Kapitel 59

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Königreich Anchor, Hauptstadt Alystowe

Eliphas beobachtete, wie Cyras, Hunters und Nevans Köpfe nach unten sackten. Ihre Augen starrten leer auf den elfenbeinfarbenen Marmorboden.

Sein Kopf zuckte zu Kains wutentbrannter Miene. Er hatte sie in seiner Illusion gefangen. Eliphas spürte die Macht, die ihn durchströmte, Kains, Calearas und Alasters Macht. Sie waren noch immer ein Teil dieses Schwertes. Der goldene Griff schmiegte sich perfekt in seine Hand.

Die Klinge war federleicht, es kostete ihn kaum Kraft sie zu heben. »Du hast verloren, Kain«, sagte er selbstsicher. Es war ein berauschendes Gefühl.

Wenn Aelros das auch gespürt hatte, konnte er verstehen, warum er es nicht hatte hergeben wollen. Mit Escanda in seinen Händen war alles möglich.

Kain sprang mit verzerrtem Gesicht auf ihn zu, er hielt plötzlich einen langen Dolch in der Hand und die mit Magie verstärkte Klinge raste auf den Prinzen zu.

Aber mit Escanda war es leichtes, jeden von Kains Angriffen zu kontern. Er wirbelte herum, landete einen Treffer am Oberschenkel und einen an der Hüfte.

Kain zischte vor Wut. »Gib sie mir zurück!«, brüllte er und plötzlich umgab ihn eine schwarze, wabernde Masse. Klebrige Fäden schossen auf Eliphas zu, verhakten sich in seinem Hemd und an seinen Händen. Er schwenkte Escanda herum, wollte die Fäden durchtrennen, aber seine Bewegungen waren jetzt viel schwerer und langsamer.

Kain schritt auf ihn zu, immer mehr schwarze Fäden klebten an Escandas Griff und seinen Händen. Eliphas riss daran, aber sie gaben nicht nach. Das Schwert wurde schwer in seiner Hand und er spürte, wie es seinen Fingern entglitt.

Kain streckte die Hand aus und die Klinge wurde Eliphas entrissen. Als Kain sie in seinen Händen hielt, grinste er wieder. »Noch ist es nicht zu spät.« Er wandte sich zu Cyra, Hunter und Nevan um. »Aber zuerst werde ich alle Störfaktoren beseitigen.«

Eliphas wollte vorschnellen, wollte ihn aufhalten, aber seine Körper bewegte sich kein Stück. Die schwarze Masse umgab ihn und verhinderte jegliche Bewegungen.

Kain hob das Schwert und betrachtete es von allen Seiten. Dann lösten sich weitere Fäden, die sich um Nevans reglosen Körper schlossen. »Du hast mich verraten! Du hast unsere Sache verraten!«

Eliphas konzentrierte seine Magie in seinem Inneren. Er versuchte, seine wirbelnden Gedanken zu ordnen und die Panik, die in aufsteigen wollte, zu unterdrücken.
Kain beobachtete jede seiner Regungen. »Ich werde dir alle nehmen, die dir etwas bedeutet haben. So wie mir Aelros zuerst Caleara nahm und dann alle anderen gegen mich hetzte.«

Eliphas funkelte ihn an. »Wenn du ihnen auch nur ein Haar krümmst, werde ich dich töten!«

Kain senkte das Schwert ein Stück. »Ach ja? Du bist nicht in der besten Position dafür.«

Erneut versuchte Eliphas, die klebrigen Fäden abzuschütteln, aber sie rührten sich keinen Millimeter.
Eine schwarze Klinge formte sich aus der Schwärze und Kain streckte die freie Hand in Nevans Richtung aus. »Verrat ist die schwerste Sünde.« Die Klinge sauste durch die Luft, direkt auf Nevan zu und Eliphas konnte nichts tun, um es zu verhindern. Aber plötzlich war eine weitere Gestalt da und warf sich schützend vor Nevan.

Es war ein Mädchen, mit zwei dicken, blonden Zöpfen, sie konnte kaum älter, als 14 sein. Als die dunkle Klinge sich in ihren kleinen Körper bohrte, riss sie die karamellfarbenen Augen auf.

»Nein«, krächzte Eliphas, aber es war längst zu spät. Das Mädchen sank vor Nevans Füßen zu Boden und dunkles Blut sickerte aus ihrer Wunde und tropfte auf den Marmorboden.

Snow Hunter - gefährliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt