ZEHN

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Taehyung

Baekhyun parkte sein Auto immer ein paar Straßen weiter von meiner Wohnung weg, doch das war auch ganz gut so. Wir mussten also etwas mehr als fünf Minuten laufen, bis wir uns schließlich auf die Sitze fallen lassen konnten. »Schau mal im Handschuhfach, ob da meine Zigaretten sind.« Ich setzte mich auf und öffnete das Fach. Hier drin war alles mögliche. Ich wühlte etwas herum, bis ich schließlich zwei Schachteln fand und sie herausnahm. »Welche?«, fragte ich, als ich ihm beide hinhielt. Er nahm sich ohne zu antworten die aus meiner linken Hand und steckte sich eine Zigarette daraus zwischen die Lippen. »Kannst du schonmal einen drehen?«, fragte er mich dann, als er mir eine zweite Zigarette hinhielt.

Ich nickte nur und kramte in seinem Handschuhfach weiter nach einem Tütchen Gras — allerdings nicht lange, da Baekhyun mir direkt seinen Grinder gab, den er aus seiner Jackentasche gezogen hatte. »Ist schon drin.«, meinte er nur beiläufig. Ich schnappte mir also nur noch ein Pape aus der Packung und legte es in meinen Schoß, ehe ich auch schon die Zigarette auseinanderbrach und direkt etwas Tabak herausfiel. Ich schüttete das Gras aus dem Grinder dazu und versuchte so gut es ging, die beiden Zutaten zu vermischen — was bei Baekhyuns holprigem Fahrstil nicht gerade leicht war. Ich drehte das Ende von dem zusammen, was von der Zigarette noch übriggeblieben war, und schmiss es in die Mittelkonsole. Baekhyuns Wagen war ohnehin ein Saustall.

Die ersten paar Züge nahm ich selbst. Wir redeten nicht unbedingt. Hin und wieder fragte der Ältere mich, was ich denn so getrieben hatte, die letzten Wochen über. Nicht viel. Dann erzählte er mir, was bei ihm so alles abgegangen war. Geschichten von Nächten im Sunrise, irgendwelchen Professoren, die ihm auf die Nerven gingen und davon, dass Kai jetzt wohl sowas wie eine Beziehung führte. »Was, echt?«, fragte ich und sah den Braunhaarigen überrascht an. »Ja, anscheinend. Er sagt, dass er sich nicht sicher ist, was genau jetzt zwischen den beiden abgeht, aber es soll wohl gerade für beide so passen, wie es ist.«, erklärte er mir. »Allerdings glaub ich nicht, dass er heute kommt — oder dass wir ihn in der nächsten Zeit zu Gesicht bekommen werden.«, fügte er noch hinzu, was mich verwirrt die Augenbrauen zusammenziehen ließ.

»Wieso das?«, fragte ich ihn. »Er steht nicht so auf den Scheiß, den Kai macht. Du weißt schon — das ganze Ticken und generell die Sache mit den Drogen. Ist wohl nicht so seine Welt.« Das hörte sich nicht unbedingt vielversprechend an, wenn ich das so sagen konnte. Nicht so, als würden die beiden unbedingt zusammenpassen. Es war zwar nicht so, dass dealen und koksen Kais einzige Interessen waren — aber schon ein großer Teil seines Lebens. Seine besten Freunde sind die meiste Zeit mehr drauf als nicht. Also wenn das ein Problem für sein Date sein sollte, dann würde er früher oder später etwas ändern müssen, wenn er ihn behalten möchte.

»Ich weiß schon, was du denkst.«, kam es nach ein paar Augenblicken von Baekhyun neben mir. »Ach ja?« Ich grinste ihn spielerisch an und reichte ihm den Joint. »Kai denkt, sobald Jimin uns mal kennenlernt und sie beide noch mehr Zeit miteinander verbringen, wird es ihm nichts mehr ausmachen. Keine Ahnung, ob das klappt, aber er wird schon noch rausfinden, was ihm im Endeffekt wichtiger ist.« Wohl wusste Baekhyun tatsächlich, woran ich dachte. Und er hatte recht, mit dem was er sagte. Es würde sich schon zeigen, was aus den zweien werden sollte.

Das Grundstück von Chanyeols Eltern bot genügend Platz zum Parken. Wie es schien waren bis auf uns beide schon alle da — und sogar noch mehr. Ich erkannte mindestens zwei Autos, die ich noch nie gesehen hatte. »Es kommen noch paar aus der Uni. Sind aber alle ganz nett.«, sagte Baekhyun, als er meinen Blick auf die fremden Autos bemerkte. Ich nickte die Information nur ab und öffnete die Tür, um auszusteigen. 

Es war Chen, der uns die Haustür öffnete und mir beinahe sofort um den Hals fiel. »Tae! Lass dich drücken!«, begrüßte er mich euphorisch. Ich erwiderte die Umarmung und lächelte ihn an, als wir uns voneinander lösten. »Wo hast du so lange gesteckt, Mann? Du siehst echt..«, stoppte er dann plötzlich, als er mich von oben bis unten ansah. Vermutlich wollte er gut sagen, rein aus Freundlichkeit, hatte es sich dann aber anders überlegt — rein aus Ehrlichkeit. »Sind das deine Sachen?«, richtete er sich dann mit einer Frage an Baekhyun. Dieser nickte nur. »Bist du hier der Türsteher, oder was? Jetzt lass uns schon rein.«, meinte er noch und schob den offensichtlich schon etwas benebelten Chen in den Flur, sodass wir endlich reingehen konnten.

BEING WITH HIM, kookvWhere stories live. Discover now