DREIZEHN

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Jeongguk

Ich hatte Angst. Oder vielmehr war es die Unsicherheit, die mich gerade überfiel. Auf dem Weg zurück zum Behandlungszimmer sah ich Baekhyun schon auf den Stühlen neben der Patientenküche sitzen. Niemand beachtete ihn wirklich und es hatte ihm wohl auch niemand gesagt, dass Jins Untersuchung längst vorbei war und er zu Taehyung ins Zimmer gehen könnte. Ich holte sofort mein Diensttelefon heraus, bevor ich noch auf die Idee kommen könnte, zu lang allein mit Baekhyun zu reden. Namjoon hatte recht — ich sollte mich jetzt erstmal darauf konzentrieren, dass Taehyung sich wieder erholen würde. Fuck, ich wusste ja nicht, dass das so verdammt schwer werden würde.

»Hey, ehm, Baekhyun?«, machte ich den Braunhaarigen dann schließlich auf mich aufmerksam, nachdem ich Jin getextet hatte, dass ich mit Baekhyun vorm Zimmer auf ihn warten würde. Er blickte sofort zu mir auf und ich sah, dass er einige Sekunden brauchte, um einordnen zu können, wo er mich schonmal gesehen hatte. Er stand vor mir — war direkt aufgesprungen, als ich ihn angesprochen hatte — und sah mich verwirrt an. »Jeonghan, oder? Du arbeitest hier?«, fragte er mich und der Anblick seines gezwungenen Lächelns tat mir im Herzen weh — ihm musste es furchtbar gehen. »Jeongguk — und nein, nicht unbedingt. Ich habe Praktikumssemester.«, erklärte ich ihm, was er nur abnickte. »Weißt du was über Taehyung? Oder bist du nur zufällig hier?« Er klang etwas gehetzt, was ich allerdings mehr als nur verstehen konnte. Er wollte einfach wissen, wie es seinem-

Ja, seinem was eigentlich? Ich wusste immer noch nicht wirklich, wie die beiden zueinander gehörten, doch dass es wieder Baekhyun war, der wegen Taehyung hier war — und auch den Krankenwagen gerufen hatte — musste bedeuten, dass sie sich sehr nahestanden. Ich wusste gar nicht, was genau ich mir wünschte, was die beiden füreinander sein sollten. Ich erinnere mich nur daran, dass ich hoffte, sie waren kein Paar — ohne Grund und an diesem Tag noch ohne weitere Gedanken. Ich wusste es nicht besser — ich kannte Taehyung noch nicht. Ich kannte sie beide nicht.

»Wir warten hier auf Doktor Kim, dann können wir zu ihm gehen.«, teilte ich ihm mit, woraufhin er wieder nickte und sich auf den Stuhl fallen ließ. Ihm entkam dabei ein gestresstes Seufzen und der Braunhaarige rieb sich die Augen. »Hast du geschlafen?«, fragte ich ihn, nachdem mein Blick für einen Moment zu meiner Armbanduhr gewandert war. Wir hatten gerade einmal fünf Uhr früh. Einmal in der Woche fing ich meinen Dienst in der Notaufnahme bereits um vier Uhr an — und dieser Tag war ausgerechnet dieser Donnerstag. Es hätte jeder Tag sein können, doch es war dieser.

Baekhyun schüttelte den Kopf und nahm den letzten Schluck aus einem Pappbecher, in dem vermutlich Kaffee gewesen war. »Nein. Wir sind seit etwa halb drei hier. Ich werd nicht schlafen können, bis ich ihn gesehen hab.«, meinte der Braunhaarige und ließ seinen Kopf hängen. »Fuck, wahrscheinlich werd ich nie wieder schlafen können.«, murmelte er noch — eher für sich, doch ich konnte ihn hören. Ich sah Baekhyun für ein paar Augenblicke nur an. Was musste er für eine schlimme Nacht gehabt haben. Ich wollte nachfragen, wie genau alles abgelaufen war, doch ich traute mich nicht. Er sollte nicht darüber sprechen müssen. Nicht hier, im Flur der Notaufnahme, wo es hektisch war, laut und es den Anschein machte, als wären tausend andere Dinge dringender als Taehyung und was passiert war.

Er sollte überhaupt nicht darüber sprechen müssen. Nie. Das sollte gar nicht erst passiert sein. Doch er würde es erzählen müssen. Und noch so viel mehr. Wir würden mit ihm zu Taehyung gehen — damit er endlich mit eigenen Augen sehen konnte, dass er noch lebte — und dann in Jins Büro. Und dann würde er erzählen müssen — mehr als nur die Ereignisse von dieser Nacht.

Ich spürte Jins Hand auf meiner Schulter, merkte gar nicht, dass er schon gekommen war. »Herr Byun, Sie können jetzt zu Ihrem Freund.«, sprach er Baekyhun direkt an, was diesen wieder beinahe hektisch von seinem Stuhl aufspringen ließ. »Na komm.«, sagte Jin zu mir, als er sich zum Zimmer umdrehte und Baekhyun mit einer Handbewegung deutete, einen Moment zu warten, sodass er der Erste sein würde, der das Zimmer betrat. Ich war an letzter Stelle und schloss die Tür hinter mir.

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now