3 - Wetterfühlig

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Sie sah in Flos Augen und entdeckte Unmut und Bedauern über die Situation. Das konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Sie hatte genug Frust, sie brauchte nicht noch seinen.

„Hey. Hör nicht auf die Mutter von Saskia. Du siehst wunderschön aus", sagte er und sie unterdrückte ein Schnauben.

„Hm. Passt schon. Wieso gibt das Scheißding keine Kippen?", fragte sie und wandte sich wieder dem Zigarettenautomaten zu.

„Keine Ahnung, aber wollten wir nicht aufhören? Du sagst doch immer, Rauchen ist scheiße und ungesund...", erklärte Flo und sie nickte.

„Stimmt. Aber ich will jetzt eine qualmen. Du kannst weiter abstinent bleiben. Für uns beide sozusagen", erwiderte sie und konnte sich den bitteren Ton nicht verkneifen.

Was auch erklärte, wieso er die Augenbrauen hob und sie seufzend in seine Arme zog, ehe er einen Kuss in ihre hochgesteckten Locken hauchte und meinte: „Ich glaube aber, der ist defekt. Komm, wir gehen dir eine Kippe schnorren."

„Nein, danke. Ich will nicht, dass mich noch mehr Leute als nötig blöde anmachen", erklärte sie leise und er lehnte seinen Kopf an ihren.

„Sie hat keine Ahnung, Anna", sagte er und sie zuckte mit den Schultern.

„Hat sie nicht davon abgehalten, ihr Urteil über mich zu sprechen", stellte sie fest und er nickte.

„Sollen wir nach Hause fahren?", fragte er und sie schüttelte den Kopf.

Sie wollte gerade etwas antworten, als sie hörte: „Boah, krass. Ich dachte, für so Wale wie die gib's gar keine Kleider. Wie viel Kilometer Stoff haben die für das hellblaue Ding gebraucht? Bestimmt denkt die, sie sieht jetzt aus wie Elsa in ‚Frozen' und nicht mehr wie ein Fleischklops mit einer unfassbaren Stoffbahn um ihre Wabbelhüften..."

„Woher kennst du ‚Frozen', Alter...", erkundige sich eine andere männliche Stimme lachend und obwohl sie die Sprecher nicht sah, konnte sie sich vorstellen, wie der Erste mit den Schultern zuckte.

„Ich hab doch eine kleine Schwester, Phil. Die war ganz verrückt nach den beiden Disney-Filmen. Kannst dir vorstellen, was man als liebender Bruder macht, oder? Richtig. Man schleppt sie ins Kino und hofft, dass da ein hübsches Mädchen sitzt, das genauso lieb zu ihrer Schwester ist...", erwiderte dieser und sie verdrehte automatisch die Augen, als der Zweite noch mehr giggelte.

Sie spürte, wie Florian vor Wut zu zittern begann und wie eisern er sich zusammenreißen musste, ihr zuliebe die Klappe zu halten. Das hatte doch keinen Sinn. Sollte das jetzt den ganzen Abend so weitergehen? Sie hatte sich gewünscht, dass er den Abi-Ball genießen konnte. Aber wie immer war sie dem im Weg. Das konnte sie nicht so stehenlassen.

„Hey, Ace. Guck mich an", bat sie leise und kämpfte mit sich, nicht in Tränen auszubrechen.

‚Ich wollte so gerne diesen Abend mit ihm verbringen. Auch, wenn es hier gewesen wäre', dachte sie und bemerkte, dass seine Augen sich in ihre bohrten, also sagte sie: „Hör zu, ich hab eine Idee, ok? Ich fahre jetzt..."

„Ok, dann geb ich Ma Bescheid und wir...", erwiderte er sofort und seine Bereitschaft, den Abend abzubrechen, rührte sie zusätzlich, während sie ihn mit einem Kopfschütteln unterbrach.

„Nein, Ace. Ich fahre. Du genießt mit deiner Ma trotzdem diesen Abend, ok? Ich weiß, dass wir abgesprochen hatten, dass wir uns gegenseitig nichts schenken heute, aber jetzt hab ich doch einen Wunsch, ok? Ich möchte, dass du da rein gehst und mit deiner Ma diesen einmaligen Anlass feierst. Weil du nur einen Schulabschluss feiern kannst und es für Gretel wichtig ist. Wir gehen bald nach Stuttgart und sie hat schon gesagt, wie du ihr fehlen wirst. Darum ist es wichtig, dass ihr diese Begebenheit feiert. Sie hat nur noch dich, dein Dad ist tot. Außerdem kannst du heute nochmal richtig mit deinen Freunden Party machen. Aber dabei störe ich nur...", erklärte sie und er schüttelte sofort den Kopf.

Mein Name ist Anna!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt