VIERZEHN

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Jeongguk

Baekhyun trug seinen Becher selbst, während ich jeweils einen Kaffee für mich und Jin in meinen Händen hatte. Es war seltsam, als wir nebeneinander den Gang entlang zum Aufzug gingen. Es war auch seltsam gewesen, als ich Baekhyun mitteilte, dass wir nun in Doktor Kims Büro über das weitere Verfahren mit Taehyung reden würde. Dieser schlief bereits wieder, als ich reingekommen war. Baekhyun hielt noch immer seine Hand und ihm standen nicht vergossene Tränen in den Augen. Erst als ich ihn angesprochen hatte, bemerkte er meine Anwesenheit.

Seitdem liefen wir nur still nebeneinander her, doch ich merkte auch so, dass sich irgendetwas verändert hatte. Er weinte nicht mehr, sah nicht mehr so eingesunken und erschöpft aus, nachdem wir das Krankenzimmer verlassen hatten. Es musste für ihn eine Riesenerleichterung sein, mit eigenen Augen gesehen zu haben, dass es Taehyung einigermaßen gut ging — den Umständen entsprechend.

Wir erreichten Jins Büro nach nur etwa fünf Minuten. Es war nicht unangenehm still — es gab einfach nichts zu sagen, das wussten wir beide. Ich klopfte und öffnete die schwere Tür mit der Aufschrift Dr. med. Kim Seokjin. Genau dieser saß wie erwartet bereits auf einem der Stühle an einem kleinen Tisch auf der linken Seite seines geräumigen Büros. Für gewöhnlich saß er an seinem Schreibtisch hinter seinem Monitor — wenn er denn mal die Zeit dafür fand. Doch für ein Aufnahmegespräch saß er immer an dem weißen Tisch mit abgerundeten Ecken. Links und rechts zwei türkisfarbene Sessel. »Bitte, setzen Sie sich.«, sprach er zu Baekhyun und deutete auf den Sessel ihm gegenüber. Ich setzte mich einfach neben Jin, verschränkte die Arme und warf einen Blick auf das Klemmbrett, das vor mir auf dem Tisch lag.

Es war dasselbe, das auch Seokjin hatte. Ich kannte die Papiere, die darin festgeklemmt waren. Diese würden wir nun alle mit Informationen und Entscheidungen von Baekhyun füllen. Ich lächelte, als ich unter all den Formularen auch das einfache Blankopapier entdeckte, das Jin dafür verwendete, sich Notizen zu machen — seine Eindrücke über die Situation des Patienten. Es gab einen Vordruck, doch den mochte er nicht. Er brauchte Platz, um seine Gedanken mit seinen eigenen Methoden zu sammeln und zu ordnen, sagte er.

Die Basisinformationen hatte er bereits eingetragen — das, was wir schon über Taehyung wussten. Wieder wanderte mein Blick etwas länger über sein Geburtsdatum. Achtzehn. Jetzt fiel es mir wieder ein. Er musste sich einen gefälschten Ausweis besorgt haben oder hatte irgendwelche anderweitigen Möglichkeiten, in einen Club wie das Sunrise zu kommen. Er hätte nicht dort sein sollen. Fuck, er hätte dort nicht sein sollen — dann wäre ihm nie so etwas passiert, wie vor zwei Monaten.

Jin bedankte sich plötzlich leise bei mir, doch bevor ich mich fragen konnte, wofür, sah ich ihn schon einen Schluck von seinem Kaffee nehmen — wohl eher seiner Milch mit einem Schuss Kaffee. »So, Herr Byun. Ist es in Ordnung, wenn ich anfange?«, fragte Jin den Braunhaarigen vorsichtig. Dieser nickte nur, nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Kaffee. »Sie haben schon einiges auf dem Formular für die Notaufnahme ausgefüllt, allerdings fehlen die Angaben zu Eltern oder Erziehungsberechtigten.«, ließ er ihn dann sachlich wissen. Es steckte bereits die stille Forderung mit drin, diese Lücke nun zu füllen. »Ehm, keine.«, sagte Baekhyun etwas unsicher, sein Blick auf den dampfenden Kaffee in seinem Becher gerichtet. »Er hat keine, nicht so richtig. Seine Mutter ist gestorben und sein Dad.. der ist in Daegu.«, erklärte er weiter.

Jins Miene glich der meinen. Wir beide hatten unsere Augenbrauen skeptisch zusammengezogen und tauschten nur einen kurzen Blick aus. Ich vermerkte die Information auf dem dafür vorgesehenen Feld. »Und wer ist erziehungsberechtigt? Er ist noch minderjährig, wir müssen jemanden informieren.«, fragte der Älteste und machte gleichzeitig einen Kreis um das Wort Familie auf seinem Formular. »Naja, ich irgendwie.«, kam es beinahe kleinlaut von Baekhyun. Er schien zu merken, dass seine Aussage nicht unbedingt vorteilhaft war, weshalb er nicht einmal eine Antwort abwartete. »Er wohnt bei mir — bei mir und meinen Eltern.«

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now