Kapitel 17

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Königreich Anchor, Chelldra

Hunter beobachtete, wie Cyras Gesichtszüge entgleisten, als sie das schwarze Tattoo erblickte. Wieder regte sich etwas Misstrauen in ihm. Sie schien das Symbol zu kennen, andernfalls hätte es kein Entsetzen in ihr hervorgerufen. Was also hatte sie damit zu tun?

Kieran war nun ebenfalls hinzugetreten und seine Kiefermuskeln spannten sich an, als er die untergehende Sonne sah.

»Kennst du das?«, fragte Hunter an Cyra gerichtet und beobachtete aufmerksam, wie sie versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen.

Kurz schien sie unsicher, ob sie wirklich antworten sollte. »Ja. Ich sah es erst vor wenigen Tagen, an einem Mann in Alystowe.«

Hunter wartete noch einen Moment, dann beschloss er ihr zu glauben. Sie wirkte nicht wie jemand, der ihnen schaden wollte. Immerhin hatte sie ihm das Leben gerettet, auch wenn er das niemals zugeben würde.

»Hast du mit ihm gesprochen?«
Sie nickte langsam. »Ich war auf dem Übungsplatz, zum Bogenschießen. Er kam herüber und sagte ein paar Belanglosigkeiten. Als ich ihn nach der Tätowierung fragte, schien er zunächst nicht antworten zu wollen. Dann meinte er, sie solle ihn daran erinnern, wie er die Zukunft zu formen gedenke. Er meinte, er hätte gehofft, mich für seine Sache gewinnen zu könne. Aber ich habe keine Ahnung, was er damit meinte.«

»Hast du ihn davor schon einmal gesehen?«

»Nein.«

»Wie sonderbar.«

»Woher kennt ihr das Zeichen? Wisst ihr, was es bedeutet?«, fragte Cyra neugierig.

Hunter tauschte einen Blick mit Kieran. Dieser schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Seine Gesichtszüge waren hart.

»Nein«, meinte Hunter schließlich, als er sich wieder Cyra zuwandte.

Er ließ seinen kritischen Blick über ihre sorgfältig geflochtenen Haare und ihre ordentliche Kleidung wandern. »Was tust du überhaupt hier, hm? Woher kommst du?«

»Ich bin vor einigen Tagen von Alystowe aus aufgebrochen. Und wie ich schon sagte, wollte ich nur meine Tante besuchen.«

Hunters Gefühl sagte ihm, dass sie ihnen nicht die Wahrheit sagte. Oder zumindest nicht die ganze Wahrheit. Aber er ließ es dabei bewenden, er hatte keinerlei Interesse an ihrer Herkunft.

»Wir sollten verschwinden«, wiederholte er schließlich, diesmal mit mehr Nachdruck. »Und damit meine ich nicht, von diesem Platz hier, sondern aus dieser Stadt. Offenbar ist uns doch jemand her gefolgt.«

»Gefolgt?«, fragte Cyra verwirrt. »Seid ihr denen schon früher begegnet?«

»Ja, das sind wir«, erwiderte Hunter ungeduldig. »Da haben sie auch versucht, uns zu töten, woraufhin wir geflohen sind.«

»Und wo geht ihr jetzt hin?«
Hunter wandte sich bereits ab.

»Weg.«

»Warte! Wohin werdet ihr euch wenden?«

»Ich wüsste nicht, was dich das angeht!«

»Ich kann euch begleiten, vielleicht finden wir gemeinsam heraus, was es damit auf sich hat.«

Bei diesen Worten fuhr Hunter wieder herum. »Auf keinen Fall!«, knurrte er. Hatte sie denn plötzlich gar keine Angst mehr vor ihnen?

Wie kam sie auf die Idee, sich einfach ihnen anschließen zu wollen, obwohl sie Kier und ihn doch gar nicht kannte?

Cyra reckte ihr Kinn herausfordernd vor. »Warum nicht? Ich will auch herausfinden, was dieses Symbol bedeutet.«

»Wir haben schon genug damit zu tun, selber nicht getötet zu werden. Da können wir nicht auch noch auf dich aufpassen!«

Snow Hunter - gefährliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt