35 - Wetterchen

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Den Rest der Woche war Anna nervös gewesen, erinnerte er sich knapp sieben Tage später, als er auf dem Rückweg zu ihrer Parzelle war. Er hatte erst gedacht, dass es daran gelegen hatte, dass sie noch am Abend ihre Periode bekommen hatte, aber am darauffolgenden Samstagmorgen hatte sie ihn mit der Ankündigung überrascht, er solle eine Tasche packen. Denn sie würden verreisen. Dabei hatte sie so verunsichert gewirkt, dass ihm ganz eng in der Brust geworden war.

Er hatte sie gefragt, wohin sie fahren würden. Daraufhin Anna hatte erklärt, das verrate sie ihm nicht, aber sie hoffe sehr, er möge Camping. Nach ihren Essens-Eskapaden hätte es nicht mehr für die ursprünglich geplante Flugreise gereicht. Er hatte sie nur angestarrt. Verwirrt hatte er ihr zugesehen, wie sie drei Kartons, einen Grill, zwei Stühle, einen Klapptisch sowie ihre Taschen in ihren Kofferraum verfrachtet hatte, nachdem er ihr geholfen hatte, die Rücksitzbank umzulegen. Dabei hatte sie ihm erklärt, dass sie die Dinge für den Trip die letzten Wochen gebraucht aufgetrieben hatte.

Er hatte ihr dann gesagt, dass sie ihm auch einfach hätte sagen können, dass sie mit ihm verreisen wolle, und sie hatte ihn angelächelt und gemeint, so wäre es aber keine Geburtstagsüberraschung gewesen. Denn das war sein Geschenk zu seinem Zwanzigsten. Eine Woche am „Tachinger See". Weil sie sich nach Wasser gesehnt und gedacht habe, sie verbinde das Praktische mit dem Vergnüglichen. Sie hätten in ihrer frühen Kindheit Urlaube auf dem Campingplatz in Waging am See gemacht. Sie hätte die Orte in guter Erinnerung behalten und deswegen habe sie gedacht, das wären gute Alternativziele für die Flugreise.

Er hatte ihr fassungslos gesagt, sie könne ihm doch keinen Urlaub zum Geburtstag schenken und sie hatte nur mit den Schultern gezuckt und erklärt, könne sie wohl. Immerhin hätte er ein rundes Jubiläum. Da könne man es schon einmal krachen lassen. Danach waren sie nach der kurzen Diskussion, ob er sich an den Kosten beteiligen dürfe, in ihr Auto gestiegen und losgedüst. Sie hatte es rigoros abgelehnt, dass er mitbezahlte. Jetzt hatte er ein Problem.

Er hatte mit ihr an IHREM Zwanzigsten schick Essen gehen wollen. Aber er hatte auch schon eine Idee. Die er umsetzen wollte, sobald sie wieder zuhause waren. Als sie dann in Taching angekommen waren, hatte er gestutzt, als sie vier Parzellen gezeigt bekamen, die nebeneinander am See lagen. Auf einer stand ein knallroter Bully aus den 70ern. Er hatte den Kleinbus angestarrt und dann Anna. Da hatte sie zu Grinsen angefangen und gemeint, ob er denn gedacht habe, sie würde ihn zu seinem Geburtstag entführen und keinem die Gelegenheit zu geben, mit ihm zu feiern.

Ihre Liebe zu Saskia und Erik würde jedoch nicht so weit gehen, dass sie mit ihnen zusammen im Zehnmannzelt schlafen würde, dass sie ebenfalls gebraucht erstanden hatte. Da war ihm wieder die Klappe heruntergefallen. Sie hatte ihm dann gestanden, dass er genau dieses Gespräch mitbekommen hätte, an dem seine Ma ihr erklärt habe, diese habe Annas Nummer an Erik nach einem Fußballspiel weitergeleitet. Als sein Kumpel sich gemeldet hatte, habe sie ihn eingeladen. Immerhin gehöre dieser zu seinen wichtigsten Menschen.

Dann war sie ernstgeworden und hatte ihm gestanden, dass sie auch Lari und die anderen gefragt habe, ob sie zu ihnen stießen. Weil sie ein Gegengewicht zu Saskia und Erik gebraucht hatte. Das fand er ok. Vollkommen. Denn er kam gut mit Larissa, Massimo, Ela und Thomaso klar und zählte sie ebenfalls zu seinen Freunden. Es würde bestimmt lustig werden. Vor allem, wenn Anna erkannte, dass er auch noch jemanden kurzfristig eingeladen hatte. Während sie den Wagen ausgeladen hatten, hatte sie ihm zudem erklärt, dass seine Ma zu seinem Geburtstag auf Kaffee und Kuchen vorbeikäme, wobei diese auch Letzteren vorbeibrächte. Seitdem waren sie also hier. Allerdings noch allein. Die anderen kamen heute.

Weswegen Anna auf einem der Stühle saß und in ihrem Buch las. Am hellen Tag ging sie nicht ins Wasser. Da seien ihr zu viele Menschen, sagte sie immer. Aber nachts hatten sie sich im See vergnügt. Er genoss es einfach, sie beim Planschen zu beobachten. Auch wenn man da nicht so viel davon sah. Sie hatte sich ihre Ohrstöpsel in die Ohren gesteckt, stellte er fest, als er sich ihr näherte. Die Lider hatte sie ebenfalls geschlossen. Sie sah völlig entspannt aus.

Mein Name ist Anna!Where stories live. Discover now