesucht. Tae hat mir noch in der Nacht nach Kais Party geschrieben, er kommt nicht heim. Aber ich hab keine Ahnung, wo er jetzt ist.«, erklärte ich. Mein Blick glitt zu Hyuna, die zu überlegen schien. »Hast du ihn nicht angerufen?« Wieder seufzte ich. »Doch, klar — jeden Tag. Aber es kommt sofort die Mailbox.«

»Und Sehun?«, harkte Chanyeol nach. »Der würde doch niemals hingehen, wenn ich ihn anrufe. Er weiß, es wäre wegen Taehyung. Es würde ihm nur Genugtuung geben und dafür will ich nicht verantwortlich sein.«, beschwerte ich mich und wandte den Blick ab. Es hätte nichts gebracht, es bei Sehun zu versuchen. Der Ältere konnte mich nicht ausstehen — was seit der Sache mit Tae auch auf Gegenseitigkeit beruhte. »Es wird schon nichts passiert sein. Du bist nur eifersüchtig.«, winkte Chanyeol dann ab und holte sein Telefon aus der Jackentasche. Die Sache war für ihn wohl eindeutig und damit erledigt.

Ich verdrehte nur die Augen. Eifersucht war das hier schon lange nicht mehr. Ich hatte meine Zeit, in der ich Taehyung liebte — romantische Gefühle hatte —, doch so war es nicht mehr. Ich machte mir Sorgen um meinen besten Freund — und die waren verdammt nochmal berechtigt. Ich hatte Angst, ihn zu verlieren — gerade mehr denn je. Angst, dass er sich in der Scheiße mit Sehun verlor und Angst, dass ich ihn völlig verlor — für immer. »So ist das nicht.«, stellte ich also klar und sah den Jüngeren eindringlich an. »Ich weiß, du und Sehun seid nicht so gut aufeinander zu sprechen und dass es dich stört, dass sie was miteinander haben, aber im Endeffekt ist er kein schlechter Mensch, Baek.«, meinte Chanyeol dann, was mich sofort von der Bank aufspringen ließ.

»Kein schlechter Mensch? Hast du vergessen, was er getan hat?« Hyunas Blick huschte zwischen uns beiden hin und her. »Nein, natürlich nicht. Ich weiß, wie er ist, aber das scheint Taehyung nicht zu stören.« Ich sah ihn überrumpelt an. »Und das findest du OK?«, fragte ich fassungslos. Der Blondhaarige zuckte mit den Schultern. »Er wird schon wissen, was er macht. Es ist sein Leben, Baek.« Ich ließ seine Worte für einen Moment sacken und setzte mich zurück auf die Bank. »Ist es dir denn wirklich egal, dass ihm was passieren könnte?«, fragte ich diesmal wieder ruhiger. »Sehun ist vielleicht kein schlechter Mensch, aber was Taehyung angeht tickt er nicht ganz richtig.«, erklärte ich eindringlich.

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now