Kapitel 8

58 15 1
                                    

Königreich Anchor, Hauptstadt Alystowe

»Dann sollte wohl jemand dafür sorgen, dass die Thronfolge geklärt ist, ehe uns diese Böse Macht erreicht, von der alle sprechen«, erwiderte Cyra.

»Glaubst du das ist wirklich wahr?«, fragte Yaros zweifelnd. »Nur weil ein alter Mann behauptet, dass eine böse Macht über uns liegt, muss das nicht heißen, dass es wirklich so kommt.«

»Magier Alaster ist nicht einfach irgendein Mann!«, widersprach Cyra und es gelang ihr nicht ganz, die Empörung aus ihrer Stimme heraus zu halten. »Er ist der letzte der Magier und hatte wohl eine Vision. Er ist nun seit Jahren engster Berater des Königs und König Locan und das ganze Land konnten sich immer auf ihn und seine Visionen verlassen!«

»Ich sage ja gar nicht, dass das nicht der Fall war«, meinte Yaros beschwichtigend. »Aber auch der Magier ist alt geworden. Und es muss irgendeinen Grund geben, dass er der letzte Magier ist. Vielleicht finden die Götter, es ist an der Zeit, dass sich die Menschen auf sich selbst verlassen und nicht auf einen alten Magier mit zweifelhaften Visionen. Noch dazu einen, der uns verlassen hat! Was sagt das wohl über ihn aus, hm? Vielleicht hat er diese Vision auch nur erfunden, damit niemand seine Position und seinen Ruf infrage stellt.« Er schien sich regelrecht in Rage geredet zu haben.

Eine kurze Zeit war Cyra sprachlos und starrte den großen, jungen Mann, der neben ihr ging, einfach nur an. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass es Menschen gab, die die Magie nicht willkommen hießen. Die die Worte und Visionen des Magiers anzweifelten und lieber in einer Welt ohne Magie leben würden. Ihre Eltern hatten ihr stets beigebracht, wie wichtig es war, dass die Magie ein Teil ihrer Welt blieb und wie glücklich sie sich schätzen konnten, dass Alaster sie führte.

Yaros musterte sie und erkannte die Erschütterung in ihrem Blick. »Weißt du, ich bin nicht der Einzige, der so denkt. Viele sind dieser Meinung. Wir sollten dafür sorgen, dass sich der Magier endlich zur Ruhe setzt und das Beraten jemand anderem überlässt. Vielleicht hat er ja auch erkannt, dass der Wind sich dreht und ist deshalb fortgegangen.«

Cyra schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Das würde Alaster niemals tun!«

Yaros beäugte sie kritisch. »Woher willst du das wissen? Du bist ihm doch sicher noch niemals begegnet!«

»Mein Vater kennt sowohl den König, als auch den Magier Alaster sehr gut. Und er vertraut ihm und schätzt seine Meinung! Und ich vertraue auf die Meinung meines Vaters. Der Magier will uns nichts Böses. Wenn es anders wäre, wüsste mein Vater das!« Sie hatte auf einmal das Bedürfnis, Yaros davon zu überzeugen, dass sie recht hatte. »Woher willst du wissen, dass er der letzte Magier ist? Früher gab es auch mehr von ihnen. Vielleicht ist irgendwo jemand der über die Gabe der Magie verfügt und es nur noch nicht weiß. Oder es nicht einzuordnen vermag.«

»Vielleicht«, meinte Yaros mit einer Betonung, die deutlich machte, dass er sich gegen diese Vorstellung wehrte. »Aber viel wahrscheinlicher ist es doch, dass die Magier nicht mehr benötigt werden. Und selbst wenn da draußen noch jemand ist, der über die Magie verfügt, ist es für diesen Jemand wohl besser, es für sich zu behalten. Schließlich brauchen wir nicht noch einen, der das Land in Panik versetzt und dann verschwindet.«

Cyra wurde bewusst, dass es sinnlos war mit Yaros zu diskutieren. Außerdem hatten sie die Tore des Schlosses nun fast erreicht. »Danke für deine Begleitung«, presste Cyra nun hervor. »Ab hier schaffe ich es allein.«

»Bist du sicher? Das Schloss ist groß, nicht dass du dicht verläufst...«

»Ich sagte, ich schaffe es ab hier allein!«, wiederholte Cyra, diesmal heftiger.

Yaros schüttelte über ihre Wut den Kopf. »Du wiederholst nur, was deine Eltern dir dein Leben lang vorgebetet haben. Vielleicht ist es an der Zeit, dass du beginnst, dir selbst eine Meinung zu bilden.«

Snow Hunter - gefährliches ErbeWhere stories live. Discover now