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Das Hotel war schön und riesig, keine Frage, doch an der Rezeption gab es ein Problem. „Sie haben wohl ein Zimmer zu wenig gebucht, Sir", sagte die Dame zu Mr. Davis. „Haben Sie denn kein Zimmer mehr frei?", fragte unser Lehrer verzweifelt. „Sicher, es ist aber im dritten Stock und hat nur ein Ehebett", sagte die Frau. „Ja, das nehmen wir. Jared, Helena, euch macht es doch sicher nichts aus-" „Nein, kein Problem", rief Jared sofort. Mr. Davis strahlte uns an und überreichte jedem die Zimmerschlüssel.

„Du bist so ein Idiot, Jared", fauchte ich, als wir vor unserem Zimmer ankamen. „Ach was, getrennte Betten hätten uns nur Probleme gemacht", meinte Jared gleichgültig. Schön, dass er nicht mehr sauer war.

Das Zimmer war nicht sehr groß, aber die Aussicht war wirklich schön. „Perfekt", murmelte Jared und ließ sich auf das Bett fallen. „Ich schlafe auf der linken Seite!", sagte ich streng. „Nein, tut mir leid, ich schlafe da", erwiderte Jared trotzig. „Jared, ich schlafe da!", rief ich etwas lauter. „Wenn wir Sex haben, kannst du da liegen", beschloss er. „Bastard", knurrte ich. „Jaja, du wirst mich doch sowieso eines Tages lieben", säuselte Jared. „Du und deine Träume", seufzte ich auf und fing an, meine Sachen aus dem Koffer in den Schrank zu räumen.

„Sieh an, jetzt kriege ich doch die linke Seite", sagte Jared zufrieden. „Wenn du wieder provozierst, schläfst du auf dem Boden!", drohte ich ihm. „Natürlich", grinste Jared und zog mich an der Hüfte zu ihm. Ich befreite mich aus seinem Griff und schüttelte meinen Kopf. „Lass mich in Ruhe", entgegnete ich. „Hast du deine Tage?", erkundigte Jared sich. „Nein", zischte ich. „Zum Glück, wäre sonst ein Problem gewesen", meinte Jared zufrieden. „Bitte lass mich einfach schlafen, ja?", seufzte ich. „Klar, auf der rechten Seite", grinste Jared.

„Ich geh duschen", fauchte ich und schnappte mir ein T-Shirt, sowie frische Unterwäsche. Damit ging ich in das kleine Badezimmer und zog mich aus. „Du siehst gut aus!" Ich zuckte zusammen. „Jared, verpiss dich!", rief ich entgeistert.  „Ich habe aber schon alles gesehen", schmollte der Mann hinter mir. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel.

„Wenn wie gemeinsam duschen, darfst du immer auf der linken Seite schlafen", bot er mir an. „Nur duschen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Alles, was du willst", meinte Jared und zog sich sein T-Shirt aus. „Also...", zögerte ich. Die Schönheit hielt inne und sah mich misstrauisch an.

„Ich wollte dich nicht überreden, wenn du nicht willst, geh ich, tut mir leid", murmelte Jared. „Vergiss es, wer würde nicht", grinste ich und schaltete das Wasser ein. „Lieben wir", kommentierte Jared schmunzelnd und entkleidete sich.

...

Den nächsten Tag stellte uns Mr. Davis zur Verfügung, um das Städtchen zu besichtigen und Leute kennenzulernen. Ich beschloss, alleine zu gehen, Jared war zu seinen Freunden gegangen und Ashley beachtete mich gar nicht mit Traicy, doch das fand ich nicht schlimm, wenn ich ehrlich sein musste. Menschen, die mich nicht mochten, gingen mir am Arsch vorbei, nur bei Jared war das ein bisschen anders, ich wusste nicht, wieso.

Die Stadt war wunderschön, auch wenn das Wetter nicht wirklich sehr toll war. Es war nebelig, die Straßenlaternen leuchteten, aber es regnete nicht. Eigentlich gefiel mir das Wetter, mal wieder etwas Anderes.

„Baby", raunte jemand hinter mir in mein Ohr. „Carlo, erschreck sie doch nicht so", ertönte eine zweite Stimme. Ich drehte mich um und sah ihn die Gesichter zwei junger Männer. Der eine sah aus wie ein Spanier, während der andere Typ ein waschechter Engländer zu sein schien.

„Hi", sagte ich knapp. „Ich bin Harvey, und das ist Carlo", wurde ich sogleich informiert. „Ich heiße Helena. Freut mich", erwiderte ich und reichte beiden die Hand. „Uns auch. Wieso bist du alleine unterwegs?", wollte Carlo wissen. „Weil es niemanden gibt, mit dem ich unterwegs sein könnte?", erwiderte ich in einem fragenden Ton. „Dann geselle dich doch zu uns", bot Harvey an und schenkte mir ein ehrliches Lächeln. „Von mir aus", erwidert eich schmunzelnd. „Wohin geht ihr denn?" „Also, wir wollten frühstücken gehen und danach ein wenig herumhängen", meinte Carlo. „Klingt gut!"

...

London war, wie gesagt, wunderschön, allerdings fiel mir auf, dass die Mehrzahl der Menschen schlecht gelaunt war. Für Harvey und Carlo schien dies normal. „Das Wetter beeinflusst die Stimmung der Menschen hier sehr. Da kannst du schon mal angemotzt werden, wenn du eine Kombination trägst, die nicht passt", erzählte Harvey gelassen. Seine blondem Haare fielen ihm immer wieder ins Gesicht, doch selbst das störte ihn nicht. Er war ein entspannter Typ, bemerkte ich.

Wir hielten vor einem kleinen Café und traten ein. Drinnen war es unglaublich schön dekoriert. Auf den Tischen standen überall eine weiße Vase, in der sich eine rote Rose befand. Die Beleuchtung war sehr sparsam gewählt worden, doch genau das verlieh dem Raum etwas Ruhiges.

„Carlo und Harvey! Welch eineentzückende Dame habt ihr mir denn mitgebracht?" Eine etwas ältere Frau kam auf uns zu. „Miss Zeroni, das ist Helena aus Amerika", stellte Harvey mich vor. „Freut mich. Machst du hier Urlaub?", wollte Miss Zeroni wissen. „Nein, ich bin mit meiner Klasse hier", erzählte ich ihr. „Oh, sowas gab es früher nie. Typisch 21. Jahrhundert", seufzte die Dame und bot uns einen Platz in der linken Ecke zum Sitzen an.

„Was möchtet ihr gerne trinken? Essen?", fragte Madam Zeroni. „Ich hätte gerne ein Stück von der Erdbeertorte. Diese sah wirklich fabelhaft aus! Und einen Cappuccino, bitte", bestellte ich.

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