52 - Rückenwind

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Flo holte den dicken Umschlag heraus und reichte ihr diesen. Sie öffnete ihn, während ihre Finger zitterten. War das die Antwort auf ihre Ängste, die sie seit gestern so im Griff hatten? Sie schluckte, als die Zulassungspapiere herausfielen.

Ihr Herz klopfte heftig, derweil ihr Tränen in die Augen schossen und sie las: „Herzlich willkommen, Frau Kreitmayr, Sie sind nur noch wenige Schritte von ihrem Studium im Fach Chemie entfernt..."

„Ich bin angenommen. Ace! Ich bin angenommen!", rief sie automatisch aus und sah, dass er strahlte, während ihr Tränen über die Wangen liefen.

„Das bist du, Arielle. Ich wusste es. Träume können sich erfüllen. Sollen sie", murmelte er und zog sie zu sich, um sie hitzig zu küssen.

„Ich ... hab ... eine Zukunft. Ich bleibe nicht nutzlos", flüsterte sie schluchzend und er strich ihr zärtlich über die Wangen.

„Nutzlos warst du noch nie, Anna. Wärst du auch niemals geworden", widersprach er und sie lehnte den Kopf an seinen.

Sie spürte, dass er leicht zitterte und wisperte: „Danke. Dass du an mich glaubst. Mich immer wieder in die richtige Richtung stößt..."

„Hey! Was wären wir ohne Abenteuer, hm? Bisher war alles mit dir eins und bis dato haben wir sie nicht nur überstanden, sondern sind entweder daran gewachsen oder hatten sauviel Spaß dabei", raunte er und sie nickte, ehe er sie nochmal küsste.

„Ich werde Chemikerin", flüsterte sie immer wieder fassungslos und registrierte, wie seine Augen leuchteten, als er das ein ums andere Mal bestätigte.

Als sie sich etwas beruhigt hatte, löste er sich von ihr und meinte: „Ich hab Sekt eingepackt. Zum Anstoßen für alle Fälle, als der Umschlag kam. Wir können zur Not bei Mama schlafen, das hab ich geklärt. Sie holt uns auch, falls keiner mehr fahren kann. Ist ja morgen Wochenende. Apropos. Ich hab noch etwas für dich."

„Noch was? Was denn noch? Du hast mir doch gerade einen Lebenstraum erfüllt, den ich nicht zu träumen gewagt hab", murmelte sie und er zuckte mit den Schultern.

„Erst Sekt oder später?", hakte er nach und plötzlich wirkte er wieder nervös.

‚Was ist nur los mit ihm?', fragte sie sich und erklärte: „Später?"

„Ich hatte gehofft, dass du das sagst", erwiderte er und setzte sich auf, ehe er sie ebenfalls hochzog.

Als sie ihn verwirrt ansah, meinte er: „Das geht im Sitzen besser."

„Aha", machte sie automatisch und beobachtete, wie er nickte.

Sie bemerkte, wie seine Hände zittrig etwas aus der Tasche zogen, dass er in Geschenkpapier gewickelt hatte und stutzte, ehe sie sagte: „Wieso schenkst du mir ... Scheiße. Heute ist unser Zweijähriges! Ich hab es vergessen! Oh nein! Ich bin die schlechteste Freundin, die man haben kann! Nur mit mir beschäftigt! Ace, ich ... es tut mir leid. Ich hab jetzt nichts für dich."

Er zuckte mit den Schultern, küsste sie auf die Nasenspitze und murmelte: „Ist ok. Ich weiß, dass es untergegangen ist. Ist ja verständlich. Außerdem hab ich mein Geschenk gestern schon bekommen. Du hast denen in der Arbeit gesagt, dass man mit Anna nicht so umgehen darf. Ich kann nur immer wieder betonen, wie glücklich und stolz mich das macht. Denn bis dahin war es ein weiter Weg, Arielle. Ich weiß natürlich, dass deswegen nicht alles automatisch gut ist und du dich nicht plötzlich supertoll findest, aber es war ein großer Schritt. Sonst bist du Konflikten aus dem Weg gegangen und hast dich eher versteckt, statt auf den Tisch zu hauen und zu sagen, so nicht. Das bedeutet mir so viel, ich kann es nicht beschreiben. Das war also mein Geschenk. Machst du deines auf?"

Mein Name ist Anna!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt