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Ich hatte Unrecht. Es war genau eine Woche vergangen, und die beiden waren noch immer zusammen. Anscheinend schienen sie sich ja wirklich so sehr zu lieben. Ich fand diese ganze Nummer so lächerlich, ein Blinder konnte erkennen, dass Jared das alles vorspielte. Ich empfand auch ein wenig Mitleid mit Ashley, aber sie hatte sich das auch selbst eingebrockt. Naja, die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Ich hatte auch gehofft, Jared würde mich endlich lassen, aber jetzt stand er tatsächlich wieder vor mir.

„Hallo Bienchen", summte er. Wer war die Biene hier?

„Verpiss dich und geh zu deiner Freundin, die du ja so sehr liebst", fauchte ich und klang verbittert. Das war ich sicherlich auch, aber Jared war der Letzte, dem ich das unter die Nase binden wollte.

„Ist da jemand eifersüchtig?", spottete Jared. „Wow, ich bin so eifersüchtig auf Ashley, weil sie gerade komplett verarscht wird. Bitte mach das auch mit mir! Ach stimmt, hast du ja schon, nicht wahr? Zum Glück bin ich nicht so naiv wie Ashley, um auf dich zu stehen", schnaubte ich. Jared Augen verdunkelten sich. „Ich habe dich nicht verarscht. Du bist die Mühe nicht wert", sagte er kühl. „Du bist so ein verdammtes Arschloch, Lincoln", zischte ich.

„Jardy, da bist du ja!", ertönte Ashleys Stimme. Ich sah, wie Jared seine Augen verdrehte. Was ein hinreißenden Freund namens Jardy. „Oh ja komm, gib's mir, Jardy", fälschte ich ein Stöhnen. Wütend sah er mich an.

„Jared, was machst du bei der da", sagte Ashley hochnäsig. Ich fing an zu grinsen. „Ashy, wie schön, dich zu sehen. Ich habe gerade mit Jardy rumgebracht, sieh mal", erwiderte ich und zeigte ihr meinen Knutschfleck am Hals. „Von wem hast du den?", fragte Ashley besorgt. „Ja, von wem hast du den?", wiederholte Jared die Frage. Wer von uns beiden war hier eifersüchtig?

„Von dir, Jardy. Ashley, verzeih Jardy, er muss seinen Ständer noch vor dem Unterricht weg kriegen", sagte ich lächelnd zu Ashley und ging in den Klassenraum. Ich wusste, dass das sicher nicht für eine Trennung reichte, aber für den Anfang war das doch gut.

„Hey Helena", begrüßte mich Jaime wie jeden Morgen. „Hi", erwiderte ich und setzte mich neben ihn. Er und Kathy hatten tatsächlich angefangen zu daten und es lief wirklich ziemlich gut zwischen den beiden. Ich gönnte es ihnen. In Jaime hatte ich einen guten Freund gefunden und ich hatte ihm alles sehr detailliert von Jared und mir erzählt, bis auf die nicht jugendfreien Szenen. Er war ein unglaublich guter Zuhörer und verstand mich wirklich.

Von ihm hatte ich erfahren, dass seine Eltern frisch geschieden waren und er deshalb mit seiner Mutter von Chile hergezogen ist. Jaime hatte eine große Schwester, aber diese blieb bei ihrem Vater. In Chile hatten sie eine kleine Farm mit Rindern und damit wurde das Geld verdient. Jetzt arbeitete Jaimes Mutter als Putzfrau in einer Firma. Von Jaimes Erzählungen her wirkte sie auf mich sehr liebevoll.

Ashley und Jared kamen etwas verspätet in den Unterricht, man konnte sich denken, was passiert war. „Mr. Lincoln, wenn Sie so weitermachen, wird Ihnen mit einem Schulverweis bedroht. Ich hoffe, sie sind sich diesen Konsequenzen bewusst", wurde er ermahnt.

Ashley hatte sich total verändert, Fabiola auch. Jetzt war Ashley die Bitch, während Fabiola tatsächlich etwas netter wirkte. Ashley hatte die Freundschaft mit Traicy beendet, aber diese hat schnell eine neue Freundin gefunden. Mich sahen die beiden sauer an, Ashley, weil sie dachte, ich würde versuchen, ihr Jared wegzuschnappen und Traicy, weil ich ihr nicht geholfen hatte.

Ich konzentrierte mich auf die Unterrichtsstunde, weil uns wichtige Prüfungen bevorstanden, aber Jared und Ashley flirteten dermaßen laut miteinander, dass mir der Kragen platzte.

„Können Ashley und Jardy nicht draußen weitersprechen? Ich finde, sowas gehört nicht in den Unterricht!", sagte ich laut. Mr. Davis dachte nach. „Danke dafür, Helena. Ashley wird dieses Klassenzimmer unverzüglich verlassen und ich werde mich gut darum kümmern, dass sie die Klasse wechseln kann. Jared wird bleiben."

Ich war erstaunt, dass ich es wirklich geschafft hatte, den Lehrer zu überzeugen, dass Ashley und Jared nervten. Wahrscheinlich hatte er es einfach selber gemerkt, wie auch nicht. Sie waren Gesprächsthema Nummer Eins momentan. Unverständlich für mich, was ging das die anderen Menschen an? Mir fiel auf, dass das mehr oder weniger eine Doppelmoral war und seufzte auf.

„Hast du einen Plan?", wollte Jaime wissen. „Einen Plan? Ich mach alles spontan, das geht am besten bei mir", meinte ich und lächelte. „Lächel nicht, wenn du es nicht ernst meinst. Ich seh, dass es dir nicht gut, Helena", sagte Jaime ernst. Ich schüttelte den Kopf. „Mir geht's gut, ich bin nur müde", murmelte ich. Jaime nickte ungläubig. „Wie du meinst."

Ich erwische mich, wie ich immer wieder zu Jared sah. Verdammt, sollte es echt so weitergehen? Ich, die einen vergebenen Jungen die ganze Zeit anstarrt, während dieser mit einem Mädchen zusammen war, welches er nur verarschte? Es sollte doch einfach nur wieder wie vorher sein...

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